Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 306
268 Vierte Ordnung: Edelfiſche; dritte Familie: Karpfen.
ebenſo in Weſtſibirien, namentli<h im Db, und zwar in ausgezeichneten Stücken vor. Jm Gebirge ſteigt ſie bis zu 1000 m Höhe empor, darf jedo< troßdem als Fiſh der Ebenen bezeihnet werden. Flüſſe liebt ſie weniger als ſtehende Gewäſſer und unter dieſen Seen, Teiche und Sümpfe mit ſ{<lammigem oder lehmigem Grunde, wo Röhricht zwar vorhanden, aber doh niht vorherrſhend geworden iſt. Jn den Flüſſen zieht ſie ſi< immer nah ſolchen Stellen zurü>, wo das Waſſer langſam fließt und hinlänglihen Schlamm abſett; denn aus ihm holt ſie ſi<h ihre Nahrung hervor. Ganz beſonders ſoll ſie in abgebauten und mit Waſſer angefüllten Lehmgruben gedeihen. Sie iſt ein träger und langweiliger Fiſch, der ſich faſt ſtets nahe dem Boden aufhält, während des Winters ſih im Schlamme vergräbt und bloß bei ſehr gutem Wetter oder während der Fortpflanzungszeit
— E ——————— FS
Schleie (Tinca tinca). % natürl. Größe.
an die Oberfläche heraufſteigt. Wie der Shlammbeißer befindet ſie ſi< no< in Gewäſſern wohl, wo andere Fiſche und ſelbſt Karpfen abſtehen, weil ihr Atembedürfnis, d. h. der von ihr benötigte Verbrauh von Sauerſtoff außerordentlih gering iſt. Yarrell exrzählt eine Geſchichte, welche die Anſpruchsloſigkeit der Schleie in dieſer Hinſicht trefflich erläutert. Ein alter Pfuhl, der mehr mit Unrat als mit Waſſer gefüllt war, ſollte gereinigt und mit Erde zugeworfen werden. Keiner der Arbeiter dachte daran, in dieſem Waſſer außer einigen Aalen Fiſche zu treffen; als man aber etwas von dem Holze weggeräumt hatte, fand man gegen 400 Schleien und unter ihnen eine, die derart zwiſchen dem Gewurzel eines Strauches feſtgeklemmt war, daß ſie ſi< niht nur niht rühren konnte, ſondern ſogar eine von ihrer natürlichen Körperform abweichende Geſtalt angenommen hatte, ſo wie dies das Jnnere der Höhlung geſtattete. Jhre Länge betrug 85, ihr Umfang in der Shwanzgegend 70 cm, ihr Gewicht gegen 6 kg. Dieſer wunderbare Fiſch, der zweifel8ohne jahrelang in dieſem entſeßlichen Gefängniſſe ausgehalten haben mußte, wurde ſorgfältig in einen Teich gebracht und lebte 12 Monate ſpäter noch, hatte ſih ſogar wieder erholt und befand ſi<h wohl.