Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

60 Erſte Unterordnung: Eidechſen; dritte Familie: Agamen.

überſtieg faſt immer die der äußeren Luft; indeſſen haben die Hardune auh im November des angegebenen ſowie im Februar und März dieſes Jahres verhältnismäßig niedere Wärmegrade, zwiſchen 5 und 0,6 Grad Celſius nämlich, ohne Beeinträchtigung ihres Befindens ertragen. Dieſe Beobachtungen ſtimmen mit den Angaben E. Schreibers, nach welchen die Hardune unſer Klima nux {wer ertragen, bei geringer Wärme das Freſſen einſtellen und zu Grunde gehen ſollen, niht überein. Meine Hardune erfreuen ſih auch jeßt noh des beſten Wohlſeins und haben in der Gefangenſchaft an Umfang ihres Leibes weſentlih zugenommen.

„Anfänglih waren beide Tiere außerordentli<h ſcheu, ſo daß ſie, wenu ih au< no< 10—15 Schritt vom Terrarium entfernt wax, glei< in wilder Haſt ihren Schlupfwinkeln zueilten. Den Liebling8aufenthalt beider Tiere bildet der De>el eines Waſſerkeſſels der Warmmwaſſerleitung. Ungefähr 1,5 ecm darüber iſt eine Weißblechplatte angebracht, und auh na<h den Seiten und nah hinten hin wird der Waſſerkeſſel von einem weiten Mantel umgeben, ſo daß nur von vorne das Licht in beſhränktem Maße zutreten kann. Der hierdurch entſtehende Plat iſt der wärmſte und am ſ{werſten zugängliche, aber auh dunkelſte im Terrarium. Jhn aber gerade haben die Hardune \ſi<h auserkoren. Unter allen Umſtänden bemühen ſie ſih, die Stelle zu behaupten, und ſind, ſelbſt wenn man ſie mit dem Finger oder einem Stö>kchen anſtößt, nur ſ{hwer von dort zu verdrängen. Es iſt dies auh der Shlupfwinkel, nah welchem ſie immer zurü>fehren. Hatte ich ſie einmal daraus entfernt und auf eine freie Stelle des Terrariums geſeßt, ſo machten ſie, ſobald ih ſie losgelaſſen, die unbeſonnenſten Anſtrengungen, um ins Freie zu gelangen, verſuchten, an den Glaswänden emporzuſpringen, und ruhten niht ehex, als bis ſie endlih einen S<hlupfwinkel gefunden hatten. Erſt in den leßten Wochen waren ſie ſo weit eingewöhnt, daß ſie, wenn ih obigen Verſuch wiederholte, nicht ſofort die Flucht ergriffen und wenigſtens einen Augenbli> auf derſelben Stelle verweilten, bevor ſie entflohen. Sie pflegten übrigens ihre Schlupfwinkel nur zu verlaſſen, wenn das Terrarium von der Sonne kräftig beſchienen wurde, und erſt im Mai dieſes Jahres kamen ſie auh bei bede>tem Himmel zum Vorſchein. Als Nahrung reiche ih faſt täglih eine genügende Menge Mehlwürmer, dann und wann au< Regenwürmer, wozu im Auguſt, September und Oktober vorigen Fahres noh Grillen, Fliegen, Schmetterlinge 2c. traten, und ih muß în Berückſichtigung des guten Ernährungszuſtandes der Hardune annehmen, daß dieſe die ihnen gebotenen Speiſen niht verſ<hmähten, wenn ih au< nur einmal einen von ihnen in raſchem Laufe einen Mehlz wurm habe erhaſchen ſehen. Über das Waſſertrinken vermag ih nichts zu ſagen.

„Einen Winterſchlaf haben die Hardune in meinem Terrarium nicht gehalten; doch erſtarrten ſie bei ſtundenlanger Einwirkung einer in der Nähe von 0 Grad liegenden Wärme ſo gut wie andere C<ſen, wurden indes bei gewöhnlicher Zimmerwärme alsbald wieder munter.

„Alle Bewegungen der Hardune zeigen eine verhältnismäßig ſehr bedeutende Kraft. Sie laufen mit großer Schnelligkeit und verſtehen gut zu klettern, alles Eigenſchaften, die bei drei Fluchtverſuhen der Tiere re<t ins Licht traten. Das eine Mal war der eine Hardun bereits bis zu einem großen Epheubeete gekommen und unter deſſen Laubdach unſichtbar geworden, und nur das ſtarke Naſcheln der Blätter ermöglichte es, ſeine Spur zu verfolgen und ihn wieder einzufangen. Das zweite Mal entſprang er mir in tiefem Schnee und vermochte ſogar in dieſem mehrere Schritte, vielleicht 1,5 m, ſih fortzubewegen. Das dritte Mal war ex im Nu meinen Bli>ken entſhwunden, und es ſtellte ſih ſpäter heraus, daß er ungefähr 3 m hoh an dem Stamme eines Baumes emporgeklettert war. Beim vierten Fluchtverſuche, am 6. Mai dieſes Jahres, war ich weniger glü>lih; es gelang dem Hardune, eine faſt 2 m hohe Mauer zu erklimmen und ſih weiteren Nachforſhungen ſofort zu entziehen. Alles dies geſhah mit unglaublicher Shnelligkeit, in einem Zeitraume, deſſen