Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Seevapagei: Vorkommen. Übertieferungen. Wertſhäßung. Nahrung. 203

Meere: der Seepapagei (Scarus cretensis, rubiginosus, mutabilis und canariensis, Labrus cretensïs). Seine Geſtalt iſt länglihrund, der eines kräftigen Karpfens nicht unähnlih, nur daß die Shwanzfloſſe bedeutend größer erſcheint; der Kopf rundet ſich zur ſtumpfen Schnauze zu; der Mund iſt klein; die Kinnladen werden bis auf die Zähne von den dünnen, doppelt erſcheinenden Lippen bede>t. Stirn, Schnauze und Mundgegend ſind unbeſhuppt, Backen, Kiemen und der übrige Leib mit großen, eiförmigen, abgerundeten, glattrandigen, längs des Rumpfes in acht Längsreihen geordneten Schuppen bekleidet. Der Nüken iſt purpurrot, die Seite auf roſenrotem Grunde violett, weil die Mitte jeder Schuppe dieſe Färbung zeigt; Bruſt- und Bauchfloſſen ſind orangengelb, leßtere mit veilhenblauen Linien gezeichnet; die Rü>ken- wie die Afterfloſſe zeigt auf gräulich-violettem Grunde zart rötliche Fle>en, die Schwanzfloſſe außerdem noh einen weißen Saum am Rande. Fn der Rückenfloſſe finden ſi<h 9 und 10, in der Bruſtfloſſe 12, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 9, in der Shwanzfloſſe 13 Strahlen. Die Länge beträgt etwa 40 cm.

Das griechiſche Jnſelmeer iſt die Heimat des etwa 40 cm langen Seepapageies; an den italieniſchen Küſten ſoll er ſi< niht mehr finden, obgleich ex früher dort häufig geweſen ſein muß. Er kam in Menge in den Meeresteilen zwiſchen Kreta und Kleinaſien vor, war aber, nach A. Günther, ſelbſt in alten Zeiten an den italieniſhèn Küſten niht unbekannt, ob: wohl Columella berichtet, daß der Fiſch zu ſeiner Zeit ſelten über Sicilien hinaus vorgedrungen ſei. Plinius ſagt von ihm: „Jett ſpriht man dem Papageifiſche, der allein unter ſeinen Klaſſenverwandten wiederkäuen und von Meerespflanzen, niht von Fiſchen leben ſoll, den höchſten Nang zu. Von ſelbſt geht ex niht über das Vorgebirge von Troja hinaus; de8wegen hat Tiberius Claudius den Optatus Elipentius mit Schiffen ausgeſandt, um ſolche Fiſche zu holen und ſie an der Küſte von Kampanien auszuſeßen. Auf dieſe Weiſe hat man 5 Fahre lang derartige gefangene Fiſche wieder ins Meer geworfen; ſeitdem findet man ſie häufig an den Küſten von Ftalien, wo vorher keine gefangen worden ſind. So hat ſih der Gaumen an dem Fiſche Abwechſelung des Geſhmackes genug zu verſchaffen gewußt, und man hat dem Meere einen neuen Bewohner gegeben, damit man ſih niht wundere, daß nur fremde Vögel in Nom ſi fortpflanzen.“ Außerdem berichten die Alten, daß ſi die Papageifiſche einander ſehr lieben, gegenſeitig aus den Netzen helfen, indem der, der gefangen worden iſt, in den ihm dargereihten Shwanz eines anderen beiße und jo herausgezogen werde, daß man ſie fangen könne, wenn man einen Rogener an eine Schnur binde und ihn im Meere umherſhwimmen laſſe, damit ſi<h um ihn die Milchner ſammeln, und ähnliches mehr. Sein Fleiſch wurde von den alten Feinſhme>ern ebenſowenig geſhäßt wie das anderer Lippfiſhe; Martial wenigſtens ſingt:

„Der von den Wellen des Meeres geſ<hwächt ankommende Scarus3 Iſt an der Leber nur gut, ſonſt von ſehr ſhle<tem Geſhma>.“

So dachten aber nicht alle, und nicht zu allen Zeiten \{<häßte man den Fiſh gering. Günther ſchreibt: „Zu Plinius Zeit galt der Seepapagei als der vorzüglichſte aller Fiſche, und die Koſten, die Optatus Elipentius auf deſſen Einbürgerung verwendete, wurden nah der Meinung der römiſchen Feinſhme>er durh den außerordentlihen Wohlgeſ<hmad> des Fiſches gerechtfertigt. Er war ein Fiſch, deſſen Exkremente, wie die Dichter ſagten, ſogar die Götter ſelbſt niht verſ<hmähen würden. Sein Fleiſch war zart, wohlſ<me>end, ſüß und leicht zu verdauen; wenn er aber zufällig eine A plysia (eine im Altertum für giftig gehaltene Meerſchne>e: der Meer- oder Seehaſe) gefreſſen hatte, verurſachte es heftigen Durchfall. Kurz es gibt keinen Fiſch, von dem die alten Schriftſteller ſo viel zu erzählen wußten wie von dieſem.“

Aus den neueren Beobachtungen geht ungefähr Folgendes hervor: Alle Arten der Gruppe, der man den Nang einer Unterfamilie kaum zuſprehen darf, leben, wie die