Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 473

Störe: Fangweiſen. Verwertung. 481.

aus weiter Ferne und wiſſen jedesmal zu unterſcheiden, um wel<he Art von Fiſchen es ſih handelt. Jhre Haupiteinteilung begreift rote und weiße Fiſche, und unter erſteren verſtehen ſie die Störarten.

An ſolchen Orten wendet man zum Fange hauptſähli<h Nee an. Ganz anders dagegen betreibt man den Fang der Störe zu anderen Zeiten und namentli<h im Wintex, wenn Eis die Flüſſe bede>t und die Störe, wie Lepechin ſagt, die Köpfe in den Shlamm eingebohrt, die Schwänze wie ein -dihter Wald von Paliſſaden in die Höhe gerichtet, Winterſchlaf halten. Die Fiſcher merken ſi<, laut Pallas, die tieferen Stellen des Fluſſes, wo ſih die Störe im Herbſte reihenweiſe zuſammenlegen, verſammeln ſich ſodann im Januar und beratſ<hlagen, nachdem ſie ſih einen Erlaubnis\ſchein zum Fiſchen erworben, über Tag, Ort und Art des Fiſchfanges. Auf das Zeichen eines Kanonenſchuſſes fahren ſie in Schlitten ſo eilig wie mögli< an die ihnen angewieſene Stelle. Fhr Fangwerkzeug beſteht aus eiſernen Haken, die an Stangen von 6—10, ja ſelbſt 20 m Länge befeſtigt und dur Eiſen beſhwert ſind. An Ort und Stelle angelangt, haut jeder eine Wuhne in das Eis; die dadur< aufgeſtörten Fiſche beginnen ſtromab zu gehen, ſtreichen über die eingeſenkten Haken hinweg und geben den Fiſchern durch die hierdurh hervorgebrachte Erſchütterung ein Zeichen, die Stange mit jähem Rue anzuziehen und womöglih den Fiſh anzuhaken. Mancher Fiſcher hat das Glü>k, an einem Tage 10 und mehr große Störe unter dem Eiſe hervorzuziehen; mancher andere aber ſteht mehrere Tage auf dem Eiſe, ohne einen einzigen an ſeinem Haken zu ſpüren, und gewinnt während des ganzen Monats nur ſo viel, daß er kaum die Ausrüſtungskoſten beſtreiten kann. Hanſteen, der dieſe Art der Fiſcherei auf dem Uralfluſſe kennen lernte, verſichert, daß etwa 4000 Koſaken binnen 2 Stunden auf dieſe Weiſe für mehr als 40,000 Rubel Fiſche fingen. Der erſte Fiſh wird gewöhnlich der Kirche geſchenkt; die übrigen verſendet man auf Schlitten ſo eilig wie mögli<h. Es finden ſi< um dieſe Zeit Kaufleute aus den entfernteſten Gegenden des Landes ein, welche die gefangenen Störe ſofort aufkaufen, Fleiſch und Nogen zubereiten, beides verpa>en und ſo eilig wie mögli verfrahten. Bei anhaltender Kälte ſalzt man nicht; fällt jedo<h Tauwetter ein, ſo thut man dies ſofort.

Andere, beſonders im Kaſpiſchen Meere übliche Fangweiſen ſchildert M. Lindeman. Im nördlichen Teile des Kaſpiſchen Meeres und zwar an flachen Stellen, die niht mehr als 2—4 Faden Tiefe aufweiſen, verſenkt man, ähnlih wie bei der Heringsfiſcherei, zu langen Wänden verbundene und unten beſchwerte Stellneße, die ſona<h aufre<t im Waſſer ſtehen. Jedes Nes iſt etwa 25—30 m lang und 2,5—8 m tief oder breit; die Maſchen ſind etwa 10 cm weit. Solcher Nege werden 80—120 Stück eng aneinander gereiht in langer Linie ausgebra<ht und feſtgeſtellt. Die ſtark gebauten und mit einem Verdecke verſehenen Fiſcherfahrzeuge ankern in der Nähe der Nezwand und behalten ſie im Auge; die Fiſcher fahren in Nuderbooten ab und zu, um den Fang auszulöſen, die Neße in Ordnung zu halten und etwa entſtandene Beſchädigungen auszubeſſern. Die Zubereitung der erbeuteten Störe wird ſogleich auf den größeren Fahrzeugen vorgenommen. Hauſen werden an der öſtlichen und weſtlichen Seite des Kaſpiſchen Meeres, wenn ſi eine Cisdede gebildet hat, auh mittels großer Angelhaken, die mit Seehundsſpe> geködert ſind, unter dem Eiſe gefangen. Der ſehr ſtarke Haken iſt an einem 40—60 m langen Taue befeſtigt und durch eine kleine, in das Eis gehauene Wuhne ins Waſſer verſenkt. Quer über dem Loche liegt eine Stange, woran das in die Tiefe hängende Tauende mittels einer dünnen Shnur geknüpft iſt. Nimmt ein Hauſen den Köder und fühlt er den ſih einbohrenden Haken, ſo zerreißt ex bei ſeinen Befreiungsverſuchen die dünne Haltſ<nur und benachrichtigt dadur<h die beaufſichtigenden Fiſcher, die nun ihre Beute dur die Wuhne auf das Eis ziehen.