Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Kummel. Quappe. 217

bewerkſtelligen, und ſo geſchieht es, daß man zuweilen Hunderte mit der Grundleine fängt, von denen nit ein einziger etwas im Magen hat.

Der Fang dieſes Fiſches iſt von Bedeutung. Sein Fleiſh gilt zwar nicht als beſonders ſ{<madchaft, iſt jedo<h weih und würde durch geeignete Zubereitung vielleicht zu verbeſſern ſcin. Aber man verwendet die gefangenen Kummel auc nur in geringer Menge für die heimiſche Küche, bereitet ſie vielmehr zu Sto>- und Klippfiſh zu und bringt ſie wie dieſe in den Handel. An den ſüdfranzöſiſchen Küſten pflegt man die friſch gefangenen Meerhecte in wohlriehende Pflanzen einzuhüllen, weil man glaubt, daß ſie dadur< an Güte gewinnen.

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Der einzige Schellfiſh, der im Süßwaſſer vorkommt, iſt die weitverbreitete Quappe oder Trüſche, au<h Rutte, Ruppe, Aalquappe, Aalraupe, Aalruppe, Aalputte, Quakaal, Truſche, Treuſche, Treiſche, Traiſche, Dreiſhe, Driſche, RNufurken, Nufolgen, Nufolk genannt (Lota vulgaris, communis, fluviatilis, maculosa, inornata, compressa und brosmiana, Gadus lota, Molya lota und maculosa, Clarias fuviatilis), Vertreterin der Quappen (Lota) oder ſolher Schellfiſche, deren Merkmale in dem langgeſtre>ten, mit ſehr kleinen Shuppen beſetzten, kleinköpfigen Leibe, zwei Rückenfloſſen, von denen die zweite ſehr lang iſt, einer mäßig langen Afterfloſſe, abgerundeter oder zugeſpißter Shwanzfloſſe, Bärteln am Kinne und den in einfacher Reihe in beiden Kieferrändern ſtehenden Zähnen liegen. Die Quappe iſt auf Rü>en, Seiten und Floſſen lichter oder dunkler ölgrün gefärbt und mit ſ{hwarzbraunen, wolkigen Marmelfle>en gezeihnet, auf Kehle und Bauchfloſſen weißlich. Jn der erſten Nückenfloſſe finden ſich 12—14, in der zweiten 68—74, in der Bruſtfloſſe 18—20, in der Bauchfloſſe 5—6, in der Afterfloſſe 66—70, in der Schwanzfloſſe 366—40 Strahlen. Die Länge kann bis 60 cm, das Gewicht bis 8 kg erreichen; ſo große Stücke kommen jedoch nur in den tieferen Seen vor.

Wenige Arten von Süßwaſſerfiſchen dehnen ihren Verbreitungskreis ſo weit aus wie die Quappe. Sie ſoll ſelbſt im Meere, beiſpielsweiſe in der Nordſee, nicht ſelten vorkommen; doch ſtellt Günther dieſe Angabe entſchieden in Abrede und ſagt, daß ſie niemals das Salzwaſſer beſuche. Sie bewohnt die fließenden und ſtehenden Gewäſſer ganz Mitteleuropas und Nordamerifas ſowie die niht ſalzhaltigen Mittelaſiens, ſoll ſogar in Fndien vorkommen, obwohl F. Day ſie niht anführt. Zu ihrem Aufenthaltsorte wählt ſie mit Vorliebe tiefere Gewäſſer, und deshalb auch kleinere Flüſſe gewöhnlih nur dann, wenn ſih in deren Betten viele verhältnismäßig tiefe Stellen finden; in den Seen zieht ſie ſich gern nach den tiefſten Teilen, wo der Grund 40, 60 und mehr Meter unter der Oberfläche liegt. Eine zweite Bedingung, die ſie an ihren Wohnſig ſtellt, iſt, daß das Waſſer klar ſei; deshalb tritt ſie in Gebirgsgegenden in größerer Anzahl auf als im Flachlande. n Großbritannien gehört ſie niht zu den häufigen Fiſchen; im Oberrhein und im Donaugebiete hingegen wird ſie an geeigneten Orten überall gefunden. Fn der Schweiz kommt ſie, nah Tſchudi, noh in einer Höhe von über 700 m, in Tirol ſogar noch in ſolcher von 1200 m über dem Meere vor. Bei Tage hält ſie ſi< unter Steinen und anderen im Waſſer liegenden Gegenſtänden verborgen. „Hebt man“, ſchildert Schinz, „einen ſolchen Stein ſacht empor, ſo bleibt ſie noh eine Zeitlang ruhig, ſchießt dann aber mit der Schnelligkeit eines Blißes weg und verbirgt ſi<h unter einem anderen Steine oder im Schlamme. Die Alten halten ſih in den Tiefen auf, die Jungen in ganz flachem Waſſer nahe am Ufer. Des Nachts verläßt die Quappe ihren Aufenthaltsplaß und \{<hweift umher.“ Sie iſt einer der ärgſten Räuber der Gewäſſer und der Shre>en aller kleineren Fiſche, Junge der eignen Art niht ausgenommen. Fn Behältern freſſen die gefangenen, wenn man ihnen niht genug