Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Moloch. — Leguane: Allgemeines. 7/1

aber auch dieſe ſind ſo ſhwähliher Art, daß ein geſchi>ter Fänger ſich kaum an ihnen verlezen fann. Zu beißen vermag er nicht, wie dies ſchon ſein kleines Maul beweiſt.

Was die Agamen für die Alte Welt, ſind die Leguane (Tguanidae) für Amerifa, nur daß ſie in ungleich größerer Anzahl und Mannigfaltigkeit auftreten. Fhre allgemeinen Merkmale ſind ſehr ähnliche: Der Kopf iſt mit zahlreichen fleinen Schilden bede>t; die Bekleidung des Rückens beſteht aus ſehr verſchiedenartigen Schuppen, die oft in queren Neihen angeordnet ſind. Die Augen zeigen wohlentwi>elte Lider; das Trommelfell iſt faſt immer ſihtbar. Die bald längeren, bald kürzeren Beine haben ſtets, vorn wie hinten, fünf meiſt freie Zehen. Der Schwanz zeigt ſehr verſchiedene Länge, übertrifft jedoh hierin meiſt die des Leibes. Die Zunge iſt kurz, di>, kaum ausgerandet und ihrer ganzen Länge nah angewachſen. Hauptunterſchied von den Agamen aber iſt, daß die an der Wurzel runden, nac der Spige zu breiten und zuſammengedrü>ten „pleurodonten““ Zähne an der Fnnenſeite einer den Kieferrand bildenden Knochenleiſte befeſtigt ſind. E>zähne ſind faum jemals hervorragend entwi>elt, Zähne auf den Flügelbeinen dagegen meiſt, ſolche auf den Gaumenbeinen ſelten vorhanden.

Die Leguane, von welchen man etwa 50 Gattungen mit 300 Arten unterſchieden hat, ſind in hohem Grade bezeihnend für Süd- und Mittelamerika und treten hier allerorten überaus zahlreih auf, verbreiten ſi< au< bis in die wärmeren Teile von Nordamerika: im Weſten bis Britiſh- Kolumbien, im Oſten bis zum Arkanſas und bis in die ſüdlichen Vereinigten Staaten, und bevölkern ebenſo die Amerika zunächſt gelegenen Fnſeln. Nur 3 Gattungen wohnen außerhalb Amerikas; 2 davon leben auf Madagaskar, 1 auf den Fidſchi- und den Freundſchaſtsinſeln.

Entſprechend der Ausdehnung des Verbreitungsgebietes iſt auh das Vorkommen dieſer Eidechſen. Sie leben buchſtäblih überall, wo Kriechtiere die erforderlichen Bedingungen für gedeihliches Daſein finden: auf dem Feſtlande wie auf den Jnſeln, in der Höhe wie in der Tiefe, auf dürren Ebenen wie in den feuchten, ſchattigen Urwäldern, in unmittelbarer Nähe der menſhlichen Behauſungen, in Städten, Dörfern und anderen Ortſchaften, auf und in den Häuſern wie in wüſten Geländen. Mehrere Arten dürfen als Waſſerechſen angeſehen werden, weil ſie, wie die Warane der Alten Welt, bei Gefahr dem nächſten Waſſer zuſtürzen und ebenſo vorzüglich ſ{wimmen wie tauchen. Eine Art gewinnt ſogar im Meere ihre Nahrung. Auch unter ihnen gibt es wenig begabte, träge, ſtumpfe, dem Anſchein nah teilnahmloſe Geſellen; die größere Mehrzahl jedoch ſteht an Lebendigkeit, Gewandtheit und leiblicher wie geiſtiger Regſamkeit hinter unſeren Eidechſen nicht im geringſten zurück. Wie die Agamen den von ihnen bewohnten Waldungen, gereichen ſie den ihrigen zu hohem Schmu>e, und wie jene beleben auch ſie die Behauſungen der Menſchen in anmutigſter Weiſe. ZJhre Nahrung beſteht in Kerbtieren wie in Pflanzenſtoffen. Einige Gattungen nähren ſi< ausſchließlih von leßteren, wogegen die große Mehrzahl, wie üblich, auf Kerbtiere und anderes Kleingetier jagt. Hinſichtlih der Fortpflanzung wiſſen wir gegenwärtig ſo viel, daß wir alle, mit Ausnahme einiger Krötenechſen und Zceloporus - Arten, zu den eierlegenden Krietieren zählen müſſen. Für den Menſchen haben mehrere Arten eine niht zu unterſhäßende Bedeutung erlangt, indem Fleiſch und Eier mit Vorliebe gegeſſen werden. Als ſchädlih vürſte kaum eine einzige Art ſich erweiſen; gleichwohl haben ſie viel: fache Nachſtellungen zu erleiden.