Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, page 475
Schaufelrüßler. Schwertrüßler. Flöſſelhecht. 433
Nändern dünne und biegſame blatt- oder ſhaufelförmige Shnauze. Er wird 2 m lang, wovon der vierte Teil auf die dur< den Rüſſel gebildete Schaufel kommt, die bei jungen Stücken noh verhältnismäßig länger iſt. Der Schaufelrüßler gehört zu den Nußfiſchen; dasſelbe gilt von dem Shwertrüßler (Psephorus gladius), einem im Hoangho und Jan-tſe-kiang lebenden aſiatiſchen Vertreter der kleinen Familie.
Der Vertreter der Vielfloſſer (Poly pteridae), der einzigen, bloß noc aus dieſer Art beſtehenden Familie der zweiten Unterordnung der Shmelzſchupper (Polypteroidei), iſt der Flöſſelhe<t oder Biſchhir (Polypterus bichir, senegalensis und endlicheri). Er hat eine geſtre>te, walzige Geſtalt; die Schnauze iſ ſtumpf; Bruſt- und Bauchfloſſen ſind wenig entwi>elt; die Rückenfloſſe hingegen teilt ſi<h in eine große Anzahl getrennter Flöſſel, wovon jedes einzelne durch einen ſtarken Stachel geſtüßt wird und außerdem einige weiche, an der hinteren Seite des Stachels befeſtigte Strahlen hat; die Schwanzfloſſe umgibt das Ende des Schwanzes, die Afterfloſſe wird von ihr nur dur einen {malen Zwiſchenraum getrennt; die kleinen Bauchfloſſen ſtehen weit nah hinten. Der Oberkiefer iſt nicht in Stücke geteilt; der Unterkiefer hat die der Klaſſe zukommende Anzahl der Knochenſtü>e, wie überhaupt der ganze Schädel wenig von dem anderer Fiſche abweicht; die Wirbel haben auf beiden Seiten Aushöhlungen. Der Bau der Naſe iſ zuſammengeſeßter als bei irgend einem anderen Fiſche. Jn der großen, von den wahren Naſenbeinen gede>ten Höhle liegt ein Labyrinth von fünf häutigen Naſengängen, die gleihlaufend um eine Achſe ſtehen: jeder dieſer Gänge enthält in ſeinem Fnneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Naſenöffnung iſt in eine häutige Röhre ausgezogen, die hintere iſt eine kleine Spalte in häutiger De>e. Der Magen bildet einen Blindſa>; am Pförtner findet ſi ein Blinddarm; die Schwimmblaſe iſt doppelt und beſteht aus zwei ungleich langen Säen, die vorn zu einer furzen, gemeinſamen Höhle zuſammenfließen; leßtere öffnet ſich, abweichend von allen Fiſchen, niht in die obere, ſondern wie eine Lunge in die Bauchwand des Schlundes. Der Biſchir hat 8—18 Nüdenfloſſen, wovon jede aus einem Stachel und 4—6 Strahlen beſteht, verhältnismäßig große, auf einem verlängerten Arme ſtehende Bruſtfloſſen, eine lanzettförmige Afterfloſſe und eine lange, eirunde Shwanzfloſſe, deren Strahlen mit den 15 leßten Wirbeln des Gerippes zuſammenhängen. Die Schuppen ſind ſehr groß, viere>ig und in Reihen geordnet, die ſchiefe, von vorn na<h hinten laufende Streifen bilden, die Kopfſchilde breit und wie die Shuppen knochig und beinhart. Die Grundfärbung iſt ein mehr oder minder lebhaftes Grün, das nah unten in ein ſ<mußiges Weiß übergeht und einige ſ{<warze Fle>en trägt. An Länge ſcheint das Tier niht über 120 em zu erreichen.
Das Verbreitungsgebiet des Flöſſelhe<htes umfaßt das tropiſche Afrika, beſonders die weſtlichen Teile. Der Fiſh findet ſi< in großer Anzahl in den Flüſſen Weſtafrikas iſt aber auch im oberen Nil nicht ſelten. Geoffroy Saint-Hilaire fand ihn in Ägypten und erfuhr, daß man ihn hier nur ſelten und zwar bei niedrigem Waſſerſtande an den tiefſten Stellen des Stromes im Schlamme fange und wegen ſeines weißen, wohlſ{<me>enden Fleiſches hohſhäße. Th. von Heuglins Unterſuchungen zufolge gehört er dem oberen Stromgebiete des Weißen Nils, alſo eigentlih dem inneren Afrika an und gelangt bloß bei hohem Waſſerſtande bis na< Ägypten herab. Hier folgt er vorzugsweiſe dem Bewäſſerungsfkanale, der vom Strome aus nach dem Mörisſee führt, vielleicht des ſehr ſtarken Gefälles dieſes Gewäſſers halber; er wird wenigſtens in der Oaſe Fajum öfter als irgendwo anders gefangen. Jn den Ländergebieten des Weißen Nils findet er ih ſehr häufig auf
ſeiten, ſ{hlammigen Stellen oder in Lachen, die beim Fallen des Stromes zurückblieben, Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VIII. 28