Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

1392, Erſte Drdnung: Stachelfloſſer; a<htundzwanzigſte Familie: Groppen.

Jn der Nordſce lebt der Knurrhahn (Trigla hirundo, cuculus, corvns und corax, Abbildung S. 131), ein Fiſh von 50—60 em Länge, die größte europäiſche Art ſeiner Gattung. Er iſt auf dem Rücken graurötlih oder bräunlih, auf dem Bauche hell roſenrot oder weißli<h gefärbt und dur rote Rücken- und Schwanzfloſſe, die weiße Bauchund Afterfloſſe und die ſ<warzen, innen blau geſäumten Bruſtfloſſen ſehr geziert. Fn der erſten Nü>kenfloſſe zählt man 9, in der zweiten 16, in der Bruſtfloſſe 3 freie und 11 verbundene, in der Bauchfloſſe 1 harten und 5 weiche, in der Afterfloſſe 15 und in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.

Ihm nahe verwandt iſt der Gurnard oder Graue Knurrhahn (Trigla gurnardus und aspera, Gurnardus grisgeus), der ungefähr die Hälfte der angegebenen Länge erreiht und oben auf bräunlihgrauem Grunde weiß getüpfelt, auf den Wangen wie mit Sternchen gezeihnet, auf der Unterſeite ſilberweiß iſt. Ein längs der Seiten verlaufendes Band beſteht aus ſcharfen Spißen, wie die Zähne einer Säge. Die erſte Rückenfloſſe iſt braun, zuweilen ſ{<hwarz gefle>t, die zweite wie die Shwanzfloſſe lihtbraun, die verhältnismäßig kurzen Bruſtfloſſen ſind düſtergrau, Bauch- und Afterfloſſe faſt weiß. Jn der erſten Rükenfloſſe zählt man 8, in der zweiten 20, in der Bruſtfloſſe 3 freie und 10 vereinigte, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 20, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.

Beide Seehähne bewohnen das Mittelländiſhe und Atlantiſche Meer, die Nord- und Oſtſee. Sie ſind gemein an den Küſten Englands, nicht ſelten au< bei Helgoland, längs der frieſiſchen, oldenburgiſchen und holſteiniſchen Küſte, ſeltener auf ſandigen Küſtenſtreken der ſüdlichen Oſtſee, halten ſih vorzugsweiſe in der Tiefe, am liebſten auf ſandigem Grunde auf und ſtellen hier vorzug83weiſe Kruſtern, ſonſt au<h Muſcheln und anderen Weichtieren, auh Quallen nah. Sie ſ<hwimmen außerordentli<h anmutig, wenn auh niht beſonders raſch, gebrauchen ihre großen Bruſtfloſſen gleichſam wie Flügel und entfalten und ſchließen ſie abwe<ſelnd. Wenn ſie ſi< nahts auf ſeihten Stellen bewegen, ſollen ſie leuhten „wie funkelnde Sternc“ und Lichtſtreifen hervorbringen, die ſi< weit im Waſſer, bald längs der Oberfläche, bald nach der Tiefe zu fortziehen. Weit auffallender und ungewöhnlicher aber als ihre Shwimmbewegungen iſt ihr Fortkriehen auf dem Grunde. Die drei freien Strahlen vor den Bruſtfloſſen ſind, ihrer Wirkſamkeit nach, thatſählih nihts anderes als Beine oder Füße und ermöglichen ihnen ein förmliches Gehen. Um ſich in diefer Weiſe fortzubewegen, erheben ſie den hinteren Teil des Leibes etwas über den Boden, wie dies unſere dem Leben abgelauſchte Abbildung darſtellt, bewegen die drei Strahlen raſh nah-, die einzelnen unabhängig voneinander und helfen dur<h ſ{<hwache ſeitlihe Bewegungen der Schwanzfloſſe etwas nah. Da die Floſſenſtrahlen nur kurz ſind, fördert dieſes abſonderliche Gehen zwar nicht gerade {nell jedoh immerhin genügend, um binnen wenigen Minuten niht unerhebliche Stre>en zurü>tlegen zu können. Obgleich beſtimmte Beobachtungen über dieſe vor mir, wie es ſcheint, von keinem Naturforſcher geſehenen Bewegungen fehlen, läßt ſih do<h annehmen, daß der Gang den Knurrhähnen zu mancher Beute verhelfen und auh ſonſt von Nuten ſein mag. Die Laichzeit fällt in die Monate „Mai und Funi; im November fängt man gelegentlich junge Seehähnchen von 8—10 em Länge, die den Alten bereits in allen Stücken gleichen.

Obgleich das Fleiſh beider Seehähne, namentlih des Knurrhahnes, etwas hart und tro>en iſt, wird es doh gern gegeſſen, unſeren Fiſchen deshalb auh überall nachgeſtellt. Zum Fange wendet man in England kleine Schleppnete, in Ftalien vorzugsweiſe Angeln an. Es kann aber vorkommen, daß dieſe Fiſche ſih in den oberen Waſſerſchichten umhertreiben und dann zu einer ſonderbaren Jagd Veranlaſſung geben. Bei ſtillem Wetter