Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Kabeljau: Fortpflanzung, Fang. Zubereitung. 211

ſelbſt nah vollkommen ungenießbaren Dingen, falls fie nur glißern oder ſonſtwie ſeine Aufmerkſamkeit erregen. Jn der Oſtſee erſcheint der Dorſh ſtets da, wo der Hering auftritt, füllt ſeinen ewig verlangenden Magen nötigen Falles aber auch bis zum Berſten mit Stichlingen an, ſammelt Schal-, Weich- und Krebstiere, verſchlingt ſelbſt Dang und Seegras und verſchont auh ſeine eignen Jungen nicht.

Zu ſeinem Fange wendet man an der norwegiſchen Küſte Neße an; an allen übrigen Stellen dagegen gebraut man nur die Grundſchnuxr und die Handangel, die beide auh auf den Lofoten eine ſehr bedeutende Rolle ſpielen. Die Grundſchnur iſt eine ſtarke Leine von etwa 2000 m Länge, woran ſi<h gegen 1200 Angelſhnuren mit Haken befinden. Sie wird ausgeworfen und von je 6 zu 6 Stunden emporgeholt, der Fang ausgelöſt, der verbrauchte Köder erſeßt und die Shnur von neuem gelegt. Währenddem beſchäftigen ſih die Fiſher mit Handangeln, von denen ſie je eine in die Hand nehmen, raſh emporziehen, wenn ſie merïen, daß ſi etwas gefangen hat, und ſofort wieder in die Tiefe verſenken. Bei der unſchäßbaren Anzahl der Fiſche iſt es nihts Seltenes, daß jeder einzelne Mann der Beſaßung eines Bootes tägli<h zwiſchen 300 und 400 Stü erbeutet. Nebenbei wird der Fang der Kapelane und Tintenſchne>en oder an anderen Orten der Heringe eifrig betrieben, weil man deren Fleiſ<h als Köder benugt. Fn Ermangelung ſolcher kleinen Fiſche dienen auh die Eingeweide der gefangenen Kabeljaus zu gleihem Zwee.

Sofort nah dem Fange beginnt die Zubereitung der Beute. Man ſchneidet zunächſt die Köpfe ab und wirft ſie beiſeite in beſondere Tonnen oder Bottiche, weidet hierauf die Fiſche aus und teilt ſie mit einem einzigen raſh und geſchi>t geführten Schnitte bis zur Schwanzfloſſe in zwei Hälften, ſehr große au< wohl in vier Teile. Die Leber kommt in ein beſonderes Faß, der Rogen in ein anderes; die übrigen Eingeweide werden ſofort zerſ<nitten und entweder ſogleih oder doh bald als Köder verwendet. Während des Winterfanges bereitet man, auf den Lofoten wenigſtens, zuerſt nur Sto>fiſh, tro>net alſo die erbeuteten. Jedes größere Schiff führt eine beträchtliche Anzahl von Gabeln und Stangen mit ſi< und vermehrt mit deren Hilfe die am Lande feſtſtehenden Gerüſte. An ihnen hängt man nun die im Meerwaſſer ausgewaſchenen, bis auf die Schwanzfloſſe geteilten Kabeljaus zum Tro>nen aus, auf den meiſten Fnſeln unter freiem Himmel, hier und da au< wohl in überdahten Schuppen, die dem Luftzuge kein Hindernis bieten. An dieſen Gerüſten tro>net der Fiſh ganz allmählich ein; bei einigermaßen ungünſtiger Witterung ſieht man das Geſtänge noh im Juli beladen. Erſt nachdem der Sto>fiſh klapperdürr geworden, bringt man ihn in die Speicher, bündelweiſe wie Reiſig, und ſchichtet ihn hier bis zur Abnahme übereinander. Jn beſonders glü>lichen Jahren, wenn alle Gerüſte ſi<h raſh bede>en, bereitet man aus den zuleßt gefangenen Kabeljaus Klippfiſche. Zu dieſem Ende werden jene längs des Rückgrates geteilt und entweder erſt einige Tage in großen Bottichen geſülzt und ſodann auf den Klippen zum Trocknen ausgebreitet, oder hierſelbſt mit Salz beſtreut. Hat man Fäſſer genug, ſo richtet man einen guten Teil der Beute zu Laberdan zu, d. h. ſchichtet die zerteilten Fiſche reihenweiſe in Fäſſern auf, bringt zwiſchen jede Lage eine Schicht Salz und ſ<hließt die Tonnen, ſobald ſie gefüllt ſind. Jm nördlihen Norwegen oder in Finland erſcheinen während des Fanges regelmäßig ruſſiſche Schiffer aus Archangel, die nah guter ruſſiſher Art alle Tonnen verſhmähen und die von ihnen erkauften Kabeljaus nebſt anderen Fiſchen ohne weiteres im Naume ihres Fahr: zeuges aufſchihten, einſalzen und mit den Fuchtenſtiefeln feſtſtampfen.

Die Köpfe werden in Norwegen faſt aus\<ließli< als Viehfutter benußt; die Lebern ſchüttet man na< Beendigung des Fanges in große Bottiche, die zum Leidweſen der empfindliheren Südländer oft inmitten der Städte aufgeſtellt werden und beim Faulen ihres Fnhaltes unerträglichen Geſtank verbreiten. Das aus ihnen ſi< fondernde ölige

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