Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Tobias fiſh. Sandlanze. 993

und junge Fiſchbrut jagend und namentli<h an warmen Abenden durch wiederholte Sprünge über die Oberfläche des Waſſers ſih vergnügend, während ſie bei rü>kehrender Ebbe ſih in den Sand zu graben und hier bis zur Wiederkunft der Flut zu verweilen pflegen. „Sie leben“, ſo berihtet Günther, „zu großen Scharen vereinigt, ſi gleihſam wie auf Befehl an die Oberfläche erhebend oder auf den Grund tauchend, wo ſie ſi< mit unglaublicher Geſchwindigkeit in den Sand einbohren. Fiſcher ſuchen ſie ſchr als Köder und erkennen ihr Vorhandenſein an der Oberfläche, indem ſie das Gebaren der Tümmler, die von ihnen leben, beobahten. Dieſe Wale verſtehen es, wenn ſie mit einer Schar von Sandaalen zuſammentreffen, ſie an der Oberfläche zu erhalten, indem ſie untertauhen und um ſie herumſ<hwimmend große Mengen von ihnen vertilgen.“ Über ihre Fortpflanzung iſ man noch immer nicht im laren. Die Monate Mai, Auguſt und Dezember werden als die Laichzeit angegeben; Funge von eiwa 10 ecm Länge bemerkt man im April und hält ſie für die Brut des vorhergehenden Jahres.

Unſere Fiſcher gebrauchen die gefangenen Sandaale einzig und allein als Köder für andere Fiſche. Am Mittelländiſchen Meere ſoll man die dort vorkommende Art auch eſſen, und an der Küſte Grönlands wird der Tobiasfiſh und die Sandlanze friſch wie getro>net verzehrt; an unſeren Küſten erahtet man, obſchon mit Unrecht, ihr Fleiſh für wertlos.

Tieſſee- Dorſhfiſche, dur einen langen, zuſammengedrü>ten, nah der Spiße zu ſich ſtark verjüngenden Schwanz ausgezeihnet, ſind die Großſhwänze (Macruridae), die in der Körperform große Ähnlichkeit untereinander haben, ſi aber dur die Form der Schnauze und der Shuppen unterſcheiden. Sie waren früher nur in geringerer Artenzahl bekannt; dur die Tiefſeeunterſuhungen neueſter Zeit wu<hs die Familie auf etwa 40 Mitglieder, worunter viele eine Länge von 3 Fuß erreichen und in Tiefen von 120—200 Faden häufig vorkommen. Die urbildliche Gattung der Familie trägt den gleihen Namen (Macrurus).

Ebenmäßige Anordnung der Glieder gilt mit Necht als eins der weſentlichen Kennzeichen aller Wirbeltiere. Möge die Geſtalt uns ſo verzerrt erſcheinen, wie ſie wolle: die eine Seite des Leibes gleicht mehr oder weniger genau der anderen. Es gibt jedoch eine Fiſhfamilie, die ſih dadur<h auszeihnet, daß ſie eine Ausnahme von jener Negel bildet. Wer eins ihrer Glieder oberflählih beſchaut, iſt geneigt zu glauben, daß bei ihr der Leib von oben nah unten abgeflacht und nach den Seiten hin verbreitert ſei, überzeugt ſih aber bald dur< Betrachtung des, wie Gesner ſagt, „ganß widerwärtig geſeßten“, d. h. merkwürdig verdrehten Kopfes, daß dem nicht ſo ſein kann, und Unterſuhung des Knochengerüſtes, ſelbſt wenn ſie au<h nur am gebratenen Fiſche angeſtellt wurde, belehrt ihn, daß er es mit einem höchſt abſonderlih gebauten Geſchöpfe zu thun hat.

Die Flachfiſche, wie ſie ſhon zu Gesners Zeiten genannt wurden, oder Seitenſ<wimmer oder auh Schollen (Pleuronectidae) bilden eine beſondere gleihnamige Unterordnung (Pleuronectoideï) und fennzeihnen ſi< dur ſtark zuſammengedrückten Leib und einen dexartig verdrehten Kopf, daß beide Augen auf eine, bald auf die rete, bald auf die linke, Seite zu ſtehen kommen, und zwar je nah Art und Einzelweſen auf die Seite, die dur< Bekleidung und Färbung von der entgegengeſeßten durchaus verſchieden zu ſein pflegt, außerdem auh dur größere Entwickelung oder überhaupt Vorhandenſein der Floſſen, ja ſelbſt beſſere Ausbildung der Knochen des Gerippes von jener ſih auszeichnet, Die untere, dem