Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Geburtshelferkröte: Fortpflanzung. Larven, Stimme. Gefangenleben. 733

die den im März, April und Mai gelegten Eiern entſhlüpfen, ſind von Ende Juli bis zu Beginn des Oktober verwandelt.

Nach ungefähr ſe<8monatigem Schweigen erhebt die männliche Geburtshelferkröte in den leßten Tagen des Februar wiederum ihre Stimme, und von nun an vernimmt man ſie 6 Monate nacheinander bis zu Ende Auguſt. Anfänglich ſ{hwa< und verhalten, tönt der Geſang bald laut und kaum unterbrochen. Um dieſelbe Zeit beginnt auch, in der Umgegend von Nantes wenigſtens, das Legen der Eier, und zwar werden im Frühjahre immer mehr Eier gelegt als ſpäter. Die eigentliche Legez eit iſt zwiſchen die Monate März und Juni zu ſeßzen; wenigſtens findet man vom März bis zum Auguſt die meiſten mit Eiern beladenen Männchen und vom Juni bis zum September bereits die Larven in vollem Zuſtande der Entwi>elung. Jn Deutſchland fällt die Laichzeit, nah M. Melsheimers Beobachtungen, immer in den Mai. Die Eier werden in zwei gleichzeitig erſcheinenden, roſenfranzähnlihen Schnüren abgelegt. Jede dieſer Shnüre hat eine Länge von 80 bis 170 cm, läßt ſi aber, ohne zu zerreißen, bis zum Doppelten ausdehnen. Die Eier liegen in Zwiſchenräumen von 4—7 em, und ihre Anzahl ſhwankt zwiſchen 18 und 54. Der Eierſto> enthält ihrer 120 —150, die in dem einen Jahre zur Reife kommen.

Dem Benehmen der Geburtshelferkröte in der Gefangenſchaft hat H. Fiſcher-Sigwart jeine Aufmerkſamkeit gewidmet. Sie bevorzugt ſüdliche Lagen, flieht aber Näſſe wie auh allzu tro>ene Aufenthaltsorte. Nur nachts geht ſie ihrer Nahrung nah und macht ſi nach Art der Ameiſenlöwen Fallgruben für Kerbtiere. Raſch entſchloſſen in ihren Handſungen und flink in ihren Bewegungen ſteht ihre geiſtige Begabung etwa auf einer Stufe mit der des Laub- und Waſſerſroſhes. Nur die Männchen können ſingen; in etwa 5 Sekunden hört man 8 Töne. Die am 6. Funi ausgeſ<hlüpften Larven von 16—17 mm Länge hatten die äußeren Kiemen ſhon verloren und verlangten zu ihrem Fortkommen nur ſehr wenig Waſſer. Nah 8 Tagen maßen die Larven 32, im Oktober 55, im März des nächſten Fahres 65, am 11. Mai 76 mm. Von da an bis zum 8. Juni verlief die endgültige Verwandlung in einen jungen vierbeinigen Froſch. Da dieſe Entwielung ſomit über ein Fahr gedauert hat, zieht unſer Gewährsmann den beahtenswerten Schluß, daß für die Schweiz, wie es E. Pflüger für Deutſchland bereits 1883 nachgewieſen hatte, ein Überwintern der Larve und alſo eine zweijährige Entwi>kelungszeit der Geburtshelferfröte als Regel anzunehmen ſei.

Während der Legezeit ſtreiten ſih die Männchen, die nah Tſchudi auch bei dieſer Art häufiger ſind als die Weibchen, heftig um die leßteren. Einmal ſah A. de l'Jsle ihrer vier eins an das andere geklammert. Die, die ſih des Weibchens nicht N können, weil ſie keinen Plag auf deſſen Nü>ken finden, klammern ſich, ſo gut ſie können, an den Seiten an. Zurü>geworfen dur<h einen ahtſameren Nebenbuhler, hüpfen ſie ZzuUweilen zur Seite, führen jedo< bald neue Angriffe aus. Der glü>li<hſte oder gewandteſte umarmt in der bei Fröſchen überhaupt üblichen Weiſe das Weibchen, beginnt aber ſofort mit den Hinterbeinen ſehr raſche, reibende Bewegungen an deſſen After auszuführen und dringt dabei mit den Daumenzehen, die hauptſächlih dazu benußt werden, nicht ſelten in das Znnere der Kloake ein. Nachdem dies Vorſpiel ungefähr eine halbe Stunde gewährt hat, preßt das Männchen plößlich den Leib des Weibchens zuſammen und damit, wie bei anderen Froſhlurhen auch, die Eier heraus. Gleichzeitig bildet es dur Zuſammenfalten ſeiner Hinterfüße einen Raum zur Aufnahme der leßteren und befruchtet ſie, ſobald ſie zu Tage getreten ſind.

A. de l’Fsle beſchreibt nun in umſtändlicher Weiſe, wie das Männchen dur verſchiedenartige und niht immer ſi gleich bleibende abwe<hſelnde Bewegungen der Hinterfüße die bis jebt auf ſeinen Ferſen liegenden Eiſchnüre zuſammendrückt und nah und nach