Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

108 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiundzwanzigſte Familie: Makrelen.

freſſen; man kennt auch die Fortpflanzung ziemlih genau, weiß, daß die großen wie die kleinen von Haifiſchen und Delphinen gejagt und gefährdet werden, mit dem Schwertfiſche hingegen in gutem Einvernehmen leben, deshalb auch öfters in deſſen Geſellſchaft ziehen: hierauf aber beſ<hränkt ſi< unſere Kunde.

Es unterliegt gewiß keinem Zweifel, daß der Thun nur an den Küſten erſcheint, um zu laihen. Während ſeiner Ankunft ſind die Eier der Rogener allerdings noh wenig entwidelt; ihre Ausbildung geht jedo<h ungemein raſh vor ſi. Bei Thunen, die im April gefangen werden, wiegt der Eierſto> kaum 500 g&, bei ſolchen, welche im Mai ſi in die Neße verirren, {hon mehr als 6 kg. Die Anzahl der Eier iſt oft ſehr beträchtlich. „Beim Anbli>e der Fülle und des Reichtums ihrer Eierſtö>te“, ſagt Cetti, dem wir die erſte ausführliche Beſchreibung des Fiſches und des Fanges verdanken, „habe ih nie gezweifelt, daß das Auge eines Leeuwenhoek eine ebenſo ungeheure Anzahl Eier, als er in dem Schellfiſche fand, angetroffen haben würde“, mit anderen Worten, daß jeder Fiſh mehrere hunderttauſend Eier zur Welt bringt. Um Mitte Juni ſieht man Milchner und Nogener in beſtändiger Bewegung in und über dem Waſſer, weil ſie ſih dann nur in den oberen Schichten aufhalten und ſehr oft über die Oberflähe emporſpringen. Um « dieſe Zeit findet das Laichen ſtatt. Die Rogener ſollen in den Seetang legen, die Milchner unmittelbar darauf das dieſen umgebende Waſſer beſamen. Jm Juli kommen die Zungen aus; einige Tage ſpäter wiegen ſie 40—50 g; im Auguſt dagegen haben ſie bereits ein Gewicht von 100 g und darüber, im Oktober ein ſolches von faſt 1 kg erlangt. Wie ſchnell ſie fürderhin wachſen, weiß man zwar nicht, glaubt aber auh während des nä<hſten Fahres eine ſehr raſche Zunahme ihrer Größe vorausſeßen zu dürfen. Die Dauer ihres Wachstums iſt unbekannt; es ſcheint jedoch, als ob ſie ſhon frühzeitig fortpflanzungsfähig würden, weil man unter den alten und großen au< jüngere und kleine fängt, die doh wahrſcheinlih niht mit jenen ziehen würden, wenn ſie niht fortpflanzungsfähig wären.

Die Art und Weiſe ſeines Fanges zu beſchreiben, gehört ſo rect eigentli zur Lebensſchilderung des Thunes, weil ſih geradezu auf die hierbei angeſtellten Beobachtungen unſere Kenntnis des Lebens dieſes Fiſches gründet. Schon die Alten betrieben die Thunfiſcherei ſehr eifrig, namentli<h an beiden Endpunkten des Mittelländiſhen Meeres, an der Meerenge von Gibraltar und im Hellespont. Ariſtoteles glaubte, daß alle Thunfiſhe im Schwarzen Meere und an den ſpaniſchen Küſten ſih fortpflanzen müßten, und Strabon gibt an, daß ſie, der Küſte Kleinaſiens folgend, zuerſt in Trapezunt ſpäter in Sinope und ſchließli< in Byzanz gefangen würden, woſelbſt ſie ſih hauptſächlih im Golfe, dem jeßigen Hafen von Konſtantinopel, verſammelten. So iſt es begründet, daß die Thune ſi alljährlih im Goldenen Horne einfinden und dort, laut Gyllius, häufiger ſind als an den franzöſiſchen Küſten, ſo häufig, daß man ſeiner Anſicht nah an einem Tage 20 Fahrzeuge mit ihnen anfüllen, ſie mit Händen greifen, mit Steinen totwerfen oder von den Fenſtern der am Waſſer ſtehenden Häuſer aufangeln oder mit großen Körben heraufziehen könne. Auch neuere Reiſende, z. B. Hammer, beſtätigen dieſe Mitteilungen. Die Phöniker beſchäftigten ſih hauptſählih an der ſpaniſchen Küſte mit dem Thunfange, und die nah ihnen kommenden Bewohner der Küſte ſeßten den gewinnbringenden Erwerbszweig fort bis in die neueſte Zeit. Mehrere Fiſchereien waren ſehr berühmt; einige lieferten den ſpaniſchen Granden den größten Teil ihrer Einkünfte. Nach und nah wurde man ſaumſelig an den ſpaniſchen Küſten, zumal nah dem furhtbaren Erdbeben von Liſſabon im Fahre 1755, das die Beſchaffenheit der Küſte ſo geändert haben ſoll, daß die Thune keine geeigneten Laichpläße mehr fanden. Gegenwärtig gibt es übrigens noh Thunfiſchereien in der Nähe von Cadiz, Tarifa, Gibraltar und ebenſo andere am gegenüberliegenden Ufer bei Ceuta; auh fängt man ſie hier und da in Katalonien.