Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

788 Zweite Drdnung: Shwanzlurche; dritte Familie: Olme.

von Nordamerika, etwa von Louiſiana bis Südcarolina, fehlt aber weſtli<h von Louiſiana bereits, wie auh dem Miſſiſſippithale im Norden von Arkanſas. Er ſ{<hwimmt unter ſ{längelnder Bewegung nah Art der Aale ziemlih munter umher, wühlt ſi aber oft auc in den Schlamm ein, während des Winters zuweilen metertief, indem er ſih hier nah Art der Regenwürmer einbohrt. Gefangene Stücke, die dur<h Zufall aus ihrem Gefäße geworfen worden waren, lebten mehrere Tage ohne Schaden auf dem Trocenen, hielten au den Verſand na<h Europa aus. Die Nahrung beſteht in allerlei Kleingetier. Über das Brutgeſchäft des Aalmolches haben wir neuerdings dur< O. P. Hay Kunde erhalten. Das Weibchen liegt ſ{hraubenförmig um den Eierklumpen geringelt, der aus zwei roſenkranzähnlichen Strängen beſteht. Während das Ei 9 mm im Durchmeſſer zeigt, beſißt der no< niht ausgeſchlüpfte Keimling eine Länge von 45 mm. Auch eine Stimme hat Hay bei dem erwachſenen Tiere gehört. Durch beſondere Einrichtungen an den Kiemen und durch die Form der Schnauze und der Lippen wird dem Aalmolche das Graben im Schlamme ermöglicht.

Von den Negern ſollen die Aalmolche Kongoſchlangen genannt, als giftig angeſehen und ſehr gefürchtet werden.

Die Olme (Proteidae), welche die dritte Familie bilden, haben während des ganzen Lebens auf jeder Seite des Halſes äußere Kiemen, es fehlen ihnen Augenlider und Oberkieferknochen, nur Zwiſchenkiefer und Unterkiefer tragen Zähne, und ihre Wirbel ſind vorn und hinten ausgehöhlt. Der Leib dieſer Tiere iſt langgeſtre>t und wird geſtüßt durch vier ſhwächlihe Beine; der Schwanz trägt oben und unten einen Hautſaum. Wie bei den Aalmolchen überde>t die Haut auh die Augen, und die Naſenlöher dur<hbohren nah innen den knöchernen Gaumen niht. Die Luftröhre iſt häutig; die Lungen beſtehen aus zwei langen Säen, auf deren innerer Seite die Blutgefäße ein Nez von lo>eren Maſchen darſtellen. Zwei Gattungen mit je einer Art bilden die ganze kleine Familie.

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Es iſt gegenwärtig mehr als 200 Fahre her, daß Valvaſor von dem merkwürdigen Geſchöpfe berichtete, das wir, Dkens Vorgange folgend, Olm nennen. Die Krainer hatten dem Verfaſſer der „Ehre des Herzogtums Krain“ von Lindwürmern erzählt, die zuzeiten aus der Tiefe der Erde hervorkröchen und Unheil anrihteten. Valvaſor unterſuchte die Sache und fand, daß der vermeintliche Lindwurm „ein kleines, ſpannenlanges und einer Eidechſe ähnlihes Ungeziefer ſei, davon es ſonſt hin und wieder mehr gibt“. Später, im Jahre 1761, erfahren wir dur<h Steinberg, daß bei der im Jahre 1751 ſtattgefundenen Überſhwemmung der Fiſcher Sicherl im Unzfluſſe einmal fünf unbekannte Fiſche gefangen habe, die eine Spanne lang und ſ{hneeweiß waren, aber vier Füße hatten. Nach Steinberg wurde Scopoli durch die Landleute von Sittich in Krain auf den Olm hingewieſen, und durch ihn erhielt der naturkundige Domherr von Gurk, Siegmund von Hohenwart, ein Stück, das Laurenti in Wien der gelehrten Welt zur Kenntnis brachte und P1oteus anguinus benannte. Wahrſcheinlih aus derſelben Quelle bezog auh von Schreibers das Stück, das er im Jahre 1800 ausführlih beſchrieb. Seit dieſer Zeit iſt die Aufmerkſamkeit aller Naturforſcher auf jede neue Entde>ung bezüglich dieſes wunderbaren Tieres gerichtet. Man hat jezt gegen 50 verſchiedene Fundſtellen kennen gelernt und, na<h Annahme des Grafen von Hohenwart, weit über 4000 Olme, teils lebend, teils in Weingeiſt in alle Weltgegenden verſendet, ſie überall auf das Sorgfältigſte unterſut, ſie aber troßdem noh keineswegs ganz kennen gelernt.