Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

200 Zweite Ordnung: Schlund kiefer; zweite Familie: Lippfiſche.

zugleich aber auh an Veränderlichkeit der Färbung anderen Sippſchaftsverwandten nicht im geringſten nah. Eben aus dem Meere genommen, iſt die vorherrſchende Färbung ein ſchönes, auf dem Rücken ins Blaue übergehendes Grün mit goldigem Schimmer, der dur< die lichten Ränder der Schuppen hervorgebraht wird; den gelblichen Kopf ſ{<hmü>en \cief verlaufende grüne Linien; ein Fle>en hinter dem Auge iſt ſhwarz; die Floſſen ſind gelb, grün und blau gefle>t. Alle Farben verbleichen ſehr bald in ein unbeſtimmtes Braun oder Aſhgrau, und nur der dunkle Fle>en hinter den Augen behält ſeine Färbung bei. Zn der Nüenfloſſe zählt man 16 und 9, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.

Vom Mittelländiſchen Meere an verbreitet ſi< die Goldmaid längs der europäiſchen Küſte des Atlantiſchen Meeres nah Norden hin bis in die britiſchen Gewäſſer. An den ſüdlichen Küſten von England und Wales oder JZrland iſt ſie häufig, kommt auch hier und da an der ſchottiſchen Küſte vor, wird jedoh weiter nördlich ſelten und findet ih in der Breite der Orfney-Jnſeln oder längs der norwegiſchen Küſte nur noh einzeln, ſhwerlich jenſeits des 62. Grades. Fm Mittelländiſchen Meere lebt ſie ebenſowohl über ſandigem wie über felſigem Grunde. Die Nahrung beſteht faſt ausſcließli< aus kleinen Krebstieren. An den engliſchen Küſten laicht ſie im April, an den norwegiſchen niht vor dem Juli. Dex geringen Größe und des keineswegs ausgezeihneten Fleiſches halber fängt man ſie bloß zufällig, am häufigſten in den Hummerkörben. Solche Gefangene pflegen die Fiſcher höchſtens zum Ködern ihrer Angeln zu benugzen.

In den indiſchen Meeren kommt ein Lippfiſch vor, der ſich von allen übrigen dadUr< unterſcheidet, daß er ſeine Schnauze röhrenförmig verlängern und weit vorſtre>en kann. Dies geſchieht mit Hilfe der Zwiſchenkiefer und Kinnladen, die dur<h Muskeln vorgeſchnellt und zurü>gezogen werden können. Kleine Zähne, in deren Mitte zwei größere, gerade, tegelförmige ſtehen, bewehren das Maul; große Schuppen bekleiden Kopf und Leib; die Kiemenhaut hat fünf Strahlen. Die einzige bis jeßt bekannte Art der Gattung iſt der Erliſter (Epibulus insíidiator, Sparus insidiator; Abbildung S. 201), Vertreter der Gattung der Betrügerfiſche (Epibulus). Seine Länge beträgt 25—30 cm. Die Färbung iſt auf dem Rücken rot, an den Seiten auf gelbem Grunde grünlich ſchimmernd, weil die Schuppen grüne Nänder haben; Rü>en- und Afterfloſſe ſind gelb, grün gewellt, die übrigen gelblich. Die erſtere ſpannen 9 und 15, die Bruſtfloſſe 11, die Bauchſloſſe 6, die Afterfloſſe 11, die tief ausgeſhnittene Schwanzfloſſe ebenfalls 11 Strahlen.

Früher wollte man beobachtet haben, daß der Erliſter ſeine röhrenförmige Schnauze nach Art der Sprißfiſche benuße, um kleine, an Felſen und Geſträuchen über dem Waſſer ſißende Beutetiere herabzuſchießen; gegenwärtig iſt man der Anſicht, daß er, zwiſchen Seepflanzen verborgen, auf herankommende kleine Fiſche lauere und, wenn ſie in die rechte Nähe gekommen ſind, plößlih die Mundröhre ausdehne und ſie ſo mit ſelten fehlender Sicherheit erſhnappe. -

Als das bekannteſte Mitglied einer anderen Gattung gilt der Meerjunker oder Regenbogenfiſch (Coris julis, Labrus julis, Sparus niloticus, Julis mediterranea, speciosa, melanura und vulgaris), „Unter allen Meerfiſchen“, ſagt GeSsner, „iſ dieſer der aller ſchöneſte, bey deſſen Geſtalt und der Farben, um welcher Urſach willen er von allen Nationen Funker oder Fünkerlein genennet wird. Sein Rue iſ mit mancherley