Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Makrele: Verbreitung. Züge. Wertſhäßung. Fangweiſen. 105

ein überaus reges und bewegtes Leben entfaltet ſi< längs der ganzen Küſte in allen Buchten und Baien. Jedes größere Fiſcherboot wird von mehreren kleinen begleitet, denen es obliegt, den Fang ſo ſhleunig wie möglih auf den Markt zu bringen; auch mieten ſi< wohl mehrere Boote raſh fahrende Dampfſchiffe, die ſo ſ<hnell wie möglich beladen werden und bereits 5—6 Stunden ſpäter die gefangenen Makrelen friſh auf den Märkten abliefern. Man pflegt zwar dieſe Fiſche auh einzuſalzen; aber in vielen Gegenden, ſo an den engliſchen, holländiſchen, franzöſiſhen und amerikaniſchen Küſten, werden ſie ſehr gern auch friſh gegeſſen und müſſen, da ſie raſh verderben, ſo ſ<hnell wie möglich verbraucht werden. Dies iſt denn au< der Grund, weshalb die Fiſcherei in manchen Fahren ſehr viel, in anderen ſehr wenig einträgt. Die erſten Ladungen der Makrele erzielen ſehr hohe, die ſpäteren unverhältnismäßig niedrigere Preiſe; während alſo in ungünſtigen Fahren ein Fiſcherboot dur< einen Glüsfall 2000 Mark in einer einzigen Nacht erwerben kann, geſchieht es bei reihlihem Fange, daß der Verdienſt ſinkt. Fm Mai 1807 wurden, laut Yarrell, auf dem großen Fiſhmarkte zu London 100 Makrelen mit 40 Guineen, jede einzelne alſo mit mehr als 8 Mark bezahlt; hon das nächſte einlaufende Boot aber erzielte nur no< 13 Guineen für das Hundert. Jm Jahre 1808 wurden ſo viele dieſer Fiſche gefangen, daß man zu Dover 60 Stück für etwa 1 Mark kaufen konnte. Zu Brighton geſhah es in demſelben Fahre, daß das Net eines Bootes mit einer größeren Menge von Makrelen gefüllt wurde, als die Mannſchaft bewältigen konnte, und Fiſche und Net verloren gingen. Der Fiſcher büßte dadur<, abgeſehen von dem Werte des Fanges, über 1000 Mark ein. Jm Jahre 1821 übertraf der Erfolg der Makrelenfiſcherei jeden bisher erreichten: 16 Boote fingen am 30. Juni für 5252 Pfund Sterling Makrelen. Auch das Jahr 1834 gehörte zu den geſegneten; es wurden ſo viele Makrelen gefangen, daß man einen ganzen Monat lang in den Straßen Londons 8 Stück für 1 Mark kaufen konnte. Jn Norwegen allein ziehen mehrere tauſend Fiſcher auf den Makrelenfang aus und erbeuten alljährlih dur<ſchnittlih mehrere Millionen Stü, die, in Eis verpa>t, faſt ſämtlich nah England gehen.

An den engliſchen Küſten wendet man zum Fange ein Grundneß von 6 m Weite und 40 m Länge an. Ein Boot führt 12—15 ſolcher Neve, von denen eins immer an dem anderen befeſtigt wird. So ſegelt man mit dem Winde dahin und ſ{<hleppt die ſenkre<ht im Waſſer hängenden, vorn geöffneten Neße nah. Der Fang geſchieht regelmäßig während der Nacht. Jn der Nähe des Landes gebraucht man au<h wohl die Angelleine, da die Makrele gierig anbeißt. Die Fiſcher an den atlantiſhen Küſten der Vereinigten Staaten von Nordamerika verwenden zum Makrelenfange auch vielfah das zum Zuſchnüren eingerichtete Beutelneß. Ein ſolches Neb koſtet, nah Wallem, über 3000 Mark, iſt 200 bis 300 Faden lang und hat 20—80 Faden Tiefe. Wie M. Lindeman berichtet, kreuzt das Fiſcherſahrzeug umher, bis den Leuten bekannte Zeichen im Waſſer, wenn ſie z. B. verfolgte kleinere Fiſhe wahrnehmen oder Fiſchſharen nahe der Oberflähe des Waſſers ſpielen ſehen 2c., es ihnen ratſam erſcheinen laſſen, das Neg auszubringen. Dies geſchieht mittels kleinerer Ruderfahrzeuge, die ſih beeilen, das Net in einem Kreiſe von etwa 130 m Durchmeſſer um die entde>te Fiſchſchar zu verſenken. Um das Entſchlüpfen der no< ni<t vollſtändig umgarnten Makrelen zu verhindern, muß dies möglichſt {nell geſchehen; deswegen wird in dem die Einkreiſung beſorgenden Fahrzeuge mit Anſpannung aller Kräfte gerudert. Sobald die Boote zuſammenkommen, wird ebenfalls in größter Eile die am unteren Saume des Netes entlang laufende und zum Zuſchnüren eingerichtete Leine ſo lange angezogen, bis das Net zu einem Beutel umgeſtaltet iſt, worin die umgarnten Fiſche ſi< wie in einer rieſigen Schüſſel oder Mulde befinden. Nun wird das Neg raſch verkleinert, während das Hauptfahrzeug herankommt, die Leinen und einen