Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

140 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiunddreißigſte Familie: Meergrundeln.

Die Meergrundeln (Gobiidae) ſind größtenteils kleine, langgeſtre>te Fiſche mit na>ter oder beſchuppter, ſ{<leimiger Haut, 2 Rüenfloſſen, deren vordere ebenfalls oft biegſame Strahlen beſitzt, zuweilen ſi<h aber au<h mit der zweiten vereinigt, und weit vorſtehenden Bauchfloſſen, die entweder an der Wurzel oder ihrer ganzen Länge nah verbunden einen Trichter oder eine hohle Scheibe bilden. Fn der Kiemenhaut finden ſi<h 5 Strahlen. Bei den Männchen, in einzelnen Gattungen auh bei den Weibchen, gewahrt man eine ſogenannte Geſchlehtswarze an dem After. Bei manchen Arten unterſcheiden ſi< beide Geſchlechter ſehr auffallend.

Weitaus der größte Teil aller Grundeln, von denen gegen 300 Arten bekannt ſind, lebt im Meere; wenige bewohnen dauernd Flüſſe und Süßgewäſſer überhaupt. Sie lieben felſigen Grund, ſeßen ſih hier zwiſchen Steinen feſt und jagen nah Würmern und Garneelen, freſſen aber au< Fiſcheier und Tange, halten ſi<h meiſt truppweiſe zuſammen und vereinigen ſih, wenn ſie erſhre>t wurden, raſh wieder, um gemeinſchaftlih zu fliehen. Jm Waſſer ſ{<hwimmen ſie mit großer Gewandtheit; aber au<h auf ſ{hlammigem Grunde verſtehen ſie ſih trefflih zu bewegen, indem ſie ihre Bruſtfloſſen wie Beine gebrauchen. Gleich den Lungen- und Labyrinthfiſhen können ſie ſtunden- oder tagelang außerhalb des Waſſers verweilen, möglicherweiſe ſogar unmittelbar die Luft zum Atmen gebrauchen. Jhre Vermehrung iſt ſehr beträchtlih, und die Fortpflanzung hat inſofern etwas Eigentümliches, als die Männchen regen Anteil an der Brut nehmen, namentlih die Eier bewachen. Jm menſchlihen Haushalte ſpielen ſie keine bedeutende Rolle; denn die Art und Weiſe ihres Lebens erſchwert den Fang und ihr Fleiſh wird nicht beſonders geſhäßt, ja nux das der wenigſten Arten überhaupt für genießbar erachtet.

Grundeln im engeren Sinne (Gobius) nennt man die Mitglieder der Familie, deren Bauchfloſſen ihrer ganzen Länge nah verwachſen ſind. Ein rundlicher Kopf mit aufgetriebenen Wangen, ſpigige, in ſ{hmale Binden geordnete Zähnchen im Zwiſchen- und Unterkiefer, einander genäherte und vorſtehende Augen, ausgefranſte Schuppen und das Fehlen der Schwimmblaſe ſind anderweitige Kennzeichen.

Eine der verbreitetſten und bekannteſten Arten dieſer zahlreihen Gattung iſt die S{warzgrundel (Gobius niger, britannicus und gozo), ein Fiſh<hen von 10—12, höchſtens 15 cm Länge, düſterer, auf der Bauchſeite lihterer Färbung, gezeichnet mit Wolkenfle>en, die gewöhnlih dunkelbraun ausſehen, zuweilen auch verblaſſen, auf Nü>kenund Schwanzfloſſe hwärzlih gebändert, auf den ölfarbenen Bruſtfloſſen braun geſtrichelt. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 6, die zweite 17, die Bruſtfloſſe 17, die Bauchfloſſe 12, die Afterfloſſe 12, die Schwanzfloſſe 15 Strahlen.

Jn namhafter Anzahl tritt die Schwarzgrundel im Mittelländiſhen Meere und in der Nordſee auf, fehlt aber au<h dem Atlantiſchen Meere, dem Kanale, der Nord- und der Oſtſee nicht, obgleich ſie in leßterer nur an wenigen Stellen, beiſpiel8weiſe in der Kieler Bucht und an anderen Küſtenteilen, gefangen wird. Sie wohnt nur auf felſigem Grunde, ſaugt ſi hier jedo<h niht feſt, ſondern legt ſih auf den Boden. Jn der Nähe der Flußmündungen hält ſie ſi< gern auf; das Süßwaſſer ſcheint ſie niht zu beſuchen. Kleine Kruſter, allerlei Gewürm und ähnliche Stoffe bilden ihre Nahrung. Nah Couch raubt ſie von einem verſte>ten Plaße aus und kehrt mit der gefangenen Beute regelmäßig dahin zurü>, um ſie zu verzehren Jhre Laichzeit fällt in den Mai oder Juni; um dieſe Zeit verläßt ſie die Felſen, die ſie bis dahin bewohnte, zieht nah den mit Seegras