Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Nieſenſalamander: Aufenthalt. Leben3weiſe. Fang. Fortpflanzung. 783

häufig zu ſehen ſind. Jhr Verſand geſchieht wie der der Aale in Körben, die mit Laubwerk überde>t und zeitweiſe angefeuchtet werden.

Dieſes große und ungeſchlachte Tier entwi>elt ſi< aus ſehr kleinen Eiern. C. Saf ati, ein japaniſcher Forſcher, konnte feſtſtellen, daß das Weibchen ſeine Eier, die länglich und an beiden Seiten in gleicher Weiſe abgerundet ſind und die Durchmeſſer von 6 und 4 mm zeigen, im Auguſt und September in Schnüren ablegt. Nach vielfahen Erkundigungen ſcheinen die kleinſten Rieſenſalamander, die man bis jeßt gefunden hat, eine Länge von etwa 15 cm gehabt und in allem Weſentlichen den erwachſenen geglichen zu haben. Allem Anſcheine nach beſitzt der Rieſenſalamander im Fugendzuſtande äußere Kiemen, und es verdient in dieſer Hinſicht erwähnt zu werden, daß E. von Martens in einem japaniſchen Bilderbuche den Rieſenſalamander mit einigen Jungen abgebildet fand, die Kiemenbüſchel an den Seiten des Halſes tragen. Jh habe dieſen wichtigen Angaben nur noch das eine hinzuzufügen, daß O. Boettger dur<h Unterſuhung mehrerer junger Rieſenſalamander das Vorhandenſein äußerer Kiemenöffnungen feſtgeſtellt hat. Dieſe beſtehen bei einem 16 em langen, jungen Rieſenſalamander in feinen, 2,5 mm langen Spalten, die zwiſchen der Anſaßſtelle der Vordergliedmaßen und den Mundwinkeln an den beiden Seiten des Halſes liegen und auf allen Seiten mit einem gewulſteten, vorn beſonders di>den und faltenreihen Rande umgeben ſind.

F. von Siebold nahm im Jahre 1829 zwei lebende Rieſenſalamander von Japan mit, um ſie nah Europa überzuführen. Zu ihrer Ernährung hatte er japaniſche Flußfiſche beſtimmt, die auh aufgezehrt wurden; als jedoch dieſe Nahrung zu mangeln begann, fraß der männliche Salamander ſein Weibchen auf. Sodann hungerte er bis zur Ankunft in Europa, wie ſih ſpäter ergab, ohne allen Shaden. Man richtete nun in Leiden für ihn ein Be>en mit Süßwaſſer ein und ſette kleine Fiſche hinein, die von ihm auch zeitweilig angenommen wurden. Bei ſeiner Ankunft betrug ſeine Länge 30 cm, 6 Jahre ſpäter ſhon 1 m, ſeitdem hat er bis zu ſeinem Tode langſam, aber ſtetig zugenommen; er ſtarb, wie uns C. Kerbert mitteilt, erſt am 3. Juni 1881 im Tiergarten zu Amſterdam.

Später namentlich ſeit den ſe<hziger Jahren, ſind viele dieſer ungeſhlahten Geſchöpfe lebend zu uns gelangt, und gegenwärtig kann man ſie in allen größeren Tiergärten ſehen. Jh habe mehrere Gefangene längere Zeit beobachten können und gefunden, daß ſie ohne Ausnahme höchſt langweilige Geſchöpfe und deshalb auh in keiner Weiſe geeignet ſind, den Beſchauer zu feſſeln. Eine trefflihe Schilderung ihres Weſens hat D. F. Weinland gegeben. „Bei den meiſten Lurchen hält es bekanntlich ſehr ſ{<wer, ſie zum Freſſen zu bringen; wir waren daher, niht ohne ängſtlihe Sorge, darauf bedacht, dem wertvollen Salamander eine mögli<hſt angenehme Koſt vorzuſeßen. Kaum war er in ſeinem Waſſerbe>en untergebracht, ſo wurde ihm ein langer Regenwurm vorgehalten, und wirkli<h — nachdem dieſer einige Minuten lang auf das verführeriſchſte vor ſeiner Schnauze herumgezappelt hatte, ſ<nappte der Molch heftig zu. Mit dem erſten raſchen Biſſe war etwa das erſte Drittel des Wurmes, mit einem zweiten, unmittelbar darauf folgenden, das zweite, mit einem dritten der ganze Wurm verſhwunden; dann ſah man das Zungenbein in der Kehlgegend noh einige drücende Bewegungen machen, offenbar um die Beute dur<h den Schlund in den Magen hinabzudrängen. An dieſem Tage verzehrte er nur no<h einen Wurm, an dem darauf folgenden ihrer ſehs, am dritten ihrer neun und zwar immer in derſelben Weiſe in Abſäßen und mit der nachfolgenden kräftigen Schlingbewegung. Damit war die berechtigte Hoffnung gegeben, daß wir den Rieſenmol<h am Leben erhalten würden; es ſchien jedoch rätlich, ihm kräftigere Nahrung vorzuſezen. Ein etwa 15 cm langer Weißfiſh wurde ins Becken gebracht und zwar lebend, da ſchon bei der Fütterung mit Würmern bemerkt worden war, daß der Rieſenſalamander bloß zuſhnappte, wenn jene ſih oberhalb ſeiner Schnauze