Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 462
422 Sechſte Ordnung: Haftkiefer; zweite Familie: Kugelfiſche.
dieſer abſonderlichen Art der Verteidigung gebraucht der Kröpfer übrigens auch ſein Gebiß mit Nachdru>; denn ingrimmig zerbeißt er das, was ex in das Maul bekommen fann. Er iſt zählebig und vermag lange Zeit außerhalb des Waſſers zu leben. Sein Fleiſch wird von den ärmſten Bewohnern des Nillandes gegeſſen, ſein Rogen dagegen gilt als giftig. : i Faſt in allen Sprachen führt ein höchſt abſonderlicher Fiſch, der Sonnenfiſ<, auh wohl Meermond, Mondfiſh und Shwimmender Kopf genannt, denſelben Namen, weil ſich der hierdur<h ausgedrüdte Vergleich jedem faſt von ſelbſt aufdrängt. Der Sonnenfiſh (Orthagoriscus mola, lunaris, solaris. fasciatus, spinosus, aculeatus. 020dura, retzii, ghini, rondeletii, blochii, redi und ranzani, Tetrodon mola und lunae, Diodon mola und carinatus. Mola nasus, aculeatus und retzii, Aledon capensis und storeri, Cephalus mola, brevis und orthagoriscus, Ozodura orsini, Timpanomium planci, Diplanchias nasus, Trematopsis willoughbei, Acanthosoma carinatum), Vertreter der Sonnenfiſche (Orthagoriscus), hat einen ungemein furzen, zuſammengedrü>ten Numpf und merkwürdig hohe, \pißige Rüken- und Afterfloſſen, die mit der kurzen, breiten Schwanzfloſſe in eins verſhmelzen und zu den kleinen, runden Bruſtfloſſen in gar feinem Verhältnis zu ſtehen ſheinen. Das Gebiß gleicht dem der Zweizähner, da auch bei den Sonnenfiſchen jede Furchung des die Kiefer bekleidenden Zahnſchmelzes fehlt. Nüſihtlih der inneren Teile iſt zu bemerken, daß die bekannten Arten dieſer Gattung einen Éleinen Magen haben, der ſih unmittelbar an die Speiſeröhre anſeßt, alſo keinen zum Aufblaſen geeigneten Vormagen beſigen, daß ihnen die Shwimmblaſe fehlt und der muskfelkräftige Schlagaderſtiel des Herzens vier halbmondförmige Klappen enthält. Die Geſtalt des Sonnenfiſches iſt kurz, eirund, in der Jugend faſt kreisrund, die Haut di> und rauh, die Färbung gewöhnlih ein unreines Graubraun, das ſih gegen den Bauch hin lichtet. Die Rü>enfloſſe ſpannen 15, die Bruſtfloſſe 11, die Afterfloſſe 15, die Shwanzfloſſe 18 Strahlen. An Größe übertrifft dieſer Fiſch alle Verwandten; denn man hat ſchon ſolche von 2 und 2,5 m Länge und mehr als 300 kg Gewicht gefangen.
Wiederum iſt es das Mittelmeer, wo man den Sonnenfiſch, einen in allen Meeren des heißen und gemäßigten Gürtels lebenden Fiſch, am häufigſten beobachtet hat; gleichwohl ſcheint es, als ob die Alten ihn niht gekannt hätten. Salvani war der erſte, der ſeiner erwähnt; GeSsner beſchreibt ihn ſhon ganz rihtig und berichtet von ihm einzelnes, das bis heutzutage, der anſcheinenden Unglaubwürdigkeit ungeachtet, niht widerlegt worden iſt. „Jn dem Waſſer auh ſo er gefangen wird, ſol er grunßen wie ein Schwein, bey Nacht mit etlichen Theilen alſo ſcheinen und glänzen, daß man vermeinet, es ſcheine ein Flamme oder Liecht, oder ſonſt ein glänßende Matery, alſo daß zu zeiten die Menſchen von ſolhem Schein oder Glanz ein ſ{hre>en und Forcht bekommen.“ Von dieſem Leuchten ſprechen auh andere Forſcher, während die ſpäteren Beobachter hiervon nihts in Erfahrung -gebraht haben. Das Wenige, was wir über das Leben des Fiſches wiſſen, verdanken wir den Engländern, die den Sonnenfiſh in den Gewäſſern an der Süd- und Weſtküſte Englands und Jrlands ab und zu beobachtet haben. „Bei ſhönem Wetter“, ſagt Yarrell, „bemerken ihn die Matroſen gar niht ſelten im Kanale, und zwar anſcheinend \{<lafend auf der Oberfläche des Meeres, nämlih auf einer Seite liegend und mit den Wellen treibend, ſo daß der Unkundige meint, es mit einem toten Fiſche zu thun zu haben.“’ Couch glaubt, unſer Sonnenfiſh ſchweife weit umher, halte ſih wahrſcheinlith in der Regel in ziemlich tiefem Waſſer nahe dem Grunde zwiſchen Meerpflanzen auf, die ihm zur Nahrung dienen und ſteige nux bei ſehr ruhigem Wetter an die Oberfläche empor, um hier ein Mittagsſchläfchen zu halten. Naht man ſih dann dem Fiſche mit Vorſicht,/