Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Meeräſche. Großkopf. 161

Eine im Mittelländiſhen und Atlantiſchen Meere, auh in der Nordſee vorkommende, ausnahm8weiſe bis in die Oſtſee ſi<h verirrende Art dieſer Gattung, die Meeräſche, Ramado der Ftaliener (Mugil capito, britannicus und ramado), erreicht eine Länge von 40—45, höchſtens 50 cm und iſt auf dem Rü>en einfa<h dunkel blaugrau, auf dem Bauche und an den Seiten ſilberweiß, überall \{hwarz in die Länge geſtreift. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 4 oder 5, in der zweiten 8, in der Bruſtfloſſe 17, in der Bauchfloſſe 6, in der Afterfloſſe 3 und 9, in der Schwanzfloſſe 14 Strahlen.

Eine verwandte Art, die nur im Mittelländiſhen Meere vorkommt, der Großkopf (Mugil cephalus), ift bedeutend größer, aber ganz ähnlih gefärbt und gezeihnet; das Auge wird von einer ſchleimigen Haut überzogen und der Grund der Bruſtfloſſe dur eine lange, geftielte Shuppe bewehrt. Die erſte Rückenfloſſe hat 4, die zweite 9, die Aſterfloſſe 11 Strahlen.

E

Meeräſ<e (Mugil capito). % natürl. Größe.

Die Eigentümlichkeit des Baues der Verdauungswerkzeuge wird bei dieſer Art beſonders erſihtli<h. Jn der Mitte der unteren Kinnlade erhebt ſi ein Höcker, dem eine Vertiefung in der oberen entſpricht. Die Zunge iſt faſt ganz verwachſen. Die Knöchelchen zwiſchen dem Kiemenbogen tragen anſtatt der Zähnchen eine doppelte Reihe ſteifer Borſten, welche die Mundhöhle ſchließen wie ein Sieb; die dünnen Schlundknochen ſind ebenfalls mit Borſten beſebt, die oberen bilden mit ihrem hinteren Rande eine nach hinten gerichtete Klappe. Die innere Haut des Schlundes iſ weih und mit feinen Warzen bede>t, die Speiſeröhre anfänglih glatt, ſodann mit weihen Fäden, die ſih wieder zerteilen, dicht beſet, der Magen dem eines Vogels ähnlich, der Darmſchlauh eng und lang.

Erſt dur de Cuviers eingehende Unterſuhungen wurden die verſchiedenen Arten der Meeräſchen feſtgeſtellt. Die Alten, die ſie ſehr wohl kannten, begriffen unter dem Namen „Mugil“ alle im Mittelländiſhen Meere vorkommenden Arten. Aus den auf uns gekommenen Schriften der Griehen und Römer geht hervor, daß unſere Fiſche ſhon in alter Zeit geſhäßt und deshalb auch ſorgfältig beobachtet wurden. Eine und die andere Fabel läuft freilih mit unter. So berichtet Plinius, daß die Meeräſchen, wie es wirklich der Fall iſt, während der Laichzeit in zahlreichen Geſellſchaften zuſammenlebten und ih den

Küſten näherten; dabei geſchehe es, daß die Delphine auf ſie jagen. Einmal nun hätten Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VIIL 11