Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Kletterfiſ<h. Großfloſſer. 185

wenn ſie Fiſche umgittert haben. Schon Buchanan erwähnt, daß man die gefangenen Labyrinthfiſhe 5—6 Tage lang in tro>enen Gefäßen aufbewahren kann, ohne ſie zu töten, weShalb denn auc dieſe Tiere oft von den Gauklern größerer Städte, deren Bewohnerſchaft mit der Natux minder vertraut iſt als Bauern und Fiſcher, angekauft und zur Schau ausgeſtellt werden

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Anfangs der ſiebziger Fahre ſandte der franzöſiſche Konſul Simon zu Ningpo durch Vermittelung Gerauds, eines ſeine naturwiſſenſhaſtlihen Beſtrebungen warm untexſtüßenden Seemannes, einen Zierfiſh der Chineſen im lebenden Zuſtande nah Frankreich, der ſeitdem allgemeine Beachtung der Liebhaber wie der Forſcher auf ſih gezogen hat. Erſteren no< gänzli<h unbekannt, wurde der Fiſh von leßteren alsbald als der bereits im Anfange unſeres Fahrhunderts von Graf de Lacépède beſchriebene „Großfloſſer“ beſtimmt und damit die erſte wirklih gelungene Einbürgerung eines Labyrinthfiſches in Europa feſtgeſtellt.

Der Großfloſſer, von den Liebhabern au<h wohl Paradiesfiſ< genannt (Poly acanthus viridi-auratus, Macropus viridi-auratus, Macropodus viridi-auratus und venustus), früher als Vertreter der Gattung der Langſtrahler (Macropus) betrachtet, aber nur eine Zuchtraſſe einer Art der Vieldorner (Polyacanthus), von denen F. Day auch zwei Arten aus Fndien beſchreibt, iſt geſtre>t und ſeitlih zuſammengedrüt, das aus ftleinen Zähnen beſtehende Gebiß auf die Kiefer beſchränkt, die Nückenfloſſe durch 13 ſtahlige und 7 weiche, die Afterfloſſe dur<h 17 oder 18 harte und 15 weiche, die Bauchfloſſe dur< 1 ſehr verlängerten ſtahligen und 5 weihe Strahlen geſtützt, die ſehr große zweilappige Schwanzfloſſe halbmondförmig geſtaltet. Die bräunlihe Färbung der Oberſeite geht nah unten zu in graugrüne über; die Zeihnung beſteht aus abwechſelnd gelbgrünen oder bläulichen und rötlichen Querbinden; den grünen Kiemende>el ziert ein gelber Rand. Beim Weibchen ſind die Floſſen minder entwi>elt und die Farben matter. Die Länge beträgt 8—9 cm.

Über das Freileben des Großfloſſers mangelt jegliche Kunde, und die Auffaſſung einiger Forſcher, die in ihm nichts anderes als ein Erzeugnis länger fortgeſeßter Zucht erkennen will, verdient daher beſondere Beachtung. Nur ſo viel iſt bekannt, daß dieſer Zierfiſch in China allgemein gefangen gehalten und ebenſo wie unſer Goldfiſch behandelt wird, jedoch viel leichter als dieſer im engen Raume zur Fortpflanzung ſchreitet. Seine Fähigkeit, in ſ<hwach ſauerſtoffhaltigem Waſſer auszudauern und ſelbſt außerhalb des lebteren 20 Minuten und mehr ohne Schaden zu überſtehen, laſſen ihn zum Haustiere geeigneter erſcheinen als jeden anderen ſeiner Klaſſe. Erhielt doh Geraud von 100 in China eingeſchiſſten Paradiesfiſchen, denen er auf der langwierigen Reiſe weder hinlänglichen Raum, no<h paſſende Nahrung, no< ausreihende Pflege gewähren konnte, 22-am Leben, und verdanken wir dieſen alle die Stücke, die gegenwärtig unſere Zierbe>en bevölkern, nachdem es Carbonnier geglü>t war, von ihnen Nachkommenſchaft zu erzielen.

Über das Gefangenleben der Großfloſſer iſt neuerdings viel geſchrieben und manche gute Beobachtung veröffentlicht worden; ih ſehe jedo<h von faſt allem ab, was ih hierüber geleſen, und beſchränke mih auf eine ausdrü>li< für das „Tierleben“ abgefaßte Schilderung Vene>es, zumal dieſe gleichzeitig die Erläuterung zu der unter ſeiner Aufſicht mit gewiſſenhaſteſter Treue gezeichneten Abbildung iſt.

„Îm Mai des Jahres 1878“, ſo ſ{hreibt mir Bene>e, „erwarb ih ein Paar Großiloſſer, um dur ſie, die nah den veröffentlichten Mitteilungen während des ganzen