Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
918 Dritte Drdnung: Weichfloſſer; zweite Familie: Shellfiſche.
Nahrung gibt, einander ſelbſt auf, und die ſtärkſte von ihnen alle anderen, die ſie irgendwie zu bezwingen im ſtande iſt. „Eine Magd“, erzählt Schinz, „die aus dem Behälter Quayppen holen ſollte, kehrte voll Beſtürzung zurü> und berichtete, es habe ſih ein wahres Wundertier eingefunden: eine Quappe ohne Kopf, aber mit zwei Shwänzen. Als man na<hſah, entde>te man, daß die eine Quappe die andere halb verſhlu>t hatte.“ Die Jungen nähren ſih hauptſähli<h von Fiſhlaih und Würmern.
Als Laichzeit werden die Monate November bis März angegeben; wahrſcheinli< alfo findet die Fortpflanzung, je nah der Örtlichkeit und Witterung, zu verſchiedenen Fahreszeiten ſtatt. So ungeſellig dieſe Fiſche ſonſt ſind, zur Laichzeit verſammeln ſie ſih [ſharenweiſe, öfters bis gegen hundert Stü>k, und bilden dann, indem ſie ſi<h aalähnlih untereinander winden, einen Knäuel na< Art der ſih paarenden Schlangen. Möglicherweiſe währt die Begattung unverhältni2mäßig lange Zeit; es liegt wenigſtens eine Beobachtung vor, die hierauf hinzudeuten ſcheint. Steinbuch erzählt, daß er einſtmals in der Brinz bei Heidenheim mit dem Zweiza>ke nah einer Quappe geſtochen, aber ſtatt eines zwei Fiſche mit ſeinem Werkzeuge dur<hbohrt habe. „Beide von dem Zweizake abgelöſte Fiſche“, ſagt er wörtlih, „hatte ih auf einen breiten, platten Stein gelegt, wo ſie, Kopf an Kopf und Bauch an Bauch der Länge nah aneinander liegend und gemeinſchaftli< nur eine Maſſe bildend, träge und unbeweglich liegen blieben. Ein gemeinſchaſtliches häutiges, etwa einen Finger breites, ringförmiges Band umſ<hloß beide Fiſche ungefähr in der Mitte ihrer Körperlänge ſo genau, daß keiner im ſtande war, ſi< von dem anderen zu trennen, und dieſe Verbindung blieb ſelbſt na< meiner harten Behandlung noh feſt und unverändert zurü>. Die Bauchflächen beider Fiſche waren durch dieſes Band ſo platt gegeneinander gedrüdt, daß die weihen Körper zuſammen faſt eine cylindriſche Geſtalt hatten, und das ringförmige Band war durch die Fiſchkörper ſo ſtark vollgefüllt und dadurh ſo geſpannt, daß es ſichtbar in die Maſſe der weihen Körper einſchnitt und der Durchmeſſer des gemeinſchaftlih gebildeten Cylinders an dieſer Stelle etwas kleiner war als über und unter dem Bande. Nachdem ich dieſe Erſcheinung hinlänglih bewundert und durh Umwälzung des gemeinſchaftlih gebildeten Körpers von allen Seiten betrachtet hatte, verſuchte ich, mit einem hölzernen Stäbchen, das ih neben mir auf der Erde liegend fand, dieſes vereinigende Band über die Körper beider Fiſhe rü>wärts nah dem dünneren Shwanzende zu hinabzuſtreifen, um dadur< die beiden gefangenen in Freiheit zu ſeben, und vorzüglich, um die Beſchaffenheit dieſes rätſelhaften Bandes genauer zu unterſuhen. Jh bemerkte bei dieſem Verſuche ſogleich, daß das ſowohl nah Beſchaffenheit der Farbe als nac ſeiner Weichheit, Schlüpfrigkeit 2c. mit der Oberfläche beider Fiſche genau übereinſtimmende Band mit keinem der beiden eingeſchloſſenen Fiſchkörper verwachſen zu ſein hien, und daß die beabſichtigte Löſung desſ\elben, bei der Weichheit der Fiſchkörper und der Ausdehnbarkeit des Bandes ſelbſt, niht mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ſein würde. Wirklich gelang es mir auh, nahdem ih mit dem Stäbchen und ein paar Fingern der einen und der anderen Hand zugleich an dem ganzen Umfange des vereinigenden Bandes und dem gemeinſchaftlichen Körper der Fiſche vorſichtig gearbeitet hatte, es zu verſchieben und es nah Wunſch rü>wärts hinabzuſtreifen. Fndem dur die Löſung des Bandes die Verbindung beider Fiſchkörper aufgehoben worden, fielen beide von ſelbſt voneinander, ſo daß ih nun der beiden ſi< vorhin de>enden Bauchflächen derſelben anſihtig wurde. Jh hatte alſo jebt zwei abgeſonderte Fiſche und jenes häutige, ringförmige Band als eine dreifache Beute vor mir liegen. Jndem ſih die beiden Bauchflächen dieſer Fiſche voneinander trennten, fiel mir der Umſtand auf, daß ihre beiderſeitigen Geſchlehtsöffnungen eine ſolche gegenſeitige Lage zeigten, daß die Öffnung des einen Fiſches während des verbundenen Zuſtandes auf die des anderen mußte gepaßt haben. Das abgeſtreiſte Band hatte da,
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