Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Lotſenfiſh. Bläuel. 95

Befeſtigung des Freundſchaftsbundes bei; denn ſcheinbar niht minder treu und beharrlich wie dem Haie folgt der Lotſenfiſh auh Schiffen, wenigſtens Segelſchiſfen, ebenſo auh, wie Pechuel-Loeſche mehrfah beobachtet hat, einem der gierigſten Raubfiſche: der Barracuda, ſowie ferner allerlei treibendem Holze, Wra>ſtü>ken, Fäſſern 2c. und ſehr wahrſcheinlih keine8wegs bloß dann, wenn er etwa auf irgend welche Weiſe von ſeinem Haie getrennt worden ſein ſollte, ſondern, um mit unſerem Ge8sner zu reden, „aus ſonderbarer Anmutung“, vielleicht aus demſelben Grunde wie der Hai: in der Hoffnung, vom Schiffe aus gefüttert zu werden. Jn den nördlihen Meeren kommt der Lotſenfiſh ſtändig niht vor; wiederholt aber hat er ſi< verleiten laſſen, den Schiffen bis in den Kanal zu folgen. Jm Januar 1831 traf der „Peru“, von Alexandria her kommend, nach einer Reiſe von 82 Tagen in Plymouth ein. Etwa zwei Tage nah der Abreiſe von Alexandria erſchienen zwei Lotſenfiſhe in der Nähe des Schiffes, ſhwammen an deſſen Seite und wurden nunmehr beſtändig in annähernd derſelben Entfernung vom Schiffe geſehen. Nachdem der „Peru“ zu Catwater Anker geworfen hatte, ſchien ſi<h ihre Anhänglichkeit noh zu vermehren; ſie blieben in unmittelbarer Nähe des Schiffes und wurden zuleßt ſo dreiſt, daß man einen von ihnen von einem Éleinen Boote aus fangen konnte. Durch eine glü>liche Kraftäußerung gelang es ihm, zu entkommen und das Waſſer wieder zu gewinnen. Fortan trennten ih beide Fiſche, aber leider niht zu ihrem Heile; denn einer nah dem anderen ward gefangen. Bennett verſichert, daß man die ſo gewandten Tiere einzig und allein dann erlangen könne, wenn man vorher einen Hai geangelt habe. Die kleinen, treuen Begleiter wollen ſi<h von ihrem großen Beſchüßer niht trennen und umſhwimmen ihn, wenn er aus dem Waſſer herausgezogen wird, bis er verendet iſt, ſi<h dabei mehr als ſonſt der Oberfläche nähernd. Unter ſolhen Umſtänden hält es durchaus niht ſ{<wer, ſie mit einem langſtieligen Hamen aufzufiſchen.

Das Fleiſch des Lotſenfiſhes kommt nah übereinſtimmenden Berichten derer, die das ſeltene Glü> hatten, es zu genießen, dem der Makrelen an Güte vollſtändig gleich.

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Verkümmerung der erſten Bruſtfloſſe in kurze Stachelſtrahlen iſt das hauptſächlichſte Merkmal der Gabelmakrelen (Lichia). Fm übrigen kennzeihnen ſih die wenigen Arten dieſer Gattung dur längli<h eiförmigen, ſeitlih ſtark zuſammengedrücten Leib, ohne Seitenkiele oder vorſpringende Kanten am Schwanze, lederartige Schuppen und Samtzähne in den Kinnladen, am Gaumen und am Pflugſcharbeine. Die Schwanzfloſſe iſ tief ausgeſchnitten; die Nückenfloſſe hat inſofern etwas Eigentümliches, als der erſte Stachelſtrahl ſich nah vorn richtet und die übrigen am hinteren Teile mit einer kleinen Spannhaut ſih an den Rüden anheften. Baſtardfloſſen fehlen.

Der Bläuel, wie wir ihn nennen wollen (Lichia glauca, Scomber, Gasterosteus und Caranx glaucus, Centronotus glaycos), eine der Éleinſten Arten dieſer Gattung, erreicht eine Länge von 40—45 cm und iſt auf dem Nücken \{<ön blaugrau, im übrigen ſilberglänzend weiß, längs der Seitenlinie mit vier {hwärzlihen Fle>en gezeihnet. Nücken- und Afterfloſſen ſehen bis auf einen dunkeln Fle>en an der vorderen Spitze weißgelb aus; die Bauchfloſſen ſind gräulich-, die Bruſtfloſſen lichtgelb; die Shwanzfloſſe hat an der Wuxzel blaue, an den Spißen ſ{<hwarze Färbung. Die erſte Nückenfloſſe enthält 5 oder 6 Stacheln, die zweite 24—25 weiche, die Bruſtfloſſe 21, die Bauchfloſſe 6, die Schwanzfloſſe 17 Strahlen.

Über die Lebensweiſe der Gabelmakrelen mangelt uns noh genügende Kunde; nicht einmal ihr Verbreitungsgebiet iſt mit hinreichender Beſtimmtheit feſtgeſtellt worden. Der