Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Himmelsgu>er. Petermännchen. Viperqueiſe. 121

altes franzöſiſches Geſeß gebot, nur Queiſen mit abgeſchnittener Rückenfloſſe auf den Markt zu bringen. Die Kinnladen, der Naum vor dem Pflugſcharbeine, der Gaumen und die Flügelbeine tragen Samtzähne.

In den europäiſchen Meeren kommen vier einander ſehr verwandte, dur ſtändige Merkmale jedo< ſicher unterſchiedene Arten vor, von denen auh zwei, das Petermännhen und die Viperqueiſe, im Norden gefunden werden. Der Leib des erſtgenannten (Trachinus draco, lineatus und major, Abbildung S. 120) iſt ſe<8mal länger als ho, auf dem Nücken faſt gerade, auf dem Bauche etwas ausgerundet. Die erſte, ſehr kurze Nüenfloſſe beſteht aus 6 dünnen, aber harten Stacheln, deren erſter und zweiter die längſten ſind, die zweite aus 29—31 faſt gleih hohen Strahlen, die Bruſtfloſſe aus 15, die Bauchfloſſe aus 1 ſtahligen und 5 weichen, die Aſterfloſſe aus 1 harten Stachel und 30—83, die Schwanzfloſſe aus 14 Strahlen. Hinſichtlih der Färbung kann das Petermännchen mit manchem anderen Fiſche wetteifern. Seine graurötliche Grundfarbe geht gegen den Rücen hin mehr ins Braune, gegen den Bauch hin ins Weißliche über, wird allenthalben mit ſ{<hwärzlihen Wolkenfle>en gemarmelt, zu denen ſi<h in der Augengegend, auf den Shläfen, Kiemende>eln und Schultern noh gekrümmte Streifen von azurblauer Farbe, auf den Seiten und dem Bauche ſolche von gelblicher Färbung geſellen. An Länge kann der Fiſh 30 cm und etwas darüber erreichen.

Die Viperqueiſe (Trachinus vipera und horrida) unterſcheidet ſih dur platteren Kopf und mehr zugerundeten Bauch; auch ſteht die erſte Nücenfloſſe von der zweiten weiter ab. Jene hat 5—6, dieſe 24, die Bruſtfloſſe 15, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 1 und 24, die Schwanzfloſſe 11 Strahlen. Die graurötliche Farbe des Nückens geh: auf den Seiten und am Bauche in Silberweiß über; der Rücken iſt braun gefle>t, die erſte Nückenfloſſe ſ<hwarz, die zweite wie die Schwanzfloſſe hwarz geſäumt. Die Länge beträgt 12—15 cm.

Das Petermännchen, das auf flachen, ſandigen Stellen des Atlantiſchen Meeres, des Mittelländiſhen Meeres, der Nord- und Oſtſee gefunden wird, zieht tiefes Waſſer den ſeichten Stellen vor, lebt aber ebenſo wie ſeine Verwandte auf oder rihtiger im Grunde, bis zu den Augen im Sande vergraben. Gegen den Juni hin nähert es ſih, um zu laichen, dem flachen Strande, und dann geſchieht es, daß es während der Ebbe auh auf den von Waſſer entblößten Stellen gefunden wird. Seine Beute beſteht vorzugSweiſe aus Garneelen, vielleiht au< Éleinen Fiſchen, die es bis in nächſte Nähe kommen läßt, bevor es aus dem Sande hervorſchießt. Leßteres geſchieht mit einer überraſchenden Schnelligfeit, wie denn überhaupt der ſo träge erſcheinende Fiſch ein höchſt bewegungsfähiges Tier genannt werden muß. Nicht minder behende gräbt er ſih nah geſchehenem Fange wieder in den Sand ein. Einige, die ih längere Zeit beobachten konnte, lagen während des ganzen Tages an derſelben Stelle ihres Be>ens ſo tief vergraben, daß man nach längere1 Suchen eben nur ihre Augen wahrnehmen konnte, erhoben ſih, wenn man ſie ſtörte, ſehr raſh, führten dabei Bewegungen aus, als ob ſie mit ihren ſtahligen Rüenfloſſen den Störenfried angreifen wollten, ſchwammen mehrmals auf und nieder, ſenkten ſih endlih wieder auf den Sand hinab, legten die Bruſtfloſſen an und bewegten nunmehr die lange Afterfloſſe wellenförmig, wodurch ſie ſi< ſehr raſch die erforderliche Vertiefung aushöhlten.

„Dieſe fiſh ſind auß der Zahl der Meerthiere, ſo den Menſchen mit ſ{hädlihem Gifft verwunden“, ſagt der alte Gesner, und eine derartige Meinung, heutigestags noh die aller Fiſcher, verwundert den nicht, der weiß, daß eine von den Drachenfiſchen zugefügte