Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

180 Erſte Ordnung: Stach elfloſſer; a<tundzwanzigſte Familie: Groppen.

reden nicht gezehlet können werden, weil ſie ſ{hleimig ſind. Doch werden ſie von männigli<h geprieſen, abſonderlih die ſo in rinnenden Waſſern gefangen werden.“ Gegenwärtig betraten wir die Groppe, hauptſähli< wohl ihrer geringen Größe halber, als wertloſen Fiſh und benugen ſie mehr zum Angelköder denn als Speiſe. Wie Pallas erwähnt, wendet ſie das gemeine Volk in Rußland als wichtiges Heilmittel bei Vipernbiß an und pflegt ſie als Amulett am Halſe zu tragen.

Der Kopf einer im Meere lebenden Art der Gattung iſt gewöhnli<h höher als breit und oben mit zwei Paaren knochiger Auswüchſe oder Stacheln beſezt, zu denen andere auf dem Geſichtsteile und den Kiemende>eln kommen; das Maul iſt noch weiter geſpalten als bei den Groppen. Der Seeſkorpion, Ulker, Wolkuſen (Cottus scorpinus, Acanthocottus scorpius, Abbildung S. 129), iſt ein häßliher Fiſh von 15—25 cm Länge und rötlihbrauner, nach unten ſi lichtender Färbung, die durch dunklere Fle>en gezeichnet wird. Jn den Nüenfloſſen zählt man 9 und 15, in der Bruſtfloſſe 17, in der Bauchfloſſe 4, in der Afterfloſſe 11, in der Shwanzfloſſe 12 Strahlen.

Der Seeſkorpion iſt in der Oſtſee faſt ebenſo gemein wie in der Nordſee, findet ſi überhaupt vom Biskayiſchen Meerbuſen an bis Lappland aller Orten, in dem Atlantiſchen wie im Eismeere und den hierzu gehörigen Meeresteilen in Menge.

Die Seeſkorpione halten ſi< am liebſten auf ſteinigem Grunde, oft in bedeutenden Tiefen, niht ſelten aber auh in höheren Schihten auf, liegen hier unbeweglih auf den Steinen, zuweilen auch unter ihnen, ſih mit den Rücken anlehnend, und lauern auf Beute. Naht eine ſolche, ſo ſ{<wimmen ſie unter lebhaften Bewegungen ihrer gewaltigen Floſſen niht allzu raſh, wohl aber gewandt herbei, öffnen den ungeheuern Rachen und begraben in ihm Tiere, die faſt ebenſo groß ſind wie ſie ſelbſt. Jhre Gefräßigkeit iſt erſtaunlich; ſie verſchlingen buchſtäblich alles Genießbare: neben Fiſchen Krebſe und Krabben, Würmer 2c., außerdem auh allerlei Abfall von den Schiffen und Booten. Die Fortpflanzungszeit fällt in die wärmeren Monate des Jahres; einzelne aber laichen erſt ſpät im Herbſte, manche im November. Während der Laichzeit beleben ſie alle geeigneten Stellen der Küſte in außerordentliher Anzahl; nachdem ſie ſi{< ihrer Eier entledigt, ziehen ſie ſih in tiefere Gründe zurü>.

Obgleih man eigentli nirgends auf dieſe von vielen Fiſchern gehaßten Tiere jagt, fängt man ſie doh in Menge, ohne es zu wollen. Das Fleiſch wird nirgends beſonders geachtet, die Leber dagegen ſehr geſägt und der wenig anſehnlihe Fiſch daher von den Fiſchern ſelbſt verbraucht. Anderſeits gilt auh der Seeſkorpion als \{ädliher Feind der Vrut edlerer Fiſche, und zudem fürchtet man ihn ſeiner Waffen halber, weil man die durch ihn verurſachten Wunden für gefährlih hält. Rondelet verſichert, daß der Stich vergifte: er ſelbſt habe ein ſhwerverwundetes und vergiftetes Kind geheilt, und zwar dur die Leber des böſen Fiſches, deren heilſame Kräfte gebührend zu rühmen ſeien. VPontoppidan ſagt, daß man in Norwegen nur die Leber verwende, weil man aus ihr einen vortrefſlihen Thran gewinne.

Beim Einfangen, oder richtiger beim Ergreifen, verurſahen auh die Seeſkorpionen ein ſonderbares Geräuſch, ähnlih dem, das ihre größeren Verwandten hervorbringen, nur bedeutend ſ{wächer. Gefangene können längere Zeit außerhalb des Waſſers leben und eignen ſich deshalb vortrefflih zur Verſendung auf weitere Stre>en. Jn unſeren Seewaſſerbe>en gehören ſie zu den gewöhnlichſten und beliebteſten Fiſchen, dauern hier auh, ſelbſt in einem kleinen Behälter, vortrefflih aus, da es ihnen eigentlih nur um das Freſſen, niht aber um Bewegung und größeren Naum zu thun iſt.

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