Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

748 Zweite Drdnung: S<hwanzlurche; erſte Familie: Molche.

im Genie ergreift und ihn drü>t/ ſprizt dieſer Saft aus: das Tier kann ſeine Drüſen aber auh willkürlih entleeren und thut es in der Angſt regelmäßig, um ſi vor Angriffen zu ſhügen. Man hat die Wirkungen des Giftes vielfach übertrieben, ſogar ein Dken hat ſih nicht geſcheut, anzugeben, daß Kinder geſtorben ſeien, die aus einem mit Salamandern beſeßten Brunnen getrunken hätten; mannigfache Verſuche aber, die angeſtellt wurden, haben eben nur bewieſen, daß es auf Schleimhäuten heftiges Brennen, alſo gewiſſermaßen eine Entzündung verurſacht, an welcher kleine, <hwache Vögel, auh wohl Kriechtiere und Lurche zu Grunde gehen können. Fiſche, die F. Richters im Aquarium hielt, gingen ein infolge von Vergiftung des Waſſers dur den Drüſenſaft ſterbender Salamander. Eidechſen, die Laurenti zwang, Salamander zu beißen, wurden von Krämpfen befallen und ſtarben, Hunde hingegen, Puter und Hühner, denen man in Stücke zerha>te Salamander zu freſſen gab, verdauten dieſe ohne Schaden, obgleih es zuweilen vorkam, daß die Hunde ſich erbrachen. Abini hat das Gift unterſucht und die gewonnenen Ergebniſſe mitgeteilt.

„„Hdt man einmal“, ſagt ex, „den natürlihen Abſcheu, den ſolche kriehende, ſtumme, ſtarräugige Geſchöpfe faſt jedem Menſchen einflößen, überwunden, und nimmt man ſie mit Vorſicht auf die flache Hand, ſo bleiben ſie gewöhnlih ganz ruhig; ja, es ſcheint ihnen die Körperwärme der Hand ſelbſt angenehm zu ſein; faßt man ſie aber mit Furcht und zitternder Hand an, ſo daß man ſie an gewiſſen Stellen ſtark zuſammendrüd>t, ſo \ſprizen ſie mehrere Tropfen ihres weißen Saftes aus, der ſ<hnell eintro>net; dann nimmt man auch ſofort den angenehmen Duft des unter dem Namen Moſchusbo> bekannten Käfers wahr. Will man einen Salamander auf ein Brett binden, ſo ſträubt ex ſi< mit allen ſeinen Kräften und ſprißt dabei oft auf eine Entfernung von Fußweite den Saft aus, von dem dann nur wenige Tropfen auf den Schweißlöchern der Haut bleiben. Da ih mich überzeugt hatte, daß die Entleerung des Saftes immer durch willkürlihe Muskelbewegung bedingt wurde, verſuchte ih dur< Anwendung von Elektrizität größere Mengen zu erhalten, wuſ< deshalb mehrere Tiere ſorgfältig, brachte eins nah dem anderen in ein reines Becherglas, das ich mit einer Glasplatte zude>en konnte, leitete dur< eine Öffnung der leßteren die Drähte eines Magnetelektromotors und konnte ſo das Tier beliebig dem Strome ausſeßen. Auf dieſe Weiſe erhielt ih den Saft teils auf die Wandungen des Glaſes, teils auf den De>el geſprißt.“

Der ſo erhaltene Saft wurde nun geprüft und zeigte ſich giftig nah beiden Richtungen, er mochte in das Vlut oder in den Magen gebracht werden; ja, Abini bemerkte, daß er noh weit raſcher und heftiger wirkte, wenn er ihn in den Mund der Vögel und Fröſche brachte, als wenn er ihn einimpfte. Tiere hingegen, die von dem Fleiſche der dur<h Salamandergift getöteten Geſchöpfe fraßen, blieben geſund. Doch wurde bei den in dieſer Hinſicht angeſtellten Verſuchen allerdings die Vorſicht gebraucht, das Glied, in welches man Gift eingeimpft hatte, oder Speiſeröhre und Magen zu entfernen. Aus allen diefen Verſuchen ſtellt Abini folgende Thatſachen feſt: Das Gift wirkt örtlih reizend, wie es bewieſen wird dur die ſtarte Nötung der Mund- und Zungenſchleimhaut von Fröſchen, denen einige Tropfen des Saſtes oder eines wäſſerigen Auszuges davon in den Mund eingeflößt wurden, ſowie ferner dur<h Schütteln der Kopfes und Öffnen des Schnabels bei Vögeln, denen man die Abſonderung eintrichterte. Bei großen Gaben und raſh folgendem Tode, der bei vergifteten Vögeln gewöhnlih einzutreten pflegt, ſtellen ſi< Krämpfe ein, die von Shmerzensäußerungen und ängſtlicher Aufregung begleitet zu ſein pflegen; Atmung und Herzbewegungen ſind raſcher und häufiger; ein Vogel kann fliegen, aber niht aufreht auf den Füßen ſtehen; die Füße werden gewöhnli<h krampfhaft zuſammengezogen wie die Zehen, und wenn der vergiftete Vogel ſi<h von der Stelle bewegen will, dreht er ſih, auf einer Seite des Körpers liegend, im Kreiſe herum. Unmittelbar nach der Vergiftung ſchreit der Vogel laut auf vor Schmerz;