Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Laubfroſch. Laubkleber, Kolbenfuß. Ruderer. 719

ſind wir niht näher unterrichtet; ih habe das Tieren auch bloß ſeiner hönen Färbung wegen hier erwähnt.

Nahezu dieſelben Gegenden beherbergen eins der größten Mitglieder der Familie, den Kolbenfuß (Hyla faber, Abbildung S. 720), ſo genannt wegen ſeinen breiten Zehenballen, in Braſilien bekannt unter dem Namen „Schmied“. Seine Geſtalt iſt plump, der Kopf platt, breiter als der Leib; die Glieder zeichnen ſi<h dur<h Stärke aus. Zwiſchen den ſehr großen inneren Naſenöffnungen ſtehen zwei halbkreisförmige Gruppen von Pflugſcharzähnen; die Außenfinger ſind mit halber Shwimmhaut verſehen, und außer den vier Fingern iſt auh no< ein etwas vorragender, klauenartiger Daumenreſt vorhanden; die Körperhaut iſt oberſeits vollkommen glatt. Ein gleihmäßiges blaſſes Lehmgelb oder lichtes Braun, das dur einen längs der Rückenmitte verlaufenden ſ{hwarzen Streifen und einzelne unregelmäßige, feine ſ<hwarze Züge gezeihnet wird, iſt die Färbung der Oberſeite, ein gleihmäßiges Gelblihweiß die der grobwarzigen Unterſeite. Die Hintergliedmaßen tragen \<warze Querſtreifen, die Kehle des Männchens iſ braun. Die Länge beträgt 8—9 cm.

Der Kolbenfuß oder ſ<hmiedende Laubfroſch lebt außer der Paarungszeit auf hohen, ſtarkfblätterigen Bäumen Braſiliens, hauptſächlich auf ſolchen, welche die Ufer der Flüſſe und Sümpfe beſäumen, nah dem Prinzen von Wied überall in den Urwäldern, jedoh nur auf gewiſſen Baumarten, deren kräftige Blätter einem ſo ſhweren Tiere genügenden Halt geben. Während der Regenzeit erfüllen dieſe Baumfröſche, wie der Prinz von Wied ſagt, die Sümpfe in unzähligen Scharen, und man hört alsdann abends und in der Nacht bis gegen den Tag hin ihre ſonderbare, laute und hellklingende metalliſhe Stimme in zahlreichem Chor, ſo daß man glaubt, eine vereinigte Menge von Ble<hſchlägern zu vernehmen. Jn den ſüdlichen Teilen fand unſer Gewährsmann das Tier minder häufig als andere Arten der Familie und au< an der Küſte ſeltener als in den Urwäldern. Nach der Paarungszeit begibt ſih der Froſch am liebſten auf das unmittelbar über der Oberfläche des Flußſpiegels überhängende Gebüſch, von welchem er, verfolgt, ſtets ins Waſſer ſpringt, obgleich er dieſes ſofort wieder verläßt und von neuem an den Zweigen, die das Waſſer berühren, emporflettert. Der Prinz von Wied erzählt daß er anfangs äußerſt begierig geweſen ſei, das Tier kennen zu lernen, und daß die ihn begleitenden Braſilier deshalb des Nachts mit Feuerbränden zur Jagd ausgezogen und mit reicher Beute zurü>gekehrt ſeien.

Schomburgk vergleicht die Stimme des dem Kolbenfuße verwandten, etwas kleineren Ruderers (Hyla crepitans, Hyla doumercei, leyaillanti, pugnax, Hypsiboas crepitans, doumerceiï, leyaillanti und pugnax), der im nördlihen Südamerika und namentli<h in Guayana lebt und ſi< von ihm nur durch die Drittels- oder Viertels-Shwimmhaut der Finger und die mit {warzen Querſtreifen geſ<hmüc>ten Weichen unterſcheidet, dem Geräuſche, das dur< das Einſeßen von Rudern hervorgerufen wird, und verſichert, Daß er dadurch häufig genug getäuſcht worden ſei. „Die Nuderer berühren bei jedem Ruderſ<lage zugleih den Rand des Corials wodur<h ein eigentümlih hohler Ton hervorgebra<t wird, und mag nun das Corial 6, 8 oder 10 Nuder beſißen, ſo hört man doch immer nur einen ſi<h ſ{<nell wiederholenden, taktmäßigen Schlag. An dieſem Geräuſche ertennt man, beſonders während der Naht, ſhon in weiter Ferne die Ankunft eines Fahrzeuges. Die Stimme aber, die der Froſch in taktmäßigen, kurzen Zwiſchenräumen hören läßt, iſt dieſem Geräuſche täuſchend ähnlih.“ Nach demſelben Gewährsmanne iſt dieſe Art in der Nähe der Küſte häufiger als im FJnneren des Landes.

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