Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

736 Erſte Ordnung: Froſchlurche; elfte Familie: Pipatkröten.

Zur Vrunſtzeit zeigt das Männchen, wie uns G. A. Boulenger mitteilt, ſogenannte Begattungsbürſten in Geſtalt je eines ſ{<warzen Bandes längs ſämtlicher Finger.

Nach JF. M. Leslies Beobachtungen iſ der Spornfroſh ein ausſ{<ließli<er Waſſerbewohner, frißt auh und verſchlingt ſeine Beute nux unter Waſſer, wobei er mit den Händen nachhilft. Die Paarung findet im Auguſt in der Stellung ſtatt, wie wir ſie bei den Krötenfröſchen kennen gelernt haben. Die Eier treten einzeln aus, und die den After des Weibchens ſ{<ließenden Hautflappen ſind keine Aufbewahrungsorte für den männlichen Samen, wie man wohl ſxüher vermutet hatte. Die aus den Eiern ſ{<lüpfenden Larven haben die äußeren Kiemen bereits verloren; am dritten Tage ſhon entwi>eln ſich zwei lange Bartfäden in der Nähe der Mundwinkel, aber während des ganzen Verlaufes der Entwi>kelung zeigen ſie weder Zähne, no< Hornplatten, noh den Mund umſäumende Haſtwärzchen.

Der Spornfroſ<h ſtimmt ſomit in Bezug auf Begattung und Eiablage mit Froſchlurchen, étwa aus den Familien der Scheibenzüngler und Krötenfröſche, überein, in Bezug auf die Geſtalt und den Bau der Larve aber mit den Schwanzlurchen.

Außer einem ganz leiſen „Tidti>“, das er zur Paarungszeit unter Waſſer hören läßt, hat Leslie feine Stimme vom Spornfroſche gehört.

Die zweite Familie der Zungenloſen begreift die Pipakröten (Pipidae) in fi, ſeltſame Tiere, die ſih von ihren nächſten afrikaniſchen Verwandten, den Spornfröſchen, dur den Mangel aller Zähne trennen. Man kennt nux eine Gattung (Pipa) und Art aus Guayana und dem tropiſchen Braſilien.

Jm Jahre 1705 beſchrieb Fräulein Sibylla von Merian in einem Werke über die Kerbtiere Surinams einen krötenähnlichen Froſchlux< und deſſen höchſt ſonderbare Verwandlung. Von dieſer Zeit an iſt das Tier Gegenſtand ſorgfältiger Unterſuchungen geworden, die jedoch leider nux an den in Weingeiſt aufbewahrten, niht aber an frei lebenden Stücken angeſtellt werden konnten, und ſo dürfen wir uns no< heutigestags einer wirflichen Lebenskunde unſeres Lurches niht rühmen.

Die Pipa (Pipa americana, dorsigera, curururu und tedo, Asterodactylus pipa, Rana pipa und dorsigera, Bufo dorsiger, Leptopus asterodactylus) fennzeichnet ſi<h äußerlih dur< unförmlichen, faſt viere>igen, überaus vlattgedrüdkten Leib, breiten, von ihm niht abgeſeßten, dreie>igen, an der Schnauze zugeſpißten Kopf, {<wächliche oder ſ{hmächtige Vorderbeine mit langen, vorn vierfach geteilten Zehen, die den Namen „Sternfingerkröte“ veranlaßt haben, di>kere und ziemli<h lange Hinterbeine mit großen Füßen, deren fünf ſpiße Zehen durch volle Shwimmhäute verbunden werden, eine namentlich bei alten Tieren runzelige, bei alten Weibchen ſogar zellige Rükenhaut, einen oder zwei Fühlfäden, die vor dem Auge zu jeder Seite des Oberkiefers ſtehen, und ein ähnliches Gebilde, das vom Mundwinkel herabhängt. Die Häßlichkeit des Tieres wird vermehrt durch die nahe dem Kieferrande ſih erhebenden kleinen, gloßenden Augen, die kaum einer Bewegung fähig ſein ſollen, beim Männchen außerdem no< durch den unförmlichen Kehlkopf, der einer dreie>igen, knochigen Büchſe gleichen ſoll. Die Kiefer ſind, wie bereits erwähnt, zahnlos, und die Zunge fehlt gänzlih. Ein düſteres Schwarzbraun iſt die Färbung beider Geſchlechter; die Unterſeite iſt lihter, man<hmal weiß gefle>t, mau<hmal mit einem ſchwarzen Streifen längs der Bauchmitte geziert. Das Weibchen ſoll bis 20 cm Länge erreichen.

Hätte ſi<h Schomburgk dur ſeinen unüberwindlihen Abſcheu gegen die Lurche niht abhalten laſſen, die ſo merkwürdige Pipa zu beobachten, ex würde uns ſ{<werli<h mit den Worten: „Kommt häufig an der Küſte, beſonders aber in den Abzugsgräben der