Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

202 Zweite Ordnung: Schlundkiefer: zweite Familie: Lippfiſche.

Angaben für die hier beſchriebene Art gültig ſind, wiſſen wir nicht, ebenſowenig wie wir zu urteilen vermögen, inwiefern die Beſchreibung der älteren Forſcher richtig iſt. „Dieſe Fiſche“, ſagt Gesner, „ſ<hwimmen allezeit mit ganzen Scharen wie die Mücken, wohnen bey mieſichten Felſen und Schrofen, und ſind ſehr fräſſig wie Numenius ſhreibet. — Sie ſollen den ſ{<wimmenden oder badenden mit ihrem Biß ſehr beſ<hwerlih ſeyn, dann ſie ſchieſſen häufficht herzu, beiſſen und verleben wie die Jmben oder Weſpen, ihr Biß ſ{<hmerzet auc ein Zeitlang wie der Biß der Weſpen, um welcher Urſah willen etliche Scribenten ihnen einen gifſtigen Biß zugeſchrieben haben, nemlih, daß alle andere Fiſche, ſo von ihnen gebiſſen werden, zu der Speiß nicht dienlich ſeyn ſollen. Wiewol dieſe Fiſche der Kleine wegen verachtet

Meerjunker (Coris julis). / natürl. Größe.

und vernichtet werden, wird ihnen doh von den alten und bewehrten Aerßten, ein ſehr lieblich, lind, matt oder mürb Fleiſch zugeſchrieben, ohne Schleim, und geringer Verdäuung, wie bey nahe aller anderer Steinfiſche Fleiſch geartet iſt.“

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Untex dem bezeichnenden Namen Papageifiſche (Searus) begreift man Lippfiſche, die ebenſoſehr dur die Eigentümlichkeit ihres Gebiſſes wie durch die Schönheit ihrer Shuppen und die Pracht ihrer Farben auffallen. Sie tragen im allgemeinen das Gepräge der Lippfiſche im engeren Sinne, unterſcheiden ſih von ihnen aber dur die Bildung des Maules. Die Zwiſchenkiefer- und Kinnladenknochen bilden gebogene und abgerundete Kiefer, auf deren Rande und äußerer Fläche die Zähne wie Schuppen angeſebt erſcheinen, weil ſie ſo dicht miteinander verwachſen, daß ſie gleihſam nur eine einzige Schuppenplatte bilden. Sie folgen ſih von hinten nach vorn, derart, daß man die am Rande der Kinnlade ſtehenden als die entwi>elten anſehen kann, die ſpäter, wenn die dahinter liegende Reihe ſih ausbildet, fortgeſtoßen werden. Fleiſchige Lappen bede>en den größten Teil dieſes ſonderbaren, dur zwei mit Querplättchen beſeßte, am Schlunde ſtehende Schilde noh weſentlih verſtärkten Gebiſſes. Die Gattung gehört den Meeren des heißen Gürtels an; neun Arten leben in den tropiſchen Teilen des Atlantiſchen Meeres, und eine Art lebt im Mittelländiſchen