Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

96 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; neunzehnte Familie: Hahnfiſche.

Bläuel gehört dem Mittelmeere an und dehnt ſeinen Wohnkreis längs der afrikaniſchen Küſte aus, durhſ<hwimmt jedo<h zuweilen die Meerenge von Gibraltar, wendet ſi<h nördlih und fommt fo auch in den britiſhen Gewäſſern vor. Von einem Verwandten berichtet Gesner, die Beobachtungen von Rondelet wiedergebend, daß er ein geſelliger Fiſh ſei, ſih ſtets in Scharen zuſammenhalte, ſeinesgleichen liebe und in Gefahr, Streit oder Kampf unterſtüße. Unſer Forſcher gibt au<h nähere Nachricht über die Kämpfe, die der „Streimthunn“, wie er ihn nennt, mit anderen Meertieren, insbeſondere mit Walen und Delphinen, haben ſoll; der Bericht klingt jedo<h ſo fabelhaft, daß man ihn ohne weiteres übergehen darf, obgleih von den neueren Forſchern keinerlei zuverläſſigere Angaben vorliegen.

Die fromme Sage berichtet, daß der Apoſtel Petrus eines Tages genötigt war, eine Steuer zu erlegen, und, um dies zu ermöglichen, anſtatt in den Geldbeutel ins Waſſer griff, einen Fiſh hervorholte und dem Maule des Tieres den betreffenden Zinsgroſchen entnahm. Die wunderſame Begebenheit muß auf hohem Meere ſtattgefunden, der Apoſtel auh tüchtig zugegriffen haben, da der betreffende Mittelmeerfiſch jederſeits zwei [<hwarze, runde Fle>en trägt, die der Sage gemäß eben die Eindrüde der Finger darſtellen ſollen, au< wohl Veranlaſſung geworden ſind, daß man das Tier heutzutage Petersfiſ< nennt. Dieſen Namen führt er freilih niht überall: bei den Griechen heißt er Chriſtusfiſ<h, bei den Spaniern Martinsfiſh und bei den Norddeutſchen endlih Heringskönig; möglicherweiſe trägt er aber auh ſeinen Familiennamen mit vollem Rechte, wurde alſo bereits von den Alten als ein ausgezeihnetes Geſchöpf angeſehen.

Der Heringskönig (Zeus faber und australis), Vertreter der Gattung der Peters3fiſche (Zeus) und der beſonderen Familie der Hahnfiſche (Cyttidae), hat zwei getrennte Rü>kenfloſſen, deren erſte ſih durch verlängerte, in Fäden auslaufende Strahlen auszeichnet, zwei etwas getrennte Afterfloſſen, welche die Bildung der Rülenfloſſen bis zu einem ge- wiſſen Grade wiederholen, da die Strahlen der erſten dieſer Floſſen ſih ebenfalls etwas verlängern, und große Bauchfloſſen, die unter den kleinen, rundlichen Bruſtfloſſen ſtehen. Der Firſt des Nückens und die Bauchſchneide tragen gabelförmige Stacheln, der übrige Leib ſehr kleine Shuppen. Je nach Jahreszeit und Gegend ändert die Färbung ab, Fm Mittelländiſchen Meere ſieht der Heringskönig oft rein goldfarben, im Norden gewöhnlih graugelb aus. Bezeichnend iſt der runde, tief \<warze Fle>en auf jeder Seite. Die Floſſen haben eine ſ<wärzlihe Färbung. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 9—10 dornige, in der zweiten 22—23 weiche, in der erſten Afterfloſſe 4—5 dornige, in der zweiten 21 weiche, in der Bruſtfloſſe 13, in der Bauchfloſſe 9, in der Schwanzfloſſe 13 Strahlen. An Länge ſoll der Fiſh über 1 m, an Gewicht 15—20 kg erreichen.

Vom Mittelländiſchen Meere aus verbreitet ſih der Heringskönig über einen Teil des Atlantiſhen Meeres, in nördlicher Nichtung bis an die Küſten von Großbritannien, woſelbſt er regelmäßig beobachtet, zuweilen ſogar in namhafter Anzahl gefangen wird. ZU den gemeinen Fiſchen gehört ex hier niht, ebenſowenig aber zu den ſeltenen, am wenigſten während des Sommers. Von den Fiſchern und Beobachtern, die ihn vom Mittelländiſchen Meere kennen, wiſſen wir, daß er das hohe Meer den Küſten vorzieht und ſih einzeln hält, von Couch, daß ex gewöhnli<h nur mit den Pilchards, einer Heringsart, ſih der Küſte nähert, alſo eher ſtreicht als wandert. Jm Herbſte des Jahres 1829 wurden, nah Angabe des genannten Fiſchkundigen, in einem einzigen Neße 60 Stück gefangen, darunter mehrere von bedeutender Größe. Seiner Geſtalt nah möchte man ihn für einen