Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Makrele. Thun. 107

erſetzt zu werden. Zwar behaupten die Fiſcher, daß er alljährli<h in Menge vom Weltmeere aus dur die Meerenge von Gibraltar nah dem Mittelländiſhen Meere ziehe, und in früheren Zeiten konnte man ſih das plößliche Erſcheinen der Thune an den Küſten dieſes Meeres gar nicht anders denn als Folge einer ungeheuern Einwanderung vom Weltmeere aus erklären; den gegenwärtigen Anſchauungen zufolge müſſen wir jedo<h glauben, daß ex, wie ſo viele andere Fiſche auch, zeitweilig in den Tiefen oder inmitten des Meeres verweilt und erſt gegen die Laichzeit hin ſi<h den Küſten nähert. Dieſe Annahme iſt in neuerer Zeit dur< die umfaſſenden Unterſuchungen, die Paveſi angeſtellt hat, durhaus beſtätigt worden. Paveſi weiſt nah, daß als die eigentliche Heimat des Thunfiſches das Mittelländiſche Meer und der Golf von Cadiz zu betrachten ſei, daß der Thun ſi< gewöhnlich in den größten Tiefen aufzuhalten pflege und zur Laichzeit heraufſteige, alſo eine vorzugsweiſe ſenkrehte Wanderung ausführe, um ſich in den flacheren Gewäſſern an den Küſten zu

Thun (Thynnus thynnus). ‘2s natürl. Größe.

tummeln. Hier hält er allerdings beſtimmte Straßen ein, bewogen wahrſcheinlih durh unterſeeiſhe Thäler, in denen er fortzieht; eine Wanderung im Sinne der älteren Berichterſtatter findet jedo<h gewiß nicht ſtatt. Damit ſoll niht in Abrede geſtellt werden, daß Thune wirklih aus dem Atlantiſchen Meere ins Mittelländiſche Meer ziehen oder von dieſem aus das Schwarze Meer beſuchen, ſondern nur ausgeſprochen ſein, daß man jahraus jahrein im Mittelländiſhen Meere Thune, und zwar häufiger als irgendwo anders, findet. An den Küſten des Atlantiſchen Meeres tritt dieſer geſhäßte Fiſch überall und immer ſeltener auf als an den Geſtaden des Mittelländiſhen Meeres, und ausnahmsweiſe nur verirrt er ſi bis in nördlichere Gegenden, insbeſondere bis nah Großbritannien, woſelbſt man ihn no< am häufigſten beobachtet hat. Ju unſeren Meeren iſt er ein ſeltener Gaſt; doh wurde im Jahre 1869 ein 3 m langer Thun an der Fasmunder Küſte erbeutet. Bei der allgemeinen Teilnahme, die der Thun verdient und in allen Ländern um das Mittelländiſche Meer erregt, hat man auf ſein zeitweiliges Erſcheinen genau geachtet und ihn während ſeines Streichens wohl kennen gelernt; demungeachtet iſt uns no< heutigestags die Lebensgeſchichte dieſes Fiſches in vieler Hinſicht dunkel geblieben. An den wandernden Thunen hat man beobachtet, daß ſie in mehr oder minder zahlreichen Geſellſchaften, zuweilen in Herden von Tauſenden, ſhwimmen, ſi< ſehr raſ<h und auh ziemli<h gewandt bewegen, hauptſählih Sprotten, Sardellen und anderen kleinen Fiſchen, und ausnahmsweiſe auh Makrelen ſowie Flugfiſchen, nachſtellen, auh wohl Muſcheln