Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 278

240 Vierte Ordnung: Edelfiſche; erſte Familie: Welſe.

Der ſehr flache und breite Kopf trägt ſe<s Bärtel; aus der Rücenfloſſe erhebt ſi< ein mäßig ſtarker, leiht gezähnelter Stahel von halber Kopflänge; aus den Bruſtfloſſen treten ſtärkere, auf beiden Seiten gezähnelte Stacheln hervor; die Fettfloſſe iſt etwa ebenſo lang wie die Rü>enfloſſe; die Bauhfloſſen ſind bedeutend fleiner als die Bruſtfloſſen. Die Färbung iſt ein je nah der Örtlichkeit wehſelndes Shlammgrau. Die Länge fann bis gegen 1 m betragen.

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Vulkane in Südamerika, insbeſondere in Quito, werfen niht bloß, wie von Vulkanen zu erwarten, Aſhen, Schla>en und Laven aus, ſondern gelegentlih auh Schlamm und Waſſer und dazu auch eine oft unzählbare Menge von Fiſchen, die dur ihre Fäulnis {hon manchmal die Luft weithin verpeſtet und Seuchen über die Bewohner der betroffenen Gegenden gebracht haben. Jn den Geſchichtsbüchern der Städte finden ſih Berichte über derartige Ereigniſſe, denen zufolge viele Tauſende von Fiſchen mit dem Schlamme au3geworfen wurden. Die Fiſche, die der Cotopaxi, wie man meinte, aus dem unbekannten Inneren der Erde herausbeförderte und die vom Volke Preñadillas genannt werden, ſind wenig verunſtaltet und ſcheinen überhaupt eine vulkaniſhe Hiße gar niht au8geſtanden zu haben. Nach der Verſicherung der Eingeborenen gehören dieſe Fiſche der nämlichen Wel3art an, die in den Bächen am Fuße der Feuerſpeier, aber auch ſonſt in den Gebirgswäſſern bis zu etwa 3000 m Höhe keineswegs ſelten iſt; dieſe Wel3art wird wegen des diden Schleimes, der ihren Körper bede>t, und ihres überhaupt niht einladenden Ausſehens halber wenig geachtet und nur von Leuten gegeſſen, die in ihrer Nahrung nicht wähleriſh ſind. Wahrſcheinlich bevölkert dieſer Fiſh auch große unterirdiſhe Waſſerbe>en, die bei den Ausbrüchen der Feuerſpeier man<hmal angezapft und deren Gewäſſer ſamt ihrem lebenden Fnhalte an die Oberfläche der Erde befördert werden; anders wenigſtens ließe ſi dieſe ſo überaus merkwürdige Erſcheinung niht erklären. So meinte man, und fein Geringerer als A. von Humboldt ſelbſt machte dieſe volkstümlihe Meinung zu der ſeinigen, obwohl ihn die Thatſache, daß die ausgeworfenen Fiſche weder geko<ht, noch gebraten, no< überhaupt zerſtört wurden, vielerlei Bedenken verurſahte. Wir fühlen folche Bedenken niht mehr, huldigen auch niht mehr der volkstümlihen Meinung: die vielberufenen Preñadillas kommen nämlich gar niht aus dem Junneren der Erde, fondern daher, wo ſie überhaupt zu leben pflegen: aus den offen zu Tage liegenden Gewäſſern an der Oberfläche der Erde, wo man ſie jederzeit bemerken kann. Jhr maſſenhaftes Abſterben und Erſcheinen während mancher vulkaniſcher Ausbrüche iſt einfah dadurch zu erklären, daß ſie in ihren heimatlichen Gewäſſern dur eindringende giftige Gaſe getötet wurden, daß zu den Leichen derer, die in tiefer liegenden Gebieten ſtarben, auh noch die Leichen derer hinzukamen, die in den höher liegenden Gebieten ihren Tod fanden und thalwärts geſhwemmt wurden, namentli<h auh von den Wildwaſſern, die infolge der den Ausbruch begleitenden mächtigen Regengüſſe von den Bergen niedergingen. So iſt denn unſer Fiſch, troß des ihm verliehenen bezeihnenden Namens, den er auch behalten hat, keineswegs für ein Tier anzuſehen, das gelegentlih durch die Kraft des Feuers unter gewaltigem Getöſe aus dem finſteren Bauche der Erde an das Sonnenlicht gebraht wird, ſondern als ein Tier, das gleih anderen Fiſchen in fließenden oder ſtehenden Gewäſſern, aber zu ſeinem Unheile in einem bisweilen recht gefährlichen Gebiete lebt.

Der Vulkanwels (Stygogenes cyclopum, Arges und Pimelodus eyclopum), Vertreter der Fett welſe (Stygogenes), unterſcheidet ſih mit ſeinen Gattungsverwandten von den Bra>welſen dur<h das Fehlen der Gaumenzähne, iſt nur 10 cm lang, ſehr platt gedrüt und auf ölgrünem Grunde ſhwarz getüpfelt, hat am Ende des breiten Maules