Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Taſchenfroſ<. — Knoblauchskröte. 7/25

Kiemen, welche die Froſchlurchlarven ſhon im Eie und noch eine Zeitlang als freie Quappen im Waſſer tragen, bis ſie dur innere, zahlreichere Kiemenblättchen erſeßt werden. Merk: würdig war endlich, abgeſehen von der außerordentlich weit vorgeſchrittenen Entwickelung des im Eie befindlihen Keimlings, das Verhalten des Darmes. Bei keinem anderen Froſche fand Weinland im Eie eine ſo große Anhäufung von Nahrungsmaſſe für das Keimlingsleben. Das ganze gelbe Dotter nämlich, alſo ſieben Achtel des Eies, iſt nichts anderes als der diht mit Dotterkuchen angefüllte, weite, in Windungen kugelig zuſammengelegte Darm ſelbſt. Dies ſchien auf eine lang andauernde Entwi>kelung des Tieres hinzudeuten in einer Zeit, in welcher es no< nicht in der Lage iſt, äußere Nahrung auf: zunehmen, eine Anſicht, die ſih inzwiſchen, wie wir bereits oben bemerkt haben, vollkommen beſtätigt hat.

Ähnlich wie beim Eierträger ſcheint die Entwikelung des Nototrema fissipes zu ſein, eines Beutelfroſches, den G. A. Boulenger aus der braſiliſhen Provinz Pernambuko erhielt. Die mit 16 ſehr großen, 1 em im Durchmeſſer haltenden Eiern gefüllte Nückentaſhe läßt vermuten, daß auch bei dieſer Art die Jungen ihre volle Entwi>kelung innerhalb des mütterlichen Körpers beſtehen.

Eine weitere Familie der Schiebbruſtfröſche bilden die Krötenfröſche (Pelobatidae), die ſi<h neben der ſhon beſprochenen Einrichtung ihres Schultergürtels durch bezahnte Oberkiefer, ſtark verbreiterte Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels, einfahe Zeheuendglieder und vollkommen fehlende Rippen auszeichnen. Bei allen hierher gehörigen Arten hat man eine ſenkre<hte Spaltpupille beobachtet, und die meiſten ſind vortrefflih dazu ausgerüſtet, in der Erde zu graben. Man kennt 8 Gattungen mit etwa 25 Arten, die in Nordamerifa, Europa, Weſtaſien, dem orientaliſchen Gebiete und Neuguinea angetroffen werden.

Mehrere Gattungen, wie Megalophrys und Leptobrachium, erreichen bedeutende Größen, und lettere Gattung iſt no< dadur< merkwürdig, daß ſie die einzigen Fröſche enthält, deren Männchen ſich dem Menſchen gegenüber zur Wehr zu ſeßen ſuchen, das weite Maul aufreißen und zugleich ſ{hrill ſ<hreiend und ſhnappend gegen die Hand fahren. Die kräftigen Kiefer des in Barma lebenden Leptobrachium carinense geſtatten ihm, neben Kerbtieren auh kleinere Säugetiere zu überwältigen. M. Fea fand im Magen dieſer Art ein kleines Eichhörnchen.

Die Gattung der Krötenfröſche (Pelobates) zeichnet ſi< im Knochenbaue dadurch aus, daß Kreuzbein und Steißbein bei ihr nicht getrennt ſind, ſondern einen Knochen darſtellen, und daß das Bruſtbein einen knöchernen Schwertfortſaß zeigt. Sie ähneln in ihrer Geſtalt mehr Fröſchen als Kröten, haben verhältnismäßig lange Hinterbeine, deren Zehen dur große Shwimmhäute verbunden ſind, eine runde, hinten freie Zunge und zwei Häufchen Pflugſcharzähne. Das Trommelfell liegt verborgen. Die Nückenhaut iſt glatt; am Mittelfuße befindet \ſi<h eine große, hornige Grabſchwiele. Die drei ſehr nahe verwandten Arten leben in Weſt- und Mitteleuropa und in Syrien.

Als Hauptvertreter dieſer Familie gilt die Knoblauchskröte (Pelobates fuscus und ingubricus, Bufo fuscus und vespertinus, Rana fusca und alliacea, Bombinator fuscus, Bombina marmorata, Cultripes minor), ein fehr buntes Tier von 6—7, ſelten 8 cm Länge, oben auf gelbbraunem oder hellgrauem Grunde mit vielen fleinen und großen, lebhaft dunkelbraunen, unregelmäßig geſtalteten Fle>en gezeichnet,

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