Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

T34 Erſte Ordnung: Froſ<lur<e; zehnte Familie: Spornfröſche.

bis auf die Höhe der Kreuzbeingegend bringt, ſie ſich hier ebenfalls no< zure<tlegt und dann mit ſeiner Bürde das Weibchen verläßt, was ungefähr eine Stunde nah Beginn der Begattung zu geſchehen pflegt. Fm Gegenſage zu früheren Beobachtern verſichert er, daß das Männchen ſich keineswegs unter der Erde verberge, vielmehr mit ſeiner Bürde nah Belieben umherſhweife und den Eiern auf ſeinem Rücken durch Anſtreifen im taunaſſen Graſe die nötige Feuchtigkeit zuführe. Die Laſt auf dem Rücken hindert es in keiner ſeiner Verrichtungen, weder im Laufen und Springen, noh im Erbeuten ſeiner Nahrung, no< auch in anderen Geſchäften. Da, wo viele Geburtshelferkröten vorkommen, entbindet ein Männchen au< wohl 2 oder ſelbſt 3 Weibchen und belaſtet ſi< mit deren Eiern. A. de l’Fsle fand mehrinals Männchen, die ſich um die Weibchen ſtritten, und beobachtete, daß beide bereits mit Eiern bebürdet waren, ja daß einzelne ſogar ſhon einen neuen Pat hinter dem alten trugen. Nach F. Leydig iſt im Eie der Geburtshelferkröte wie bei den lebendiggebärenden Salamandern ein deutlicher Dotterſa> wahrzunehmen, und die Larven ſind überdies noh dur die Länge ihrer äußeren Kiemen bemerkenswert. Die Entwi>elung der Larven richtet ſih nah der Witterung, nimmt daher verſchiedene Zeit in Anſpruch, ſo daß ihre Dauer zwiſchen 3 und 7 Wochen währen kann. Zwiſchen dem 4. und 6. Tage bemerkt man die erſte Grundlage zum Aufbaue des Knochengerüſtes; zwiſchen dem 7. und 9. zeigen ſi< Anſ<wellungen da, wo die Kiemen erſcheinen ſollen; zwiſchen dem 9. und 13. Tage ſind die Kiemen bereits entwi>elt, und vom 17. Tage an ſind die jungen Tierchen reif zum Ausſhlüpfen. Wenn der rechte Zeitpunkt gekommen iſt, den der Vater wohl an den Zu>ungen der Keimlinge fühlen wird, begibt er ſi<h in das Waſſer, und die Jungen verlaſſen nun mit außerordentlichher Schnelligkeit, binnen wenigen Minuten nämlich, ihre Eihüllen, die ſie dur< einige Bewegungen des Schwanzes ſprengen, und ſhwimmen na< Art anderer Quappen frei im Waſſer umher, ſolange ihre weitere Entwi>kelung dauert. Ältere Larven zeihnen ſih, nah K. Koch, durch ſcharf ſih abhebende größere, kaſtanienbraune Fle>en auf Rücken und Körperſeiten aus. Das Männchen ſtreift die leeren Eihüllen von ſi<h ab und verlebt den Reſt des Sommers in der Weiſe anderer Fröſche. Über das Benehmen des Männchens, dem man die Eierſhnur abnahm, berichtet F. Leydig. „Das an ſih zarte und gutmütige Tier gab in der Gefangenſchaft keinen Laut von ſi<, blieb gern auf der warmen Hand ſißen und geriet niht in jene Unruhe, die manche andere Froſchlurche unter dieſen Umſtänden an den Tag legen. Sobald es aber merkte, daß ih ihm, wenn auh, wie ih meinte, ganz heimlich, die Anheſtungsfäden der Eier dur{ſ<hneiden wollte, zeigte es ſich erregt, machte abwehrende Bewegungen und gab ganz eigentümlich quäkende, kurze Klagetöne von ſih. Noch ſei bemerkt, daß auch das plöglich aus8gegrabene Tier einen ſcharfen Ton hervorſtößt.“

Unſere zweite Unterordnung der Froſchlurche, die Zungenloſen (A celossa), unterſcheiden ſih von den Zungenfröſchen nicht bloß dur<h das Fehlen einer Zunge, ſondern auch durch die Vereinigung der inneren Ohröffnungen, der ſogenannten Euſtachiſchen Röhren, in eine einzige mittlere Öffnung hinten im Rachen. Allen den dieſer Unterordnung angehörigen Fröſchen fehlen Rippen; ihre Wirbel ſind auf der hinteren Fläche ausgehöhlt, die Querfortſäße des dritten und vierten außerordentlih verlängert und die des Kreuzbeinwirbels ſtark verbreitert und mit dem Steißbeine ſo verſhmolzen, daß ſeitlihe Bewegungen der Wirbelſäule unmöglih ſind. Die Larven dieſer Abteilung beſißen, abweichend von denen der Zungenfröſche, zwei Atemröhren, eine auf jeder Seite des Körpers.

Die Zungenloſen zerfallen, je nah dem Auftreten oder Fehlen von Oberkieferzähnen, in zwei Familien: