Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
ILE Dritte Drdnung: Weichfloſſer; zweite Familie: Schellfiſche,
Fett, der Leberthran, wird von Zeit zu Zeit abgeſchöpft, durh Seihen gereinigt und, ſeiner Güte entſprechend, in verſchiedene Fäſſer geſüllt. Am beſten iſt, mie leiht erkflärlih, der Leberthran, der wenige Tage na<h Leginn der Fäulnis gewonnen wird, am ſ<hle<teſten der Reſt, den man dur<h Kochen exlangt.
Nach der eigentlichen Fangzeit erbeutet man auf den Lofoten noh fortwährend Kabeljaus oder, wie man dort ſagt, Dorſche und bereitet ſie, je nah der Witterung, auf dieſe oder jene Weiſe. Über den Fang auf der Neufundlandsbank braucht nah dem Vorſtehenden nichts weiter geſagt zu werden, da er oder die Bereitung der Kabeljaus im weſentlihen auf denſelben Grundſäßen eE
Jm Fahre 1861 wurden auf den Lofoten von mehr als 20,000 Menſchen, die gegen 5000 Fahrzeuge bemannten, über 9 Millionen Kabeljaus getro>net, ebenſo viele zu Klippfiſhen und Laberdan bereitet und gegen 1 Million friſh gegeſſen; im Jahre 1887 betrug die Ausbeute über 52 Millionen Stück. Der Fang auf der Neufundlandsbank lieferte, nah Cornak, ſhon im Anfange dieſes Jahrhunderts über 300 Millionen Stü>, ungere<hnet die 100 Millionen, die man im Lorenzgolfe erbeutete. Gegenüber diefen Erträgen erſcheinen die des Fanges in deutſhen Meeren ganz unerheblih. An der frieſiſhen Nordſeeküſte erbeutet man jährlih nur Tauſende von Kabeljaus; in der Oſtſee beginnt man erſt neuerdings dem oft in namhafter Menge auftretenden Dorſche die Auſmerkſamkeit zuzuwenden; doh iſt ſeine Fiſcherei auh hier no< keineswegs von Bedeutung.
Über die Zukunft des Fanges läßt ſich mit Beſtimmtheit ſhwerlih ein Urteil abgeben; doh darf man vielleicht glauben, daß in demſelben Grade, wie die Faſtenſpeiſen abkommen, der Verbrauch zubereiteter Kabeljaus abnehmen werde. Der Stofiſh verdankt, wie oben bemerkt, ſeine hauptſählihſte Bedeutung den Faſtenvorſchriften der katholiſchen Kirche. Nun gibt es allerdings einzelne Liebhaber eines Gerichtes Sto>ſiſche; ſie aber ſind ſelten, ſelbſt in den ſtreng katholiſchen Ländern, und der größte Teil aller derer, die ſi jet herbeilaſſen, an den vorgeſchriebenen Tagen Stokfiſch zu genießen, würden ihren Küchenzettel ſofort ändern, wenn ſie es thun dürften. Solange in Spanien die Jnquiſition in Blüte ſtand, wagte es niemand, an einem Faſttage Fleiſch von Säugetieren oder Vögeln zu genießen; als man jedo< im Jahre 1825 die Erlaubnis erteilte, Sonnabends Fleiſch eſſen zu dürfen, verminderte ſi< die Einfuhr der Sto>fiſhe um faſt zwei Drittel. Jn anderer Hinſicht wird ſih der Fang des Kabeljaus und ſeiner Verwandten aber auh wiederum heben und verallgemeinern. Man wird beiſpiel8weiſe auh an unſeren deutſchen Küſten mit denſelben Booten, welche die Engländer und Holländer ſchon ſeit Fahren benuzen, zum Fiſchfange in See gehen, die erbeuteten Kabeljaus oder Dorſche in dem durhlöcherten, mit Waſſer gefüllten Mittelxraume des Schiffes aufbewahren, lebend bis in den Hafen führen und von hier aus xaſh in das Jnnere des Landes verſenden, um den Binnenbewohnern jederzeit ein treffliches und billiges Nahrungsmittel zu bieten.
Denn ebenſo \<hlecht wie das getro>nete oder eingeſalzene, ſo ſ<machaft iſt das friſche Fleiſch des Kabeljaus und daher auf allen Fiſchmärkten der Seeſtädte ſo geſhäßt und beliebt.
Yarrell erzählt, daß man in verſchiedenen Teilen Schottlands gefangene Kabeljaus längere Zeit in Salzwaſſerteichen gehalten und gute Erfolge erzielt habe. Während der Fiſcherei brate man nah und nach die Gefangenen, die niht zu ſehr verleßt waren, in die betreffenden Been, fütterte ſie hier mit allerlei Muſcheln und Schaltieren und gewöhnte ſie bald ſo an den engen Raum, daß ſie ſih anſcheinend ſehr wohl befanden, Zeit und Stunde der Fütterung kennen lernten und ihre hungrigen Mäuler aus dem
Waſſer ſtre>ten, wenn der Wärter ſi< nahte. Ein Kabeljau ſoll 12 Fahre in ſolch einem Teiche ausgehalten haben. Nah Erfahrungen an Dorſchen, die ih ſelbſt pflegte, halte ich vorſtehende Angaben durchaus für glaubwürdig. Kein Seefiſh gewöhnt ſich leichter an