Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

184 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; ahtundvierzigſte Familie: Labyrinthfiſche.

am Rande des ſeichten Tümpels einen Pelikan, der freſſend ſ{<hwelgte. Unſere indiſchen Begleiter wurden aufmerkſam, liefen hinzu und ſ<hrieen: „Fiſche, Fiſhe!“ Als wir zur Stelle kamen, ſahen wir in den dur<h den Regen gebildeten Rinnſalen eine Menge von Fiſchen dahinkrabbeln, alle na< aufwärts dur< das Gras rutſchend. Sie hatten kaum Waſſer genug, um ſi zu bede>en, machten jedo< trozdem ſnelle Fortſchritte auf ihrem Wege. Unſer Gefolge las etwa zwei Scheffel von ihnen auf, die meiſten in einer Entfernung von 30 m vom Teiche. Alle bemühten ſich, die Höhe des Dammes zu gewinnen, und würden auh, wären ſie niht erſt dur< den Pelikan und dann dur uns unterbrohen worden, wahrſcheinlih wirklih den Höhepunft erklommen und auf der anderen Seite einen zweiten Tümpel erreicht haben. Es waren offenbar dieſelben Fiſche, die man auh in den tro>enen Teichen findet.

„Je mehr die Waſſerbe>en austro>nen, um ſo mehr ſammeln ſih deren Fiſche in den leinen, no< waſſerhaltigen Tümpeln oder im feuchten Shlamme. An ſolchen Stellen kann man Tauſende von ihnen gewahren und ſehen, wie ſie ſi< in dem Schlamme, der die Beſchaffenheit von Hirſebrei hat, hin und her bewegen. Wenn auch dieſer Shlamm no< weiter austro>net, machen ſie ſi< auf, um no< waſſerhaltige Teiche zu ſuhen. An einer Stelle ſah ih Hunderte von ihnen ſi<h von einem juſt verlaſſenen Teiche nah verſchiedenen Richtungen hin zerſtreuen und ihren Weg aller Schwierigkeiten und Hinderniſſe ungeachtet fortſeßen. Da der gedahte Pfuhl den zahmen und wilden Tieren der Nachbarſchaft bisher zum Trinken gedient hatte, war die Oberfläche des Grundes überall eingetreten, und niht wenige dieſer Fiſche fielen in die tiefen, von den Fußſtapfen herrührenden Löcher, woraus es für manche kein Entrinnen mehr gab, ſo daß Milane und Krähen reiche Leſe hielten. Auf mich hat es den Eindru> gemacht, als ob dieſe Wanderungen nur des Nachts ſtattfänden; denn ih habe einzig und allein in den Morgenſtunden wandernde Fiſche geſehen, auh beobachtet, daß die, die ih lebend auflas und in Kübeln hielt, ſih während des Tages ruhig verhielten, des Nachts aber Anſirengungen machten, aus ihrem Behälter zu entkommen, oft au< wirkli<h entkamen. Eine Eigentümlichkeit der wandernden Fiſche, die ih no< zu erwähnen habe, beſteht darin, daß ſie ihre Kiemen geöffnet haben.“

Nach Sir Emerſon Tennents Unterſuhungen wiſſen wir nunmehr, daß es dieſelben Fiſche ſind, die ſih nötigen Falles auh im Schlamme eingraben. Möglicherweiſe haben ſie vorher verſucht, no< Waſſer zu erreichen, möglicherweiſe von vornherein darauf verzichtet und, der Feuchtigkeit nachgehend, mit der Schnauze voran, ſi ſofort in den Grund eingebohrt. Nach den Angaben, die Tennent gemacht wurden, findet man ſie in einer Tiefe von 0,5 m und darüber, je nah der Beſchaffenheit des Grundes. Die obere Deke iſt oft zerklüftet und ſo tro>en, daß ſie beim Aufnehmen in Stücke zerfällt. Die Fiſche ſelbſt liegen gewöhnlich in einer no< etwas feuchten Schicht; aber auch dieſe kann austro>nen, ſcheinbar, ohne ſie am Leben zu gefährden.

Die Eingeborenen kennen dieſe Eigentümlichkeit der Fiſche ſehr wohl, begeben \i<h während der Trockenzeit an die Teiche, ſuchen die tieferen Stellen aus und graben hier einfah nah, gebrauchen alſo wirklih die Hae anſtatt des Hamens und danken ihr oft reiche Ernte. Die Fiſche liegen regungslos in dem ſie allſeitig umgebenden Schlamme, bewegen ſih aber ſofort, nahdem man ſie aus ihrer Umhüllung befreit hat.

Es erklärt ſi< ſomit ſehr einfah und natürlich, daß man unmittelbar nach dem erſten Negen in den ſeit wenigen Stunden oder höchſtens Tagen gefüllten Waſſerbe>en Ceylons die Leute eifrig mit dem Fiſchſange beſchäftigt ſieht. Zu dieſem Zwe>e bedienen ſie ſich eines oben und unten offenen Korbes, den ſie, entlang watend, ſo in den Schlamm ſtoßen, daß die unteren Spißen darin ſte>en bleiben, und von oben mit der Hand ausräumen,