Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 279
Vulkanwels. Kielwels. Zitterwels. 241
zwei Bärtel, ſehr kleine Zähne, eine geſpaltene Schwanzfloſſe und in der Rüenfloſſe 6, in der Bruſtfſloſſe 9, in der Bauchfloſſe 5, in der Afterfloſſe 7, in der Schwanzfloſſe 12 Strahlen.
Unter den beſchildeten Mitgliedern der Familie verdienen die Nagelwelſe der Erwähnung. Bei ihnen ſind Kopf und Na>en gepanzert, mit einer Reihe von Knochenſtüken, deren jedes eine hervorſtehende dornige Kante hat, und Rü>ken- und Bruſtfloſſen ſehr ſtark gezähnelt; Bürſten- und Samtzähne bewehren beide Kiefer oder nux den Unterkiefer; eine Fettfloſſe findet ſi< regelmäßig.
Ein ſchon ſeit längerer Zeit bekannter Vertreter dieſer Gruppe iſt der Kielwels (Doras costatus, Silurus und Cataphractus costatus), Vertreter einer glei<hnamigen Gattung (Doras). Seine Länge beträgt etwa 30 cm. Die Färbung des Rückens und der Oberſeite iſt braun, die des Kopfes rotbläulich, die der Unterſeite lihter. Jn der Rüenfloſſe ſtehen 7, in der Bruſtfloſſe 8, in der Bauchfloſſe 7, in der Afterfloſſe 12 Strahlen.
Nicht die Geſtaltung des Kielwelſes, ſondern ſeine eigentümlihe Lebensweiſe iſt es, die mich beſtimmte, ihn hier zu erwähnen. Schon Hanco> berichtet und Shomburgk beſtätigt, daß dieſer Fiſh, wie andere ſeiner Verwandten auh, beim Austro>nen der Sümpfe und Flüſſe herdenweiſe oft ſtundenweit über Land wandere, um ein anderes Gewäſſer aufzuſuchen. Nach Angabe des erſteren Beobachters traf man einmal 3 Gehſtunden von der Küſte entfernt eine zahlreiche Herde dieſer Fiſche, die, mit dem biegſamen Schwanze ſih vorwärts ſtoßend, auf die Stacheln und Bruſtfloſſen ſi< ſtüßend, wie die zweifüßigen Eidechſen dahinkrohen und ſo ihren Weg mit der Geſchwindigkeit eines langſam gehenden Mannes fortſeßten. Es waren ihrer ſo viele, daß die den Beobachter begleitenden Neger mehrere Körbe mit ihnen füllen konnten. „Man hat behauptet“, ſagt Shomburgk, „daß ſie in einem häutigen Sate, der die Kiemenblätthen umgibt, etwas Waſſer zurückbehalten könnten, wodurch leßtere während der Reiſe feucht erhalten würden. Die Auswanderungszüge ſcheinen jede8mal von der geſamten Bevölkerung eines Sumpfes vereint unternommen zu werden. Finden die Züge kein Waſſer, ſo graben ſie ſih in den weihen Shlammboden ein, wo ſie, bis ſi< an der Stelle wieder Waſſer anſammelt, in einer Art von Erſtarrung liegen bleiben. Daß ſie 10 Stunden vollkommen lebensfriſh außerhalb des Waſſers zubringen können, habe ih ſelbſt erfahren.“
Zu den Nagelwelſen zählt au<h eins der merkwürdigſten Glieder der Familie, der Zitterwels, Naaſch der Araber (Malapterurus electricus, Silurus electricus), Vertreter einer gleihnamigen Gattung (Malapterurus), ausgezeichnet durch die Fähigkeit, eleftriſhe Schläge auszuteilen. Äußerlich nur durch die fehlende Nückenfloſſe, die ſie gleichſam erſeßende kleine Fettfloſſe und die ſtrahlenloſen Bruſtfloſſen von anderen Welſen unterſchieden, kennzeihnet ſi< der Raaſch innerlih durch das zwiſchen der ganzen Körperhaut und den Muskeln liegende dünne, einer Fettſchicht ähnelnde Gewebe, das aus ſe<s oder mehr übereinander liegenden Häuten beſteht und zwiſchen ihnen Raum für eine gallertartige Maſſe gibt, auh von einer beſonderen Schlag- und Hohlader und einem vielfach verzweigten Nerven geſpeiſt und geleitet wird. Die Färbung der glatten, ſehr ſ<hleimigen Haut iſt ein ſhwer zu beſtimmendes Grau; die Zeichnung beſteht aus unregelmäßigen ſchwarzen Seda die längs der Seitenlinie ſih häufen und auh auf den Floſſen vorhanden ſind. Jn der Bruſtfloſſe zählt man 9, in der Bauhhfloſſe 6, in der A 12,
Brehm, Tierleben. 83. Auflage. YI.