Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Allgemeines, 193

des Waſſers treibend oder an die Küſte angeſpült, ab und zu wurde wohl auh zufällig mit anderen Fiſchen ein verirrtes Stü> gefangen. Am auffälligſten waren die ſchönen Trachypterus- Formen, namentlich die gegen 6 m lang werdenden, bandförmigen, ſilberſchimmernden Arten von Regalecus, dem „Vaagmand! der Skandinavier. Von ihnen wurden von 1740—1852 an der ſkandinaviſchen Küſte 14, und von 1750—1884 an der engliſchen Küſte 19 Stück gefunden. Vieles in der Lebensgeſchichte gerade dieſer Fiſche iſt noch rätſelhaft, und Agaſſiz meint, daß ſie vielleiht gar niht in ſo ſehr bedeutenden Tiefen leben, wie man gemeinigli<h glaubt. Nur der „Challenger“ hat einmal ein einziges, nur etwa 4 cm langes Stück von Trachypterus bei 700 Faden gefangen, abcr dieſe Tiefe iſt niht ſicher; ſehr wohl kann das Fiſchchen in einer weit höheren Waſſerſchi<t beim Heraufziehen in das Neß geraten ſein. Und dieſe Unſicherheit, ob man es mit einer wahren Tieſſeeform bei einem in der aus großen Tiefen heraufkommenden Dredſche gefangenen Fiſche zu thun habe, peinigt uns leider in ſehr vielen Fällen.“ Einige Schriftſteller haben angenommen, die Bandfiſche ſeien wegen ihrer großen Länge und ſ<malen Form fälſ{<hli<h für „Seeſchlangen“ gehalten worden. „Da aber dieſe Seeungeheuer“, fährt Günther fort, „von jenen, die das Glüc hatten, mit ihnen zuſammenzutreffen, ſtets als außerordentli<h lebhaft geſchildert werden, iſt es niht wahrſcheinlih, daß harmloſe Bandſiſche, die ſterbend oder tot ſind, wenn man ſie findet, die Tiere geweſen ſeien, ſie als „Seeſchlangen“ beſchrieben wurden.“

Bei den Kahlaftern (Trachypterus) nimmt die Nüenfloſſe faſt den größten Teil der Oberſeite ein; die Bruſtfloſſen ſind vorhanden, ſtets aber ſehr klein; die Bauchfloſſen bei einzelnen ziemli< ausgebildet, bei anderen bis auf einen langen, gleichſam mit Fahnen beſeßten Strahl verkümmert; die Schwanzfloſſe iſt, falls überhaupt vorhanden, verſchieden geſtaltet. Der kleine, vorſtrebare Mund, deſſen Oberkiefer ſi< nah hinten in eine die Wange bekleidende Platte erweitert, die na>t erſcheinende, weil nur mit kleinen, dem bloßen Augen faſt unſichtbaren Schuppen bekleidete Haut, der ſa>artige Magen, die ungemein zahlreichen, förmlih in eine Drüſe vereinigten Pförtneranhänge, der Mangel einer Shwimmblaſe tragen außerdem zur Kennzeichnung bei.

Die Kahlafter haben zwei Rückenfloſſen, deren erſte, von ſtahligen Strahlen geſpannte unmittelbar über der Stirn ſteht und ſi beträchtlich über die zweite, niedrigere verlängert; die fächerförmige Schwanzfloſſe iſt ſchief nah oben gerichtet, die Bruſtfloſſe ſehr klein, die Bauchfloſſe lang und fächerförmig, eine Afterfloſſe niht vorhanden. Die Mittellinie des Leibes wird dur kleine Schilde und Dornen in deren Mitte geſüßt. Die Kiemen bewafſnen ſichtbare Zähne. Jn der Kiemenhaut finden ſi< 6 oder 7 Strahlen.

Spanfiſ oder Bruhfiſ<h (Trachypterus arcticus, bogmarus und vogmarus, Gymnogaster arcticus, Gymnetrus arcticus, Bogmarus oder Yogmarus islandicus) nennen die Engländer einen öfters an ihrer Küſte vorgekommenen, wie es ſcheint, in den nördlichen Meeren hauſenden Vertreter dieſer Gruppe, der bei 1,5 m Länge 20 cm ho< und nur 2 em di> iſt und ſomit wirklih einem Holzſpane gleiht. Die Färbung des Kopfes und Leibes iſt ſilberweiß, auf dem Kopfe gräulih gemarmelt, längs jeder Seite durch zwei ſchief ſtehende, eiförmig geſtaltete Fle>en gezeichnet; die Floſſen ſehen lihtrot aus. In der Rückenfloſſe zählt man 172, in der Bruſtfloſſe 10 —11, in der Bauchfloſſe 6 Strahlen.

Der Spanfiſch, den man bisher nur in den nördlichen Meeren gefunden hat, wird im Mittelmeere dur< nahe verwandte Arten vertreten. Auch er hält ſi<, wie man an-

nimmt, in ſehr großen Tiefen auf und nähert ſi< nur ausnahmsweiſe dem Lande, am Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VIII. 13