Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

LebenSerſcheinungen. Verbreitung. Bewegungen. Nahrung. 741

Mehr als die Hälfte der Shwanzlurche dagegen lebt in der nordamerikaniſchen Region, und unter dieſen iſt ihr die Familie der Armmolche überhaupt eigentümlich. Überaus reich vertreten ſind die Familien der Querzahnmolche, der Fiſhmolche und der ODlme, nur verhältnismäßig ſhwach die der Ehten Molche.

Der afrikaniſchen und auſtraliſchen Region fehlen Schwanzlurche überhaupt.

Die indiſche Region beſißt nur zwei Schwanzlurche, einen Echten Molch in Jünnan und dem Himalaja und einen Querzahnmolch in den Bergen von Laos in Siam, die tropiſchamerifaniſche zehn Arten hauptſählih der Molchgattung Spelerpes in Mittelamerika und Weſtindien und zwei Arten ſogar noch in den Bergen von Columbia, Ecuador und Nordperu.

Wenn auch niht alle, ſo doh die meiſten bekannten Schwanzlurche halten ſich zeitlebens im Waſſer auf, viele in ſeiten, ſhlammigen Sümpfen, andere in tieferen Seen, einzelne in ſolchen, welche viele hundert Meter über dem Meere liegen. Alle ohne Ausnahme ſind Nachttiere, die am Tage ſtill und verborgen in Shlupfwinkeln oder auf dem Grunde ihres Gewäſſers ruhen und ihre Thätigkeit erſt nah Beginn der Dunkelheit oder nach einem eben gefallenen Regen aufnehmen: ſie alle laſſen ſih nicht leiht beobachten und können, wie unſere einheimiſhen Arten beweiſen, maſſenhaft an Örtlichkeiten leben, auf welchen man ſie niht vermutet. Die Arten, die wir Landbewohner nennen dürfen, lieben düſtere, feuhte Gegenden, die den Strahlen der Sonne wenig ausgeſeßt ſind, alſo vorzugsweiſe enge Thäler oder Waldungen, und verkriechen ſi hier unter Steinen, faulenden Baumſtämmen oder in Erdhöhlen. Die Waſſermolche verlaſſen ihr Wohngewäſſer bloß dann und wann, verbergen ſih wohl unter Umſtänden in der Nähe des Ufers, eilen aber baldmögli<hſt wieder nach ihrer eigentlichen Heimſtätte zurü>. Troß dieſes Aufenthaltes entde>t man ſie leichter als jene, weil ja alle Waſſertiere zwiſhen Tag und Nacht oder Hell und Dunkel einen geringeren Unterſchied machen als die Landtiere, unſere Waſſermolche auh dann und wann zur Oberfläche emporſteigen müſſen, um Luft zu ſhnappen, oder ſih in die oberen Schichten des Waſſers begeben, um ſih zu ſonnen. Fm Norden ihres Verbreitungsgebietes fallen ſie wie andere Lurche und Kriechtiere mit Beginn des Winters in Erſtarrung; in niederen Breiten findet dasſelbe ſtatt, wenn Hive ihr Wohngewäſſer austro>net. Die wunderbare Lebenszähigkeit die gerade ſie zeigen, hilft ihnen derartigen Wechſel überſtehen: ſie önnen im Schlamme eindorren und im Eiswaſſer ausharren, ja einfrieren, und der Regen oder der erſte warme Sonnenſtrahl befreit ſie doh wieder aus ihrem Grabe. Für ſie insbeſondere gilt, was ih oben im allgemeinen von der Zähigkeit mitteilte; ſie ſind es, die ihnen entriſſene Glieder wieder exſeßen, dasſelbe Glied ſogar zu wiederholten Malen.

Jn der Regel bezeichnet man die Bewegungen der Molche als träge und hwerfällig; dies gilt jedo<h nur für die Mehrzahl der Arten: manche ſüd- und weſteuropäiſche Salamander der Gattungen Spelerpes und Chioglossa laufen fo ſchnell dahin, daß man durch ſie re<ht wohl an Eidechſen erinnert werden kann. Einige Arten klimmen wie die Ge>onen an ſenkre<hten oder überhängenden Steilwänden in die Höhe. Fm Waſſer bewegen ſich alle, alſo auch die, die dem Lande angehören, mit vielem Geſchi> die Waſſermolche ſelbſtverſtändlih am gewandteſten und behendeſten; aber auh die Salamander wiſſen ſih hier vortrefflih zu benehmen und ſich keineswegs nur dadurch, daß ſie auf dem Grunde fortlaufen, zu fördern: ſie verſtehen es auh, ſi<h dur< ſ{<hlängelnde Bewegungen ihres Schwanzes vorwärts zu treiben. Eine Art der Bewegung freilih geht ihnen gänzlich ab: kein einziger Shwanzlurch iſt fähig, auf Väume zu klettern, kein einziger im ſtande, im luftigen Gelaube zeitweilig ſeinen Wohnſiß aufzuſchlagen.

Die Nahrung beſteht aus Weichtieren, Würmern, Spinnen, Kerfen und mancherlei niederen Wirbeltieren. Einzelne von ihnen ſind hervorragende Näuber, die meiſten ſo rüſichtslos, daß ſie ſ<wäqere ihrer eignen Art ohne weiteres auffreſſen. Jhre lebhafte Verdauung