Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 271

Bierke Ordnung. Die Edeilfiſche (Physostom1).

Bei genauerer Unterſuhung der von Cuvier unter dem Namen „Weichfloſſer“ vereinigten Fiſhe fand Johannes Müller, daß eine namhafte Anzahl davon ſi< dur einen von der Shwimmblaſe ausgehenden Luftgang von den übrigen unterſcheidet. Auf dieſes Merkmal gründet er die Ordnung, mit der wir uns nunmehr zu beſchäftigen haben werden, und auf dieſes Merkmal bezieht ſi<h auh der wiſſenſchaftlihe Name, den ih nicht habe überſeßzen wollen, weil es mir niht notwendig erſcheint, daß der deutſhe und der wiſſenſhaftlihe Name wirkli dasſelbe bedeuten. Edelfiſhe nenne ih die „Mundoder Shwimmbläſer““/ weil zu ihnen wirklih die edelſten aller Fiſhe und weitaus der größte Teil unſerer Flußfiſhe gehören, Rückſichtlih der Bedeutſamkeit des angegebenen Merkmales können die Anſichten verſchieden ſein. „Es liegt“, ſagt Johannes Müller ſelbſt, „die Bemerkung nahe, daß es mißli< ſei, die Shwimmblaſe bei der Einteilung zu benugen, da gerade dieſes Organ ſo ſehr abändert. Hierauf antworte ih, daß auf die Gegenwart der Shwimmblaſe unter keinen Umſtänden ein Wert zu legen, daß aber ihr Bau, ſofern ſie gegenwärtig, unabänderlichen Geſeßen unterworfen iſt, die wir kennen, ſobald wir die wahren Ordnungen und Familien der Fiſche kennen. Nach dieſem Geſetze iſt ſie unter allen hierher gehörigen Fiſchen mit einem Luftgange verſehen, ſobald ſie überhaupt da iſt; nah dieſem Geſetze iſt ſie beim Karpfen und Salmler in die Quere geteilt und bei den Familien der Karpfen, Salmler und Welſe, ſofern ſie vorhanden, ohne Ausnahme mit dem Gehörorgane durc eine Reihe von Gehörknöchelchen verbunden. Der Name Phys0stomi iſt von einem Hauptcharakter der Ordnung hergenommen; er foll keinen alleinherrſhenden Charakter ausdrü>en.““ Anderweitige Kennzeichen liegen in den ſtets getrennten Schlundknochen, den kammförmigen Kiemen, den weichen Floſſen, der Stellung der Bauchfloſſen, falls ſie vorhanden, hinter den Bruſtfloſſen und der Bekleidung, die bei allen ſhuppentragenden Arten aus Nundſhuppen beſteht. Die Geſtalt rechtfertigt den von mir gewählten deutſ<hen Namen in jeder Hinſicht. Die Edelfiſche ſind {hön und ebenmäßig gebaut, ihr Leib iſt geſtre>t, walzig oder zuſammengedrückt; ihr Kopf und die Floſſen ſtehen im rehten Verhältnis zur Körpergröße. Beſhuppung und Färbung zeihnen ſih zwar nicht dur< auffallende Geſtaltung und Pracht, aber doh durch Zierlichkeit und Gefälligteit aus.

An Reichhaltigkeit der Formen ſteht dieſe Drdnung der reichſten von allen, jener der Stachelfloſſer, wenig nah; an Vielzahl der Arten hingegen kommt ſie, nah dem gegenwärtigen Stande unſerer Kenntnis wenigſtens, der genannten Abteilung nicht gleich; doh darf man wohl annehmen, daß gerade ſie dur< zukünftige Entde>ungen weſentlich bereichert