Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

186 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; ahtundvierzigſte Familie: Labyrinthfiſche.

Sommers in 14tägigen Pauſen laichen ſollten, faſt jederzeit friſchen Fiſchlaih zur Unterſtüßung meiner entwidelungsgeſchichtlihen Arbeiten zur Verfügung zu haben. Die Tiere kamen wohlbehalten an und gingen, in ein Be>en von etwa 40 Liter Jnhalt gebracht, ſofort ans Werk, die zwiſchen der eingepflanzten Waſſerpeſt umherſ<hwimmenden kleinen Krebstier<hen, Mü>enlarven und Würmer zu verzehren. Fn den erſten Tagen ſchon konnte man wahrnehmen, daß ſie lernten. Nachdem der in ihrem Behälter vorhanden geweſene Beſtand von Nährtieren aufgezehrt war, erſeßte ih ihn dur< zwei Arten kleiner Krebstierhen, Waſſerflöhe und Muſchelkrebſe. Lettere hatten ſie bei mir no< nicht bekommen, wohl au< vormals nicht kennen gelernt; denn ſie pa>ten die kleinen Tiere zwar ſehr oft, ließen ſie anfänglich jedo< mit Kopfſchütteln immer wieder los. Nach Verlauf von 2 Tagen hatte die Sache ſih gänzlih geändert. Jett wollten ſie nur Muſchelkrebſe freſſen, ließen die Flohkrebſe, ſo viele immer ih in ihr Be>en ſeßte, unberührt und ſ{<nappten nur gelegentlih einmal nah einem beſonders fetten Stücke dieſer Art. Jhre Freßluſt hatte ih anfänglich bedeutend unterſhäßt: dies erfuhr ih, als ih eines Tages keine Krebschen oder Kerbtierlarven hatte bekommen können. Sie fraßen jezt niht nux ſehr kleine, ſondern auh große Regenwürmer, ſolhe von 5—8 cm Länge und 2 mm Die, mit erſichtlihem Behagen. Große Negenwürmer gab ih ihnen, nachdem ih ſie in Stücke zerſchnitten, und es war ſehr hübſch zu ſehen, wie ſie dann den Darminhalt des Wurmes niht mit ver\{<lu>ten, ſondern das Wurmſtü>k an einem Ende erfaßten, allmählih ins Maul hineinzogen und kauend den Kot aus dem Wurme preßten, dabei jedesmal eine kleine Wolke vor ſih hertreibend. Auch nahdem der Wurm verſhlu>t war, wurde unter Kaubewegungen regelmäßig etwas von ihm abgeſtreifter Schleim und Shmuß ausgeſtoßen. Wenn ſie Würmer vom Grunde aufnahmen oder ſtark beſ<hmugzte erhielten, waren ſie ſtets bedacht, fremde Stoffe abzuſcheiden: ſie ſchüttelten den Wurm erſt ein paarmal, ließen ihn wiederholt los, warfen ihn vom Grunde aus nah oben, um anhängenden Sand und dergleichen abzuſchütteln, und begannen erſt dann, ihn zu verſchlingen. Sträubte ſih ihre Beute, ſo ſ{<lugen ſie ſie auh wohl gegen die Waſſerpflanzen oder die Wände ihres Be>ens. Erheiternd war es zu ſehen, wie ſie einen Wurm von ihrer eignen Länge, den ſie niht am Kopfe, ſondern am Schwanze ergriffen hatten, hinabzuwürgen verſuchten, während er ihnen immer wieder zu entkommen ſtrebte.

„Bald, nachdem die Fiſche in das Been geſeßt worden waren, und namentlih in den Vormittagsſtunden, wenn die Morgenſonne ab und zu in ihren Behälter fiel, begannen ſie ihre anziehenden Liebesſpiele. Als ih ſie aus dem Verſendungsgefäße herausnahm, waren ſie re<t unanſehnli<h, gleihförmig blaßbräunlich; ſehr bald aber wurden ſie, zuerſt das Männchen, ſpäter das Weibchen, dunkler, und mit der Kräftigung des Grundtones traten auh die dunkel goldgrünen Streifen lebhafter hervor. Wie bei anderen Fiſchen erhöht ſich die Schönheit und Sättigung ihrer Färbung, während ſie miteinander ſpielen, und verblaßt wieder, wenn man ſie voneinander trennt. Das Männchen hält ſi meiſt zu einem beſtimmten Weibchen, gibt ſi<h manchmal aber auh mit mehreren ab. Wenn es ſih dem Weibchen nähert, ſpreizt es den Shwanz und ſämtliche Floſſen in der Weiſe, wie die Hauptfigur unſeres Bildes erſihtlih werden läßt, und wird dabei zuſehends dunkler, während ſich das Weibchen entweder ziemlich ſenkrecht ſtellt alle Floſſen möglichſt zufammenlegt und langſam im Kreiſe herumdreht, oder die links oben im Bilde veranſchaulichte Stellung annimmt und dem Männchen gleichlaufend, jedoh in umgekehrter Richtung, dahinſhwimmt. Fm letzteren Falle drehen ſih beide, den Schwanz vor den Kopf des anderen gewendet, das Männchen ebenfalls mit möglichſt ſtark geſpreizten Floſſen, langſam im Kreiſe umeinander. Sind ſie beim Spielen beſonders erregt, ſo zittert das Männchen, indem es ſi ſpreizt, genau in der Weiſe wie der Hahn, wenn er um die Henne herumgeht,

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