Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Knoblauchskröte: Verbreitung. Fortpflanzung. Larven. 725

vielmehx manchen Gegenden gänzlih, in der Schweiz z. B. hat man ſie, laut F. Müller, nur an der Elſäſſer Grenze beobachtet, in Tirol, nah Gredler, noh gar niht. Der öſtlichſte ſicher beglaubigte Fundort iſt Sarepta in der unteren Wolgagegend. Fm mittel: ländiſchen Frankreih, in Spanien und Portugal wird ſie dur<h eine verwandte Art, den Meſſerſuß (Pelobates cultripes), mit ſchwarzer Grabſchwiele, vertreten. Hier und da tritt ſie häufig auf, ſo in der Gegend von Nürnberg, Berlin, Wien und Hermannſtadt. Nur zur Laichzeit lebt ſie im Waſſer, kommt aber nah wenigen Tagen {hon auf das trodene Land heraus und treibt ſi< dann als ausgeſprochenes Landtier vorzug8weiſe auf ſandigen Feldern herum, hier ſi< am Tage in einer ſelbſtgegrabenen Höhlung verbergend und nahts ihrer Jagd obliegend. Jn die Erde graben ſie ſih mit Hilfe ihrer hornigen Grabſchwielen ſehx gewandt ein; ſie harren dabei, mit den Ferſen nah auswärts ſtoßend, den Boden auf, und indem ſie ſich zugleich fortwährend na< rü>wärts ſchieben, verſchwinden ſie in kurzer Zeit unter der Erde, die ſih dann vollkommen über ihnen ſchließt. Sie leben daher eigentlih niht in Höhlen, da ſie ja von Erde ganz bede>t ſind, ohne daß irgend ein Gang oder eine Nöhre von ihrem Nuheplagte zur Oberfläche führt. Werden ſie von der Morgenſonne überraſcht, ſo graben ſie ſih dort ein, wo ſie ſich gerade befinden. Jn ihren Bewegungen übertrifft die Knoblauchskröte die eigentlichen Kröten bei weitem und ähnelt auh hierin den Fröſchen mehr als dieſe. So ſpringt ſie mit raſh aufeinander folgenden, verhältnismäßig großen Säßen ſehr munter umher, ſ{hwimmt raſh und geſchi>t und beſißt eine no< bedeutendere Fertigkeit als die Kröten, ſi<h in Sand oder S{lamm einzuwühlen. Jhre Nahrung beſteht hauptſählih aus Kerbtieren, namentlich Käfern und Spinnen.

Unter den einheimiſchen Lurchen lait die Knoblauchskröte mit am früheſten im Fahre, bei einigermaßen günſtiger Witterung bereits Anfang, bei ungünſtiger wenigſtens Mitte April. Nur um dieſe Zeit halten ſich beide Geſchlechter im Waſſer auf, aber ſelten länger als eine Woche, ſtre>en den Kopf über die Oberfläche empor und laſſen ein glu>ſendes Geſchrei hören, das von dem Weibchen mit einem noch tonloſeren Grunzen begleitet wird. Daß dieſe Mißtóne nicht die einzigen ſind, deren ſie fähig ſind, erfährt man, wenn man ſie mit einer Zange am Fuße pa>t: ſie ſchreien dann kläglih, miauend wie junge Kagzen. Bei der Begattung umfaßt das Männchen, eine ſonderbare, bei anderen Lurchen ſehr ungewöhnliche Stellung einnehmend, das willige Weibchen an den Hüften. Die Eier gehen in einer dien, halbmeterlangen Schnux ab, zwiſchen deren Gallerte ſie in mehreren Reihen oder haufenweiſe zerſtreut liegen, werden von Zeit zu Zeit mit den Hinterbeinen des Männhens gleichſam aufgehalten, befruchtet und dann an Rohr, Gras und anderen Waſſergewächſen in der Nähe des Ufers angeklebt. 5—6 Tage ſpäter kriechen die anfangs ganz ſ<hwarzen, nur 4 mm langen Larven aus, ſchwimmen geſellig umher, erhalten am 7. Tage ihres Lebens eine Floſſe am Schwanze, am 9. geſranſte Kiemen, ſondern ſih gegen den 18. Tag hin voneinander ab, verlieren um dieſe Zeit ihre äußeren Kiemen und werden vorſichtig, bekommen in der 9. Woche ihres Lebens die Hinterbeine, 3 Wochen ſpäter auch die Vorderbeine, häuten ſich ſodann und kriechen im Anfange des 4. Monates ihres Lebens aus dem Waſſer, noh mit einem Stumpfſhwänzchen verſehen, das aber bald vollends ver\<windet. Von nun an führen ſie die Lebensweiſe ihrer Eltern und bleiben auf dem Lande, bis ſie ſelbſt fortpflanzungsfähig werden.

Die Larven der Knoblauchströte erreichen, wie ſhon Nöſel von Roſenhof wußte, unter allen einheimiſchen Lurcharten die bedeutendſte Größe und können unter günſtigen Umſtänden 10—12 ecm, ja 17,5 em lang werden. Bei der verborgenen Lebensweiſe des erwachſenen Tieres können auh wohl dieſe ungewöhnlih großen Larven dazu führen, auf die Anweſenheit der Knoblauchskröte in einer Gegend aufmerkſam zu machen. Ob Larven dieſer Art