Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

TA! Erſte Unterordnung: Eidechſen; vierte Familie: Leguane.

durhläuft ſie bei Erregung des Tieres von Grünlihgrau dur<h Dunkelgrau und Braun alle denkbaren Schattierungen bis zu Glänzendgrün, und ebenſo wechſelt die Zeihnung kaum weniger. Die Länge beträgt je nah dem Geſchlehte 14—22 cm, wovon zwei Drittel auf den Shwanz kommen. Die Männchen ſind wie bei den meiſten as dieſer Gattung immer größer, ſtärker und ſchöner gefärbt als die Weibchen.

Der NRotkehlanolis zählt in Louiſiana und Carolina und auf Cuba zu den gemeinſten der dort vorkommenden Eidechſen und bewohnt alle geeigneten Örtlichkeiten: Bäume, Gartenzäune, die Außenſeite und nicht ſelten auh das Jnnere der Wohnhäuſer. Er iſt, laut Holbrook, ein ebenſo bewegliches und luſtiges wie dreiſtes und ſtreitſüchtiges Tier, das ſich um die Anweſenheit des Menſchen niht im geringſten zu kümmern ſcheint, auf Tiſchen und ſonſtigen Geräten umherläuft und in Gemeinſchaft mit anderen ſeinesgleiben nah Fliegen und Mü>en jagt. Jn ſeinem- Weſen unterſcheidet er ſi<h wenig oder niht von anderen Gattungsverwandten. Sein Lauf auf dem Boden iſt außerordentlih ſ<hnell und ſieht, da er den Kopf hoh zu tragen pflegt, äußerſt zierlih aus: man glaubt, daß er fliege, niht aber ginge. Auf den Bäumen bewegt er ſi<h mit bewundernswürdiger Schnelligkeit und Gewandtheit, ſpringt in Sägen, die ſeine Leibeslänge um das Zwölffache übertreffen, von einem Zweige oder einem Baume zum anderen und weiß ſih feſtzuhalten, wenn er auh nur ein einziges Blatt berührt; denn wie die Ge>onen klebt er, dank ſeiner breiten Finger, im Nu an den Gegenſtänden, ſelbſt an den glätteſten, poliertes Holz oder Glas niht ausgenommen; ja er iſt im ſtande, an der De>e der Zimmer hinzulaufen. Seine Nahrung entnimmt ex dem Tierreiche; doh kann es gelegentli<h vorkommen, daß er eine Beere mit verſchlu>t. Laut Schomburgk fängt er au< Weſpen und andere ſtehende Kerfe, ſoll ſogar Skorpione nicht fürhten und ſo geſchi>t am Kopfe pa>en, daß jene, wenn ſie ſich wehren wollen, wohl ſi< ſelbſt, aber niht den Anolis mit dem Stachel verleßen.

Während der Paarungszeit erhöht ſih ſeine Regſamkeit in jeder Beziehung, und er bekämpft jezt mit ebenſoviel Mut wie Fngrimm jedes andere Männchen. Beide Kämpen blaſen den Kehlſa> auf, ſo weit ſie können, pa>en ſih endlih gegenſeitig an den Kinnladen und verbeißen ſich ſo feſt, daß ſie geraume Zeit aneinander hängen. Bei dieſer Gelegenheit geht ihr Farbenwechſel am ſ{hnellſten und auffallendſten vor ſih. Gegen den Herbſt hin hat der Anolis allen Zwieſpalt vergeſſen und lebt jezt mit anderen ſeinesgleichen im tiefſten Frieden zuſammen, zuweilen in größeren Geſellſchaften, die ſich zufällig vereinigt haben. Schomburgk fand ſelten mehr als 2 Eier im Eileiter vor und beobachtete, daß in der Regel eins mehr als das andere entwidelt war. Das Weibchen läßt die Eier ohne alle Vorkehrungen fallen, ſo daß man ſie ebenſowohl auf dem Sande wie auf Felſen, ja ſelbſt in Zimmern findet. R. W. Shufeldt fand, daß die Hauskazße ſein größter Feind war, und daß ſie ihn aller anderen Beute vorzog. Daß der Anolis auh ſonſt zahlreichen Verfolgungen ausgeſeßt iſt, zeigen verſtümmelte Schwänze und fehlende Gliedmaßen. Je heißer es war, deſto zahlreicher ſah man die Tiere von den Bäumen herabſteigen und nahe den Wurzeln auf Kerbtiere jagen. Gefangen beißt der Anolis, kann aber niht verleben.

Nach Angabe von Schomburgk benuzßen die Knaben die ausgeſprochene Vorliebe des Anolis für Muſik, nähern ſi pfeifend den behenden Tieren und ſtreifen ihnen zulegt eine Schlinge über den Kopf, um ſich ihrer zu bemächtigen. Die Gefangenen werden in kürzeſter Zeit zahm; man ſieht daher Anolis oft im Beſiße von Leuten, die Kriechtiere ſonſt nicht lieben. Auch na< Europa gelangen ſie niht ſelten lebend.

Sie benehmen ſih im weſentlihen nah Art unſerer gewandteren Eidechſen, übertreffen die meiſten von ihnen jedoh an Behendigkeit und entſprechend ihrer Ausrüſtung in der Fertigkeit zu klettern. Bell hat ſie recht gut geſchildert. „Einſt“, ſo erzählt er, „hielt