Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

106 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiundzwanzigſte Familie: Makrelen.

Teil des Netes an Bord nimmt, und dieſes allmählih einholt, ſo daß die gefangenen Fiſche mittels eines Hamens aus dem Beutel geſchöpft werden können. Auf dieſe Weiſe mögen erſtaunliche Maſſen von Makrelen auf einmal erbeutet werden. Nach Lindeman wird ein Fang als gut betrachtet, wenn der Fnhalt des Netzes 100 Fäſſer füllt; gelegentlih aber glü>t ein außerordentliher Fang, deſſen Ertrag auf einmal 500 und 600 Fäſſer füllen kann, wenn das Net niht reißt.

An den britiſchen Küſten erſcheint dieſer Fiſch bereits im März, zuweilen ſogar {hon im Februar; die eigentliche Fangzeit beginnt aber doh erſt im Mai oder im Juni, weiter nah Norden ſogar noh einen Monat ſpäter. Die Laichzeit für ſüdlihere Gegenden iſt der Juni. Die Anzahl der Eier eines Rogeners beträgt etwa eine halbe Million. Funge Makrelen von 10—15 ecm Länge bemerkt man Ende Auguſt, halberwachſene ſhon im November, um welche Zeit ſie ſih, bis auf wenige, na< den tiefen Gründen der See zurücziehen. Fhre Hauptnahrung ſcheint in der Brut anderer Fiſche zu beſtehen: ſo folgen ſie den fleinen Arten der Heringsfamilie, von denen einzelne geradezu Makrelenführer genannt werden. Sie ſind äußerſt geſräßig und wachſen dem entſprehend ungemein raſch.

Das köſtliche Fleiſh der Makrelen muß na< unſerer Meinung ſo raſh wie möglih gegeſſen werden, während die Römer es, mit dem Blute und den Eingeweiden vermiſcht, faulen ließen und dadurch eine bei ihnen ſehr beliebte Brühe, das „Garum“, bereiteten. Das beſte wurde ſpaniſches, ſ{<warzes oder edles Garum genannt; zwei Maß von ihm foſteten, hauptſählih der ihm beigemiſchten indiſhen Gewürze halber, über 600 Mark, ſo daß es außer den Wohlgerüchen keine Flüſſigkeit auf dem römiſchen Markte gab, die ſo teuer bezahlt wurde. Die fertige Brühe goß man über allerlei Fleiſchſpeiſen oder trank ſie mit Waſſer und Wein bei Tiſche; ihr Geruch ſoll abſcheulih geweſen ſein.

Rieſenhafte Makrelen, die Thunfiſche (Thynnus), durdſtreifen die ſüdlichen Meere und werden für manche Küſten, insbeſondere für die des Mittelländiſhen Meeres, von außerordentlicher Bedeutung. Von den Makrelen im engeren Sinne unterſcheiden ſie ſich durch die nahe aneinander ſtehenden Rückenfloſſen und eine verhältnismäßig bedeutende Anzahl von Baſtardfloſſen, einen aus großen, ziemlich glanzloſen Schuppen gebildeten Bruſtpanzer, der ſi< nah hinten in Spißen fortſegt, und einen Kiel neben beiden Kanten des Schwanzes; auh fehlt der bei anderen Makrelen vorhandene, vor dem Schwanze ſtehende freie Stachel. Die kleinen zugeſpißten Kieferzähne ſtehen in einfacher Reihe.

Die Alten kannten und fingen ein für manche Völker überaus wihtiges Mitglied dieſer Gattung, den Thun oder Thunfiſch (Thynnus thynnuus, vulgaris und mediterraneus, Scomber thynnus), einen der größten unter den Fiſchen, die ihres wohlſ{me>enden Fleiſches halber verfolgt werden, eine rieſige Makrele von 2—3 m Länge und 150—300 kg Gewicht, die aber unter Umſtänden auh 4 m Länge, ja ſogar darüber und bis zu 600 kg an Gewicht erreichen ſoll. Der Rü>en iſt ſ{hwarzbläulih, der Bruſtpanzer weißblau gefärbt; die Seiten und der Bauch tragen auf gräulihem Grunde ſilber: weiße Fle>en, die ſi< zu Bändern vereinigen; die erſte Rückenfloſſe und Afterfloſſe ſehen fleiſchfarben aus, die falſchen Floſſen ſind ſ{hwefelgelb, ſ{hwarz geſäumt. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 14 harte, in der zweiten 1 und 13 weiche, außerdem 5—10 Baſtardfloſſen, in jeder Bruſtfloſſe 31, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 12 Strahlen und als deren Fortſeßzung 8—10 falſche Floſſen, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.

Als die wahre Heimat des Thunes hat man das Mittelländiſche Meer anzuſehen; im Atlantiſchen Meere ſcheint er ſpärliher vorzukommen und dur<h verwandte Arten