Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 444
404 Vierte Ordnung: Edelfiſche; neunundzwanzigſte Familie: Aalfiſ<he.
ſi< wiederholen; dann {ließt man die Eingänge und beſchäftigt ſich zunähſt nur mit der Regelung des Waſſerzufluſſes, der teils vom Meere aus, teils vom benachbarten Po her beſhafſt wird. Jm Auguſt beginnt nah vorausgegangenem Kirchendienſte die Fiſcherei, weil von dieſer Zeit an die vor 5—6 Jahren eingezogenen Aale ſi< zur Rü>kwanderung nah dem
leere anſchi>en. Jnfolge der künſtlih hergeſtellten Jrrgänge müſſen ſi<h die Fiſche in beſtimmten einen, dicht geſ{<loſſenen Räumen ſammeln, aus denen ſie dann mit leichter Mühe herausgefiſht werden. Ein Teil der Beute wird lebend na< den benachbarten Ortſchaften und Städten geſendet, ein anderer gekocht verſchi>t, ein dritter eingeſalzen, ein vierter geräuchert. Venedig, Rom, Neapel und andere große Städte Ftaliens werden faſt ausſ<ließlih von Comacchio mit Aalen verſorgt, und der Gewinn, den die Fiſcherei abwirft, iſt ſehr bedeutend.
Jn Shhleswig- Holſtein und in den Oſtſeeprovinzen fängt man ebenfalls viele Aale, auh an der Nordſeeküſte, die meiſten aber in Holland, von wo aus England und insbeſondere London verſehen wird. Auch Berlin erhält die meiſten Aale, die daſelbſt verzehrt werden, aus der Nordſee.
Das Fleiſh zählt zu dem beſten, das unſere Flußfiſhe liefern können, findet daher auh viele Abnehmer. An unſeren Küſten bildet der Aal, ebenſowohl friſ<h wie geräuchert oder eingemacht, einen niht unwichtigen Gegenſtand des Handels und wird von hier aus einerſeits bis na< Petersburg, anderſeits bis nah Rumänien verſendet.
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Jm allgemeinen den Flußaalen ſehr ähnli, unterſcheiden ſich die Meeraale (Cong er) durch die lange, faſt die ganze Oberſeite einnehmende, über oder dicht hinter den Bruſtfloſſen beginnende Rückenfloſſe, den über den unteren verlängerten oberen Kiefer und das Fehlen der Schuppen in der platten, ſchleimigen Haut.
An den europäiſchen Küſten lebt der bekannteſte Vertreter dieſer Gattung, der Séeaal (Conger conger, vulgaris, communis, verus, niger, leucophaeus und occidentalis, Muraena conger und myrus), ein ſehr großer Fiſh, der au3nahmsweiſe eine Länge von mehr als 3 m und, laut Yarrell, zuweilen ein Gewicht von über 50 kg erreihen kann. Die Färbung ſeiner Oberſeite iſt ein gleihmäßiges Blaßbraun, das auf den Seiten lichter wird und unten in ein ſ<hmußiges Weiß übergeht; Rüden: und Afterfloſſen find weißlih, ſ{hwärzlih geſäumt; die lihtere Seitenlinie tritt deutlih hervor.
Einzelne Forſcher haben die Meinung ausgeſprochen, der Seeaal ſei nihts anderes als ein dur< längeren Aufenthalt in der See vollkommen ausgebildeter Aal; die Unterſchiede zwiſchen beiden Fiſchen ſind jedo< ſo bedeutend, daß jene Anſicht eben nur ihrer Sonderbarkeit halber Erwähnung verdient: Geſtalt des Leibes, Stellung der Floſſen, Färbung, Anzahl der Wirbel und andere Eigentümlichkeiten des inneren Baues trennen beide zur Genüge.
Der Seeaal ſcheint faſt rings um die Erde in allen gemäßigten und tropiſhen Gebieten der Meere verbreitet zu ſein. Rings um Europa, nah A. Günther auch bei St. Helena, um Tasmanien und um Japan wird er maſſenhaft gefangen. Er liebt felſige Küſten oder ſucht an Flachküſten wenigſtens felſige Gründe auf und verbirgt ſi in Höhlen und Klüften des Geſteines, während ex ſi<h auf ſandigem Grunde durch Eingraben zu verſte>en weiß. Er iſt ein ungemein gefräßiges Tier, das nah Raubfiſchart auh ſ{hwähere ſeines Geſ<le<tes niht verſhont: aus dem Magen eines Stückes von 12 kg Gewicht nahm Yarrell drei Schollen und einen jungen Seeaal von 1 m Länge. Die Kraft ſeiner Kinnlade iſt ſo bedeutend, daß er Muſcheln mit Leichtigkeit zermalmt. Nicht ſelten unterſuht der Näuber