Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Feuerſalamander: Leben3weiſe. Fortpflanzung. Entwi>kelung. Hautgift. TAT

dieſer Stellung nachts Eier abzulegen und fuhr damit fort, bis es am folgenden Nachmittage 42 geboren hatte. Gewöhnlih werden nur 8, 16 oder 24, ſeltener 30 —42 gleich: zeitig oder doh bald nacheinander, in einem Zeitraume von 2—5 Tagen ungefähr, zur Welt gebracht, und zwar ſolche von faſt gleicher Größe und demſelben Grade der Entwi>elung; ausnahmsweiſe aber geſchieht es, obſchon vielleiht nur bei Gefangenen, daß Salamanderweibchen Eier und Junge zugleich gebären. Solches erfuhr Erber, und zwar war hier auffallenderweiſe die Anzahl der Eier genau ebenſo groß wie die der Jungen, je 34 Stü>k nämlich. Die großen Eier erſcheinen einzeln und ſind ſo durchſichtig, daß man die vollſtändig ausgebildeten Jungen deutlih in ihnen erkennen kann; vor der Geburt liegen ſie, jedes getrennt von den anderen, in den unten erweiterten Eiergängen wagerect übereinander geſchichtet und möglichſt gepreßt, jeder einzelne Keimling ſo zuſammengerollt, daß ſeine Shwanzſpiße um den Kopf geſchlagen iſt. Nachdem das gelegte Ei ſich dur<h Waſſer: aufſaugung etwas vergrößert hat, zerreißt der Keimling die Hülle dur< eine Bewegung des Schwanzes und erſcheint als eine bereits mit vier Beinen verſehene Kaulquappe, vollkommen befähigt, ſi< im Waſſer, woſelbſt die Geburt ſtattfindet, na<h Art ſehr entwi>elter Froſchlarven zu bewegen. Am meiſten lieben die Mütter kaltes Quellwaſſer zur Geburtsſtätte für ihre Jungen, gleihſam als ob es ihnen bewußt wäre, daß deren Weiterentwi>elung noh 4—5 Monate beanſprucht, und daß ſie deshalb ein nicht verſiegendes Waſſer aufſuchen müſſen. Die Geburt erfolgt innerhalb der vom Waſſer dur<hſtrömten Schlupfwinkel, immer in der Nähe des fließenden Waſſers, und erſt das Waſſer befördert die neugeborenen Jungen ans Tagesliht, was H. Fiſcher-Sigwart unmittelbar beobachten fonnte. Solche Junge ſind 25—26 mm lang und werden als Larve höchſtens bis zu 55 mm groß. Wenn es dem Aufenthalts8orte des Salamanderweibchens gänzlih an Waſſer fehlt, ſoll es, wie mehrere Beobachter verſichern, die Jungen an feuchten Orten im Mooſe abſezen. Die Larve hat ſhwärzlihgraue, mehr oder weniger ins Grünliche ſcheinende Färbung; ihre Haut ſhimmert oberſeits aber förmlih metalliſch infolge kleiner, goldglänzender Fle>en, die das Tier ſehr <hmüd<den; Goldglanz zeigt ſich ſpäter auh an den Seiten und am Bauche. Nach und nach bilden ſi< zwiſchen den goldglänzenden die gelben Fle>en heraus; die Haut verliert die fiſhige Glätte, wird rauher, warziger, und die Larve ſuht nunmehr, obgleich ihre Kiemen no<h niht eingeſ<hrumpft ſind, das Land zu gewinnen. Oft findet man die Larven no< im Oktober im Waſſer; gewöhnlich jedo<h ſ{<rumpfen ſchon im Auguſt oder Anfang September die Kiemen ein, und dann werden die Larven befähigt, die Wohnorte ihrer Eltern aufzuſuchen, deren Kleid ſie ſhon vor dieſer Zeit erhalten haben. Auch ſie erſcheinen, wenn die Umwandlung vollendet iſt, kleiner, als es die Larven in der leßten Zeit waren. Wie lange das Wachstum der Jungen währt, läßt ſih ſhwer angeben; es wird, weil man ſie niht häufig findet, angenommen, daß ſie die erſten beiden Fahre ihres Lebens äußerſt verborgen zubringen. Jhre Aufzucht im Aquarium iſt ſhwierig. 20 cm lange, alſo erwachſene Tiere ſind, nah Fiſcher-Sigwart, mindeſtens vierjährig. Jn der Gefangenſchaft geborene Salamander verwandeln ſich, wahrſcheinli< infolge der größeren Wärme, in der ſie gehalten werden, weit ſchneller als die im Freien zur Welt gebrachten und können {hon nah 3 Wochen aufs Trockene gehen. Der Winterſchlaf geſchieht, nah den Erfahrungen H. Fiſchher-Sigwarts, an verhältnismäßig tro>enen, froſtgeſhüßten Orten tief im mooſigen Geklüfte; die Nuhenden ſind übrigens leiht zu erwe>en. Die Winterquartiere verlaſſen, nah F. Leydig, bei günſtigem Wetter, etwa Anfang April, die jungen, noh nicht fortpflanzungsfähigen Tiere zuerſt; eine Woche ſpäter etwa erſcheinen auch die alten wieder.

Der ſcharfäßende Saft, den die Hautdrüſen abſondern, ſhüßt dieſe Lurche vor vielen Feinden, weil er leßteren unangenehm, ja ſogar gefährlih wird. Wenn man einen Salamander