Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

56 | Erſte Unterordnung: Eidechſen; dritte Familie: Agamen.

weißen Kopf, und ebenſo war die ſonſt feuerrote Schwanzbinde gelb gefärbt. Die Länge erwachſener Männhen beträgt 35 em, wovon auf den Schwanz 22 cm kommen.

„Als Kennzeichen für die Art mag weiter gelten die auffallend vergrößerte Hinterhauptsſhuppe, die gleihmäßige Beſhuppung des Rückens mit ſtachelſpizigen Kielſhuppen und der Umſtand, daß 7 oder 8 Oberlippenſchilde vor den Vorderrand des Auges zu liegen kommen. Das Verbreitungsgebiet der Siedleragame an der Weſtküſte Afrikas erſtre>t \i< nordwärts bis Senegambien, ſüdwärts bis zum Kunenefluſſe. Nach Süden hin wird ſie aber na< meinen BeobaŸtungen immer ſeltener. Jn der Kamerungegend fand ih bloß vereinzelte Stü>e von ihr, und unter dem Gleicher habe ih während meines langen Aufenthaltes nur einige wenige bemerkt; es ſcheint alſo die Goldküſte einer der Brennpunkte des Verbreitungsgebietes dieſer Tiere zu ſein.“ Pechuel-Loeſche hat ſie wieder häufig an manchen ODrtlihhkeiten der Loangoküſte 4. B. bei Landana am T\chiloängofluſſe, und ſpäter auh am Kongo gefunden. Jn einzelnen Gegenden waren die Tiere nicht feuerrot, ſondern matt weiß oder hochgelb gezeichnet. „An der Goldküſte“, fährt Reichenow fort, „bewohnen die Siedleragamen alle Ortſchaften. Wie der Hausſpag- ſind dieſe Kriechtiere an die Behauſung, an das Thun und Treiben der Menſchen gebunden. Jm Walde trifft man ſie, abgeſehen von der erwähnten Spielart, nur hin und wieder auf Lichtungen, in Bananen- und Piſang- oder Yamsfeldern, meiſt auh bloß, wenn einzelne Hütten der Wächter oder Arbeiter daſelbſt ſih befinden, ſo daß ſie ſelbſt hier dem menſ<li<hen Treiben nicht völlig entfremdet ſind. Negerhütte, Sperling und Agame ſind auf der Goldküſte drei aufs engſte verbundene Begriffe. Jn den Ortſchaften treten die Agamen ungemein zahlreich auf. Überall ſieht man ſie hier an den Lehmwänden der Hütten, auf dem Stroh- und Mattendache, auf und an den weißen Mauern, welche die Gebäude der Europäer umgeben, bald ruhig liegend und behaglih den ſenkre<hten Strahlen der glühenden Tagesſonne ſih ausſebend, bald behende hin und her rennend, um Kerbtiere zu erhaſchen. Eigentümlich ſind die Bewegungen dieſer Tiere, ſo oft ſie irgend etwas Auffallendes bemerken, ſo oft auch ein Menſch ſi ihnen naht. Denn obwohl an den menſ<hlihen Verkehr gewöhnt und dieſen aufſuchend, zeigen ſie ſi< do< ebenſo ſheu wie andere ihrer Verwandten, und ſtets bedacht, vermeintliher Gefahr zu entrinnen. Fn Unruhe verſeßt, bewegen ſie den Kopf heftig auf und nieder, indem ſie gleichzeitig den ganzen Vorderkörper auf den Vorderbeinen erheben und ſenken, ſo daß es ausſieht, als ob ſie grüßend mit dem roten Kopfe ni>ten. Je näher man kommt, um ſo ſchneller werden dieſe ni>enden Bewegungen, bis das Tier plößlih mit der Schnelle des Bliges in einer Mauerſpalte oder zwiſchen dem Dachſtroh verſhwindet. Wenn ih zur Mittagszeit dur< die Straßen von Ara ging und allenthalben dieſe farbenprächtigen Tiere unter ſo ſeltſamen Bewegungen mir zuni>en ſah, konnte ih niemals widerſtehen, mit dem Schmetterlingsneße auf ſie zu jagen. Doch wurde meine Jagd dank der Geſchwindigkeit der Agamen nur ſelten von Erfolg gekrönt. Leichter erlangte ih ſie dur< einen Dunſtſchuß aus einer leinen Vogelflinte. Ein einziges Dunſtkörnchen, das ihnen dur den Leib ging, ſtre>te ſie ſtets leblos nieder. Dasſelbe erfuhr ih, jo auffallend es mir bei der bekannten Zählebigkeit der Kriechtiere erſchien, bei Erlegung von Schlangen.“

„Sehr anmutig“, ſchildert Pehuel-Loeſche, „iſt das Treiben der je nah Alter und Geſchleht ſehr abweichend gezeichneten flinken und zierlichen Tiere, die immer an den Wohnſtätten der Menſchen ſi< aufhalten. Man ſieht ſie ſtets in Menge bei einander, im Sonnenſchein ruhend, hin und wieder huſchend, ſih jagend; {nell verſchwinden ſie und tauchen ebenſo unerwartet wieder auf. Sie ſind niht gerade ſcheu, aber doh viel zu unruhig, als daß ſie zutraulih genannt werden könnten. Jhre hübſcheſte Bewegung beſteht in einem eigenartigen Gruße mit dem klugen Köpfchen und dem Vorderleibe. Nähert