Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

92 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; ahtzehnte Familie: Stö >er.

einſhließli<h der Nordſee, kommt dagegen in der Oſtſee nurx ſehr ſelten vor. An den Küſten von Cornwall und Devon gehört er, laut Couch, zu den regelmäßigen Erſcheinungen, wird zwar gewöhnlich nur einzeln bemerkt, tritt aber zuweilen in außerordentlichen Maſſen auf. Vor April triſt man ihn ſelten, von dieſer Zeit an häufig und überall. Sein Lieblingsaufenthalt iſt das Waſſer unmittelbar am Geſtade, zuweilen kommt er ſo nahe an das Land, daß man ihn von hier aus mit Händen greifen kann. An einem Abende im Auguſt wurden etwa 10,000 Stü>k mit einem Handnegze gefangen. Am folgenden Tage erſchien ein anderes Heer am Strande, und Männer und Weiber, alt und jung watete in das Waſſer, um Fiſche zu fangen, während andere am Uſer beſchäftigt waren, die erbeuteten und die ihnen zugeworfenen in Sicherheit zu bringen. Jm Jahre 1834 näherte ſih, laut Vicheno, ein unzählbarer Schwarm der iriſhen Küſte. So weit das Auge reichte, ſchien die See in Gärung begriffen. Der Schwarm kam ebenfalls bis unmittelbar an das Ufer heran, und die Leute, die auf einem etwas hervorſpringenden Felſen Fuß faſſen tonnten, brauchten nur ihre Hände ins Waſſer zu halten und zuzugreifen; ja, jeder geſchi>te Griff brachte niht bloß einen, ſondern 3—4 dieſer Fiſche in ihre Gewalt. Badende wurden an allen Stellen ihres Leibes durch die Stöker beläſtigt; denn die Oberfläche der See ſchien mehr aus Fiſchen als aus Waſſer zu beſtehen. Man ſah die dunkle Maſſe der erſteren bis weit hinaus auf das Meer die oberen Waſſerſchichten erfüllend. Jede Art von Neb wurde hervorgeſuht und in Anwendung gebracht; nur die wenigſten aber konnte man aufnehmen, weil die Laſt der gefangenen Fiſche viel zu groß war, als daß man ſie bergen konnte. Mehrere Nebe mußte man bis an den Strand ziehen, um ſie hier zu entleeren. Ein Heringsneß mit weiten Maſchen erwies ſi< beſonders erfolgreich; jede Maſche hielt einen Fiſh, ſo daß eine förmliche Mauer entſtand, die ebenfalls bis zum Strande geſhleppt werden mußte. An ein Zählen oder Schäßen der gefangenen Stö>er war gar nicht zu denken: man rechnete nah Karrenladungen. Dieſes maſſenhafte Auftreten unſerer Fiſche währte eine Woche lang, und dabei zeigte ſih, daß die Morgen- und Abendſtunden ihre Futterzeit ſein mußten, weil ſie gerade dann erſchienen, junge Heringe verfolgend und ſih mit ihnen den Magen füllend. Db ſolhes Streichen auh mit der Laichzeit zuſammenhängt, vermag ih niht zu ſagen, da ih über die Fortpflanzung überhaupt keine Angabe finde. Die Beobachtung aber, daß der Stö>ker ſih gewöhnlih nahe am Grunde in tieferem Waſſer aufhält und nur zeitweilig in ſo großen Maſſen auftritt, ſcheint für die angedeutete Annahme zu ſprechen.

Leider läßt ſih das Fleiſch des Stöckers mit dem ſeiner Verwandten, der Makrele, niht vergleichen. Engländer und Amerikaner nennen den Fiſh „Roßmakrele“ um die Ungenießbarkeit oder doh Geſchmaloſigkeit ſeines Fleiſches anzudeuten. Selten nur bringt man ihn zu Markte; an vielen Stellen der Küſte verſ<mähen ihn ſelbſt die Ärmſten. Doch verſichert Yarrell, dem ih Vorſtehendes entnommen, daß das Fleiſh wohl etwas von dem Geſchmacke des Makrelenfleiſches habe, nur nicht ſo fein ſei. Die Anſicht der Küſtenbewohner war übrigens auch ſchon die der Alten; bereits Gesner erwähnt, daß die Baſtardmakrelen, wie er ſie nennt, „ein tru>en und harter fleiſ<h als die Macrellen haben: darumb ſie nicht leicht zu verdäuen ſind. Die Ftaliäner, Griechen und Franzoſen eſſen ſie niht anderſt dann eingeſalten“.

*

Die Alten erzählen von einem Fiſche Pompilus, der den Schiffen folgt und, wie Gesner ſagti, „eine ſonderbare Art hat, in dem daß er allein in den Tiefen wohnet, und zu keiner Zeit an das Ufer kommet, als ob er das Erdreich haſſet. So haben ſie auh eine ſonderbare Anmuthung zu den Schiffen, ſo auff dem Meer ſhweben, nemlich daß ſie bey ſie