Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 274
236 Vierte Drdnung: Edelfiſche; erſte Familile: Welſe.
(Silurus glanis, Abbildung S. 216), Vertreter der Gattung der Waller (Silurus), hat mit einigen aſiatiſhen Verwandten gemein: na>ten Rumpf, kurze Rückenfloſſe ohne Stachelſtrahlen, ſehr lange Afterfloſſe, weites Maul und in Binden gereihte, hechelförmige Zähne auf Zwiſchen-, Unterkiefer und Pflugſcharbeinen. „Diß ſcheußliche Thier“, ſagt unſer alter Freund Gesner, „fönte wegen ſeiner Geſtalt ein teutſher Wallfiſch genennet werden. Ft ein ſehr ſheußliher, groſſer und ſchädliher Fiſh, hat ein ſheußlih weit Maul und S<hlauch, einen groſſen Kopff, keine Zähn, ſondern allein rauhe Kynba>en, iſt an der ganßten Geſtalt einer Trüſchen nicht ungleich: Er hat keine Shüppen, ſondern ein glatte ſ{hlüpferige Haut.“ Jn der That, ſ{hön oder wohlgeſtaltet kann man den Wels nicht nennen, und der Name „deutſcher Walfiſch“ iſt auh niht übel gewählt; denn der Waller, Scheit 2c. iſt wirkli<h der größte aller europäiſchen Flußfiſhe und hat als ſolcher ſhon lange vor Gesner die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſih gezogen, ja ſelbſt Dichter begeiſtert. Auſonius ſingt:
„Nun wirſt, mächtiger Wels, Meertier, au du mir geprieſen,
Der, als wäre der Rütken mit Ten Öl dir geſalbet,
Du ‘ein Flußdelphin mir bedüntſt, ſo gewaltig den Strom dur<
Zieheſt du, {<wer fortſhleppend die Maſſen des wuchtigen Körpers,
Bald von niedrigen Furchen gehemmt, bald wieder von Flußſchilf;
Aber ſobald in der Tiefe des Stroms du mächtig dahinwogſt,
Dich anſtaunen dann grüne Geſtad! und bläulihe Scharen
Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus dem Bette
Brandung, und über den Saum hin rollen die äußerſten Wellen.
Alſo wenn aus dem tiefen Atlantiſchen Meere den Walfiſch
An des Feſtlands Küſte der Wind und eigne Bewegung
Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, türmend erheben
Wogen ſi<, und das Gebirg' in der Näh’, es fürchtet zu ſ{hwinden,
Dieſer jedo<h, ſo friedlih, der Walfiſh unſrer Moſella,
Jſt vom Verderben entfernt und Zier dem herrlichen Fluſſe.“
An Größe kann unter den Flußfiſhen Europas nur der Hauſen mit dem Welſe wetteifern. Jn der Donau erreicht er bei einer Die, daß ihn kaum zwei Männer umſpannen fönnen, laut He>el und Kner, nicht ſelten eine Länge von 3 m und ein Gewicht von 200—250 kg. Seitel, Rü>en und Floſſenränder ſind blauſhwarz, die Seiten grünlichſchwarz, gegen den Bauch hin auf hellerem Grunde mit ölgrünen Fle>en gezeichnet; die Unterſeite iſt rötlich oder gelblichweiß, bläulihſ<hwarz gemarmelt; Bauch- und Afterfloſſen haben in der Mitte eine hellere gelbliche Binde; die zwei Bärtel des Oberkiefers ſind weißlich, die vier kurzen des Unterkiefers rötlih. Die Rü>enfloſſe hat 1 harten und 4 weiche, die Bruſtfloſſe 1 ſtahligen und 17 weiche, die Bauchfloſſe 11—13, die Afterfloſſe 90—92, die Schwanzfloſſe 17—19 Strahlen.
Von Südſchweden an verbreitet ſi< der Wels über das ganze mittlere und öſtliche Europa, auch über einen Teil von Weſtaſien, fehlt jedoh hier und da, ſo beiſpielsweiſe im RNhein- und Weſergebiete, faſt gänzlich, kommt überhaupt im allgemeinen nur in den öſtlich vom Nhein ſich findenden Gewäſſern vor, fehlt ſona<h in Frankreich, Spanien, Portugal ſowie auh in Ftalien und ſoll in Großbritannien nurx ein einziges Mal erbeutet worden ſein; aber die Angabe, daß er früher in Schottland heimiſh geweſen ſei, wird mit Necht beſtritten. Beſonders häufig iſt er in der unteren Donau, tritt jedo<h auh im oberen Laufe dieſes Stromes, ſeinen Nebenflüſſen und den mit dieſen in Verbindung ſtehenden Seen auf, ebenſo wie ex, der im Rhein zu den ſeltenſten Erſcheinungen zählt, im Bodenſee gefangen wird. Unſere Meere beſucht ex erwieſenermaßen nict, meidet ſogar die ſhwachſalzigen Haffe der Oſtſee, wogegen er dem Schwarzen und Kaſpiſchen Meere nicht fehlt, hier wie da ſogar einen wichtigen Gegenſtand der Fiſcherei bildet. Ruhige Tiefen mit Schlammgrund bilden ſeinen Standort. Hier lauert er träge hinter Steinen, verſenkten