Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Notkehlanolis. Helmkantenkopf. TS)

ih zwei lebende Anolis aus Weſtindien, die mit Fliegen und anderen Kerbtieren ernährt wurden. JZhre Lebhaftigkeit beim Verfolgen der Beute zog mi auf das höchſte an. Sie lauerten mit aller Vorſicht der auf den Fang ausgehenden Kabe und ſtürzten ſih auf ihr Opfer mit der Schnelligkeit des Blißes. Eines Tages warf ih ihnen nebſt Fliegen auh eine große Kreuzſpinne in ihren Behälter. Einer von ihnen warf ſich auf dieſe, pate ſie aber nur am Fuße. Die Spinne drehte ſi< im Augenbli>e herum, wob einen dien Faden um beide Vorderfüße ihres Gegners und biß dieſen dann in die Lippe, genau ſo, wie ſie ſonſt zu thun pflegt, wenn ſie ſelbſt Beute macht. Der Anolis ſchien ſehr erſchro>en zu ſein. Jh nahm deshalb die Spinne weg und löſte die Füße aus ihrer Schlinge; aber wenige Tage darauf war mein Gefangener tot, augenſcheinli< infolge der erlittenen Verwundung oder Vergiftung, da ſeine Genoſſin, die ebenſo munter war, ihn noh lange Zeit überlebte.“ .

Von den Anolis unterſcheiden ſi< die Kantenköpfe (Corythophanes) durch niht verbreiterte Finger und Zehen. Jhr Hinterhaupt trägt einen knöchernen, helmartigen Fort: ſaß, und ihre Zehen ſind an den Rändern niht beſäumt. Der lange Schwanz, der mit einer ſehr feinen Spiße endet, trägt keinen Shuppenkamm; wohl aber findet ſih ein ſolcher auf dem Nü>en und auf dem Na>ken. Die Haut des Unterhalſes iſt quergefaltet. Flügelbeinzähne ſind vorhanden, Schenkelporen fehlen. Die Gattung beſteht nur aus drei Arten, deren Heimat auf Mittelamerika beſchränkt iſt.

Dur<h Sumichraſt haben wir die Lebensweiſe einer Art, des Helmkantenkopfes (Corythophanes hernandezi, Chamaeleopsis hernandezi, Corythophanes chamaeleopsis und mexicanus), fennen gelernt. Das Tier, das einſchließli<h des 25 em meſſenden Schwanzes 35 cm lang wird, trägt einen Kamm auf dem Nüken, der aber niht mit dem auf dem Naen befindlichen im Zuſammenhange ſteht, und unterſcheidet ſih von ſeinen Verwandten auh durch die ungleichen, gekielten, in Querreihen angeordneten NRükenſchilde ſowie durch eine kleine Längsfalte am Unterſchenkel. Der Kopf ähnelt dem des Chamäleons in ſo hohem Grade, daß die Mexikaner zu entſchuldigen ſind, wenn ſie den Namen Chamäleon auf dieſes Tier anwenden. Doch unterſcheidet er ſih dadurch, daß der Fortſaß am Hinterhaupte zu einem am Nande ſcharfen Knochenkamme zuſammengedrückt iſt. Die niht glänzende Färbung, eine gefällige Miſchung von Olivenbraun, Gelb, Schwarz und Weiß, iſt vielfahem Wechſel unterworfen und ändert ſih auh unter dem Einfluſſe des Lichtes. So beobachtete Sumichraſt, daß die Kehle eines von ihm gefangen gehaltenen Kantenkopfes am Tage weiß war, des Nachts hingegen gleich allen helleren Teilen des Körpers eine dunkle Färbung annahm.

Der Helmkantenkopf iſ nirgends gemein, findet ſi<h in Mexiko aber doh auf beiden Seiten der Kordilleren. Von dem Baſilisken wie dem Leguane unterſcheidet ex ſich in ſeiner Lebensweiſe dadurch, daß er niht am Ufer der Flüſſe, ſondern faſt nux in Wäldern und hier meiſt in der Nähe von Felſen wohnt. Eichenwaldungen ſcheint er allen übrigen vorzuziehen, weil hier ſeine dunkle Körperfarbe zu dem tro>enen Gelaube paßt und ihm bei ſeinen Nachſtellungen auf Kerbtiere zu Hilfe kommt. Er iſt äußerſt lebhaft und, wenn ihm ein Ausweg zur Flucht bleibt, kaum anders als durch einen Flintenſchuß zu erreihen. Beim Laufen erhebt er den Rücken faſt ſenkreht, während der Schwanz den Boden fegt, erhält daher, wenn er ſi<h bewegt, ein höchſt abſonderlihes Ausſehen.

Der Aberglaube der Jndianer konnte niht unterlaſſen, dieſem kleinen, ſeltſam drolligen Geſchöpfe außerordentliche Fähigkeiten zuzuſchreiben. Obgleich die waeren Leute die unſchädlichen Verleßungen dur die Spißen an beiden Kopſſeiten fürchten, rühmen ſie doh