Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

740 Zweite Drdnung: Schwanzlurche.

lang. der Magen ein großer Längsſchlau<h ohne Blindſa>, der ſih na<h dem Zwölffingerdarme hin verlängert und allmählich in den kurzen Darmſc<hlauch übergeht, die Leber verhältnismäßig groß, ſo daß ſie den größten Teil des Magens bede>t, die Gallenblaſe ſtets vorhanden und wie die unregelmäßig gelappte Bauchſpeicheldrüſe ſehr entwid>elt; von den ſ{<hmalen, außergewöhnlih langen Nieren führen kurze Harnleiter in die große, gefäßreihe, dünnwandige Harnblaſe, die, wenn ſie gefüllt iſt, faſt die Hälfte der Bauchhöhle einnimmt und ihren Jnhalt in die Kloake, ſeltener in den Endabſchnitt des Maſtdarmes ergießt. Die Atmungswerkzeuge verhalten ſi<h im weſentlichen wie die der Froſchlurche, nur fommt bei den Molchen im weiteſten Sinne der Umſtand zur Geltung, daß einzelne zeitlebens im Fugendzuſtande verharren, d. h. neben den Lungen auch Kiemen beibehalten, die einen ſolche, welche ſi<h außerhalb, die anderen ſolche, welche ſich innerhalb der Kiemenhöhlen verzweigen. Bis in die neueſte Zeit wagte man nicht daran zu zweifeln, daß dieſe Kiemenbildung eine bleibende ſei; die an einem Querzahnmolche, dem Axolotl, inzwiſchen beobachtete ‘Umwandlung aber hat bewieſen, daß unſere Unterſuhungen no< keineswegs als abgeſ<hloſſen angeſehen werden durften. Zwar hat man bis jet no< niht beobachtet, daß außer dem in der Neuzeit ſehr bekannt gewordenen Axolotl au< Fiſhmolche mit Außenfiemen dieſe ſpäterhin verlieren, wohl aber das Umgekehrte erfahren, daß nämlih au< ſolche Arten, über deren regelmäßige Verwandlung kein Zweifel obwalten kann, zuweilen im Jugendzuſtande verharren. So fand F. de Filippi in einem Sumpfe nahe dem Lago Maggiore 50 Waſſermolche, von denen nur zwei den Bau des ausgewacſenen Tieres auf: wieſen, alle übrigen aber ihre Kiemen noch beſaßen, obwohl ſie in Körpergröße und Ausbildung der Geſchlehtswerkzeuge mit reifen Tieren übereinſtimmten. Dieſe geſchlehtsreifen Larven, an denen Männchen und Weibchen unterſchieden werden konnten, hatten ſonſt alle Merkmale junger, no< niht verwandelter Tiere beibehalten. Jullien fiſchte im Jahre 1869 aus einem Sumpfe vier weibliche Larven des Streifenmolches, die ſich als geſhle<tsreif erwieſen und in ihren Eierſtö>en reife Eier hatten. Zwei von ihnen ſezten au<h wirkli Eier ab. Vier männliche Larven aus demſelben Sumpfe zeigten ſich zwar in Bezug auf Körpergröße ebenſo entwi>elt, doh fand man bei ihnen keine Samenfäden, ſondern nur Samenmutterzellen. Wenn nun derartige Vorkommniſſe bei Larven von Lurchen beobachtet werden können, die wir tagtäglih vor Augen haben, erſcheint der Schluß wohl gere<htfertigt, daß das, was bei einer Art geſchieht, auh bei einer anderen mit mehr oder weniger Veränderung ſtattfinden kann, alſo mit anderen Worten auh ein Shwanzlurh, den wir bis jeßt bloß mit Kiemen gefunden haben, ſi<h nur als eine Jugendform erweiſen und no< verwandeln kann. Am rictigſten iſt wohl die Auffaſſung, ſolhe Formen als Larven anzuſehen, welche die Fähigkeit, ſich umzuwandeln, verloren haben, weil in ihrem Baue weſentliche Verſchiebungen ſtattgefunden haben, die eine ſol<he Verwandlung fernerhin ganz unnötig machten.

Was die Verbreitung der 128 bekannten Schwanzlurche auf der Erdoberfläche anlangt, ſo haben wir bereits gehört, daß ſie faſt durchaus einer. nördlichen Zone, alſo der altweltlichnordiſchen, und einer nordamerikaniſchen Region angehören und nur ausnahmsweiſe in ganz vereinzelten Formen in die ſüdlich vorliegenden tropiſhen Regionen übergreifen.

In der altweltlih-nordiſchen Region herrſchen, nah G. A. Boulengers Mitteilungen, C<hte Molche vor, von denen noch vier Arten nah Nordafrika hinübergreifen; nur je eine Art gehört zu den Fiſhmolchen, eine zu den Olmen. Während aber in der europäiſchen Unterregion, alſo im Weſten des Gebietes, zahlreiche Echte Molche leben, ſind in der aſiatiſchen Unterregion, alſo im Oſten, die Querzahnmolche an Zahl überwiegend. Je weiter wir nach Oſten kommen, um ſo größer wird demnach die Verwandtſchaft der Shwanzlurche mit denen Nordamerikas doch ſind immerhin nux zwei Gattungen beiden Regionen gemeinſam.